München:"Wir sind immer hellhörig"

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Werden Kinder von Fremden angesprochen, ist es wichtig, richtig zu reagieren

"Nichts ist schneller als das Gerücht", hat schon der römische Geschichtsschreiber Titus Livius konstatiert. Beobachten lässt sich dieser Mechanismus derzeit in Bogenhausen, Haidhausen und Trudering. Auslöser war ein Zwischenfall an der Feldbergschule: Auf dem Heimweg soll ein Mädchen von einem Mann angesprochen und aufgefordert worden sein, mit ihm mitzugehen. Ein Täter wurde bislang nicht identifiziert, die Kriminalpolizei ermittelt aber noch.

Dass die Angst vor einem Verbrechen bei Eltern und Lehrern alle Alarmglocken schrillen lässt, versteht sich von selbst. Umgehend taten die Verantwortlichen, was auch das Staatliche Schulamt München in einem solchen Fall empfiehlt: Nachdem die Kinder von ihrem Erlebnis berichtet hatten, informierte die Schulleitung sofort die Polizei und per Elternbrief vom 27. Oktober die Väter und Mütter. Ähnliche Vorfälle sollen sich am 15. Oktober an den Grundschulen Stuntzstraße und Kirchenstraße zugetragen haben. Das bestätigt Polizeisprecher Gottfried Schlicht. Der Kriminalhauptkommissar betont, dass man die Aussagen von Kindern genau so ernst nehme wie die von Erwachsenen: "Wir sind immer hellhörig, weil man zunächst nicht wissen kann, was dahintersteckt." Allerdings hätten die Ermittlungen keine Bestätigung für die Schilderung der Kinder erbracht.

Parallel aber wurde eine Art Alarmautomatismus in Gang gesetzt: Auch an den Grundschulen Fritz-Lutz-, Bazeilles- und Kirchenstraße wurden zuletzt Elternbriefe verschickt - mit Verweis auf die Stuntzstraße. Recht schnell entstand so der Eindruck allgegenwärtiger Gefahr. Was wiederum die Polizei, so Gottfried Schlicht, mit einigem Unbehagen beobachtet.

Und nicht zuletzt gebe es Fälle wie jenen in der Gebelestraße, wo ein Mann einen Buben angesprochen haben soll, um ihn zu sich nach Hause zu locken. Im Zuge der Ermittlungen wurde dann aus dem Mann eine Frau, und nicht sie habe den Buben, sondern der Bub sie wegen ihres Hundes angesprochen. Die Einladung zu sich, die der Bub ablehnte, hat es tatsächlich gegeben. Die Gründe dafür aber waren lauter, wie die Polizei feststellte, nachdem sie die Frau ausfindig gemacht hatte: Sie wollte ihm nur Eintrittskarten für den Zirkus Baldoni schenken.

© SZ vom 31.10.2015 / gru - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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