Süddeutsche Zeitung

Umfrage:Was nach der Miete übrig bleibt

Die Münchner geben einen großen Teil ihres Einkommens fürs Wohnen aus, jeder fünfte sogar fast die Hälfte. Die Mehrheit fühlt sich durch die Gesetze rechtlich gut geschützt.

Von Anna Hoben

40 Prozent der Münchner Mieter geben mehr als 35 Prozent ihres Haushaltseinkommens für Miete aus. Bei jedem fünften Mieter (19 Prozent) sind es sogar mehr als 45 Prozent. Das hat eine repräsentative Umfrage der RIM Marktforschung GmbH ergeben, die das Institut im Auftrag des Mietervereins München durchgeführt hat. Dafür wurden zwischen Ende September und Ende Oktober 705 Haushalte in der Region schriftlich befragt - 376 in der Stadt München und 329 im Umland. Mehr als 35 Prozent nur für Mietzahlungen, "das ist zu hoch", sagt Beatrix Zurek, Vorsitzende des Mietervereins. Eigentlich gelte die Faustregel, dass Mieter nicht mehr als 30 Prozent ihres Nettoeinkommens für die Miete ausgeben sollten, da sie sonst in finanzielle Schieflage geraten können.

Zwei Drittel der Befragten (65 Prozent) aus München gaben in der Umfrage an, zur Miete zu wohnen. Ein Drittel (31 Prozent) lebt im Eigentum; vier Prozent machten keine Angabe. Im Umland ist das Verhältnis fast umgekehrt: Dort wohnen 36 Prozent zur Miete, die Eigentümer sind mit 55 Prozent in der Mehrheit. Neun Prozent machten keine Angabe. Die Mietbelastung ist im Umland etwas niedriger. Befragt wurden Mieter in den Landkreisen München, Freising, Erding, Ebersberg, Starnberg, Fürstenfeldbruck und Dachau.

Neben der Mietbelastung ging es in der Umfrage auch um den gesetzlichen Schutz von Mietern und um die Angst vor Eigenbedarfskündigungen. Mehr als jeder zweite Mieter in München (52 Prozent) gab an, sich durch die bestehenden Gesetze vor Problemen mit dem Mietverhältnis gut oder sehr gut geschützt zu fühlen. Jeder dritte Mieter (31 Prozent) fühlt sich weniger gut oder schlecht geschützt. Die größten Unsicherheiten verspüren Mieter im Alter von 50 bis 65 Jahren. Der Mieterverein bekomme immer wieder mit, dass Mieter aus dieser Altersgruppe überlegen, München langfristig zu verlassen, sagte Zurek.

Abhilfe schaffen könnten aus ihrer Sicht ein bayernweiter Mietenstopp, mehr Neubau und eine Bodenrechtsreform. Man werde im kommenden Jahr trotz schwieriger Haushaltslage beim Wohnungsbau "einen großen Schwerpunkt" setzen, kündigte die wohnungspolitische Sprecherin der SPD im Stadtrat, Simone Burger, an.

Jeder sechste Mieter gab an, immer wieder Angst vor einer Eigenbedarfskündigung zu haben. Fakt ist, dass Eigenbedarfskündigungen seit einigen Jahren stark zunehmen. 2018 zählte der Mieterverein 880 Fälle unter seinen Mitgliedern - doppelt so viele wie 2017. Im vergangenen Jahr waren es rund 1000 Fälle. Der Mieterverein fordert, dass die Regeln für solche Kündigungen verschärft werden.

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SZ vom 19.11.2020/vewo/van
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