Süddeutsche Zeitung

Jury-Entscheidung:So soll das neue Quartier Eggarten bebaut werden

Der Siegerentwurf für das 21 Hektar große Areal in der Lerchenau steht fest. 2000 Wohnungen könnten entstehen - es wäre es das größte genossenschaftliche Projekt seit dem Zweiten Weltkrieg.

Von Sebastian Krass

Bis zu 2000 neue Wohnungen sollen auf dem Areal entstehen, die Hälfte davon erbaut und betrieben von Genossenschaften - und nun gibt es einen Plan, wie der Eggarten im Münchner Norden bebaut werden soll: Das Büro Studio Wessendorf zusammen mit dem Atelier Loidl Landschaftsarchitekten, beide aus Berlin, haben den städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerb für das 21 Hektar große Areal in der Lerchenau gewonnen.

"Die Arbeit besticht durch eine durchlässige, wohlproportionierte Bebauung und eine ausgezeichnete Balance zwischen den historisch gewachsenen Landschaftsstrukturen und den neu geplanten öffentlichen beziehungsweise privaten Grünflächen", begründet der Architekt und Vorsitzende des Preisgerichts, Markus Allmann die, Wahl. "Die Positionen der Hochpunkte sind klug gewählt und ermöglichen gleichzeitig eine notwendige Dichte sowie die wünschenswerte Offenheit." Zudem gebe es kleine begrünte Plätze und den Plan, das neue Quartier weitgehend autofrei zu halten. Weitere Details werden am Mittwoch vorgestellt.

Das weitere Prozedere ist üblicherweise so, dass der Entwurf zur Grundlage für den Bebauungsplan wird, mit dem der Stadtrat das Baurecht für das Areal schafft. Bis dessen Verabschiedung vergehen in der Regel zwei bis drei Jahre. Auch die architektonische Gestaltung der einzelnen Gebäude wird erst in weiteren Schritten festgelegt. Bis die ersten Bewohnerinnen und Bewohner im Eggarten einziehen, werden also noch einige Jahre vergehen. Am Ende könnte es zur Heimat für etwa 5000 Menschen werden, die Investoren versprechen ein "nachhaltiges Modellquartier", das neben dem genossenschaftlichen Aspekt auch Maßstäbe in den Bereichen Mobilität, Energie und Klimaschutz setzen soll.

Das Konzept für die Bebauung des Eggartens ist ein für München neues, allerdings lösen die Pläne auch erbitterten Widerstand im Stadtbezirk Feldmoching-Hasenbergl aus. Grundstückseigentümer und Entwickler des Bauprojekts sind die Immobilienfirmen CA Immo und die Büschl Unternehmensgruppe. Sie haben sich 2019 mit der Genossenschaftlichen Immobilienagentur (Gima), einer Art Dachorganisation der Münchner Wohnungsgenossenschaften und weiterer gemeinnütziger Immobilienfirmen, zusammengetan und auf eine Absichtserklärung verständigt: Demnach würden die nach den Regeln der Sozialgerechten Bodennutzung (Sobon) vorgeschriebenen 40 Prozent an geförderten und preisgedämpften Wohnungen auf jeden Fall von Gima-Mitgliedern realisiert. Bei einem Baurecht für 1750 Wohnungen würden 750 Einheiten an die Gima fallen, etwa 43 Prozent.

Wenn die Stadt aber Baurecht für 2000 Wohnungen schafft, würden 1000 an die Gima gehen. Es entstünde also auf privatem Grund 50 Prozent preisregulierter Wohnraum und damit mehr als die Sobon verlangt - ein Novum für München. Zudem wäre es das größte genossenschaftliche Wohnbauprojekt seit dem Zweiten Weltkrieg. Ein weiterer Vorteil: Die Genossenschaften würden sich zu Bindungsfristen von 40 bis 60 Jahren für die Preisregulierung verpflichten, die Sobon sieht 25 bis 40 Jahre vor. Die Wohnungen wären also länger davor geschützt, auf dem freien Markt vermarktet zu werden

Dennoch kämpfen Kritiker gegen das Projekt. Ihnen geht es nicht um die Ausgestaltung des Wohnraums, sondern darum, die Bebauung des Areals grundsätzlich zu verhindern. Die Kleingartensiedlung Eggarten, die im Norden an den Lerchenauer See und im Süden an die Güterzugstrecke des Nordrings grenzt und etwa halb so groß ist wie die Theresienwiese, ist aus ihrer Sicht ein schützenswertes Kleinod. Ihr Widerstand wird aber vermutlich ohne Erfolg bleiben. Im Stadtrat zeichnet sich eine klare Mehrheit für die Schaffung von Wohnraum im Eggarten ab.

Die Wettbewerbsergebnisse werden vom 23. Juli bis 9. August im Isar-Forum auf der Museumsinsel täglich von 12 bis 20 Uhr ausgestellt.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4971458
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/infu
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.