Energie-Unternehmen:Green-City-Tochter geht an die Börse

Kabinett verabschiedet bayerisches Paket für mehr Klimaschutz

Summiq will Wind- und Solarparks kaufen, finanzieren und betreiben.

(Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)
  • Summiq, der Münchner Ökostromproduzent, geht ein Jahr nach der Firmengründung an die Börse.
  • Die neue Gesellschaft wird kleine bis mittlere Solarparks und Onshore-Windparks kaufen, finanzieren und betreiben. Der Kernmarkt ist Deutschland, Italien, Frankreich und Spanien.
  • Summiq will, dass bis zu zehn Millionen Aktien zu je zehn Euro gezeichnet werden. Der Bruttoerlös soll im kommenden Jahr für die Anschaffung von neuen Energie-Anlagen verwendet werden.

Von Thomas Anlauf

Der Münchner Ökostromproduzent Summiq geht nur ein Jahr nach seiner Gründung an die Börse. Am Montag schaltete die Münchner Börse eine Webseite für das Tochterunternehmen von Green City frei, dort können Anleger bis zum 5. Dezember eine sogenannte Limitorder tätigen. Summiq will, dass 7,5 bis zehn Millionen Aktien zu je zehn Euro gezeichnet werden. Der Bruttoerlös von 75 bis 100 Millionen Euro soll im kommenden Jahr für die Anschaffung von Erneuerbare-Energie-Anlagen verwendet werden. Zudem ist die Notierung von 50 000 bestehenden Aktien der bisherigen Gesellschafterin Green City AG geplant.

"Die Summiq AG will innerhalb von fünf Jahren ein Gigawatt-Portfolio aus Erneuerbaren-Energie-Anlagen - Onshore-Wind und Solarparks - aufbauen", sagt Torsten Amelung, Vorstandsvorsitzender des jungen Unternehmens. "Sie wird dies mit digitalen Technologien und Speicherlösungen ergänzen, um den Strom aus dem Portfolio optimal zu vermarkten." Zu den bereits bestehenden drei Windanlagen - zwei in Deutschland und eine in Italien - sollen bereits im kommenden Jahr neun weitere Projekte in Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien entstehen. 2022 will Summiq bereits Anlagen mit einer Gesamtleistung von einem Gigawatt zur Verfügung haben.

Die neue Gesellschaft wird kleine bis mittlere Solarparks und Onshore-Windparks kaufen, finanzieren und betreiben. Die Risiken für die Projektentwicklung seien für das Unternehmen nur gering, sagte Amelung bei einer Auftaktveranstaltung zum Börsengang im Adolf-Kolping-Haus in München. Denn Summiq wird eng mit dem Münchner Ökoenergieunternehmen Green City AG kooperieren. Green City kann auf jahrelange Erfahrung zurückgreifen. Bereits 2005 gründete die Umweltorganisation Green City die Tochtergesellschaft Green City Energy GmbH, die 2011 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde. Seither ist der Kernmarkt in Deutschland, Italien, Frankreich und Spanien.

Dass sich sowohl Green City als auch künftig Summiq zu 80 Prozent auf diese vier europäischen Länder konzentrieren, hat seinen Grund: Zum einen wollen diese Länder ganz oder zum Teil aus der Atomenergie aussteigen. Außerdem seien Spanien und Italien beim Strom bislang Importländer, was für diese Staaten teuer sei, sagt Amelung. Künftig könnten diese Länder mit der Hilfe von Summiq mehr Strom selbst produzieren.

"Die erneuerbaren Energien werden die fossilen Energieträger verdrängen"

Der Energie-Experte Amelung arbeitete unter anderem in Führungspositionen beim US-Stromversorger TXU, als Leiter der Stadtwerke Kiel und dann 16 Jahre lang beim staatlichen norwegischen Energiekonzern Statkraft. Finanzchef von Summiq ist Frank Wolf, der zuvor in gleicher Position bei Green City war. Wolf erinnerte zum Börsengang daran, dass mittlerweile die Hälfte des Stroms in Deutschland aus erneuerbaren Energien stamme, dabei hatten Kritiker in der Vergangenheit geglaubt, dass Ökostrom immer nur ein Bruchteil des Energiemixes ausmachen könnte. Das Gegenteil ist eingetreten. Insbesondere Solar- und Windkraftanlagen seien mittlerweile sehr günstig und könnten sogar noch billiger werden. "Das sind eigentlich sehr einfache Energien", sagt Wolfs Vorstandskollege Amelung.

Gerade bei der Energie aus Sonnenlicht und Wind gebe es keine Gegenargumente mehr, zudem die erneuerbaren Energien deutlich günstiger als Kohlestrom oder Atomstrom seien. "Die erneuerbaren Energien werden die fossilen Energieträger verdrängen", sagt der Summiq-Vorsitzende. Auf der anderen Seite werde durch die Digitalisierung die Nachfrage an Strom deutlich steigen. Und immer mehr bedeutende und einflussreiche Unternehmen würden sich aus Imagegründen dazu verpflichten, nur noch Strom aus Erneuerbaren zu verwenden.

Für Jens Mühlhaus, Vorsitzender der Green City AG, ist der Zeitpunkt des Börsengangs angesichts des Klimawandels richtig. "Die Meeresspiegel steigen, die Wüsten breiten sich aus, der Regenwald brennt - wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, an dem man nicht nur von irgendwas reden kann", sagt Mühlhaus. "Die Klimakrise überrollt uns, sagen uns alle Wissenschaftler seit einem Jahr. Wir haben als Green City ein Credo: Was kann man eigentlich tun?" Als eine Antwort sieht Mühlhaus den konsequenten und schnellen Ausbau der Erneuerbaren.

Dieser Ausbau könne auch ohne die Politik gemacht werden. Der Energieexperte mahnt zur Eile bei den Anstrengungen: "Wir haben allesamt die letzten zehn Jahre verschlafen. Deshalb müssen wir jetzt doppelt so schnell sein." Nicht erst 2050, sondern spätestens im Jahr 2035 müsse Deutschland klimaneutral sein, sagt Mühlhaus. Wind- und Sonnenenergie werden ein wichtiger Baustein dazu sein.

Zur SZ-Startseite
Speiselokal Pfistermühle am Platzl Karree mit wildem Wein auch Jungfernrebe Parthenocissus tricuspi

Umweltschutz
:Stadt fordert Unternehmen zum Nachvergrünen auf

Firmen sollen ihre Gebäude und Gelände naturnah gestalten. Das kann Kosten sparen und hat positive Folgen für das Stadtklima - wenn genügend Betriebe mitmachen.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: