Wer am vermutlich verschneiten und eiskalten Wochenende mit dem Fahrrad durch München unterwegs sein wird, dürfte stellenweise schneller und vor allem sicherer ans Ziel kommen, wenn er oder sie das Rad schiebt. Zwar sind derzeit mehr als 1000 Einsatzkräfte und mehr als 600 Räumfahrzeuge des Winterdienstes im täglichen Einsatz, das Räumen und Streuen der Radwege erfolgt aber unabhängig von der Bestreuung der sonstigen Fahrbahnen, auf denen sich Autos und Busse bewegen.
Grund für die frostigen Temperaturen ist kalte Polarluft, die die bayrische Landeshauptstadt am Wochenende erreichen soll. Für kommenden Montag warnt der Deutsche Wetterdienst außerdem erneut vor gefrierendem Regen und einer erneuten Glatteislage in München und der ganzen Region.
Auf den Radwegen wird dabei statt Streusalz Splitt gestreut. Im Gegensatz zum Salz wirkt Splitt allerdings nur abstumpfend. Die einzelnen Körner werden in die Schneeschicht eingedrückt und bilden eine raue Oberfläche. Aufgrund der geringeren Wirksamkeit muss Splitt deshalb öfter nachgestreut und nach dem Auftauen von Eis und Schnee wieder zusammengefegt und entfernt werden. Dafür ist Splitt umweltfreundlicher als Streusalz, weil er sich nicht in angrenzenden Grünflächen auflöst und dort Bäume oder Pflanzen schädigen kann.
"Das Salz ist tatsächlich ein Problem, wenn es in die Grünstreifen geht", sagt Andreas Schön, der 1. Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in München. Trotzdem wünscht er sich eine differenziertere Betrachtung beim Thema Bestreuung der Radwege. An vielen Radwegen gebe es keine Grünstreifen, in denen das Streusalz Umweltschäden anrichten könne. "Beispielsweise bei Steigungsstrecken entlang der Isar oder auf Brücken, an denen es bei der Kälte schnell eisig und glatt wird." In diesen Fällen sei das Argument einer Nicht-Streuung durch Salz nicht haltbar, und es müsse zumindest über Alternativen nachgedacht werden.
"Wir wollen eine Verbesserung der Rad-Infrastruktur"
Neu aufgekommen ist die Diskussion um das Bestreuen der Radwege vor allem durch den Eisregen vom vergangenen Mittwoch, der den öffentlichen Nahverkehr teilweise lahmlegte und in München viele Radstrecken unbefahrbar machte. Statt mit Salz oder Splitt zu streuen, könne man auch überlegen, umweltfreundlichere Sole zu verwenden, sagt Schön und fordert ein ergebnisorientiertes Handeln. "Die Stadt ist verkehrssicherungspflichtig."
Zustimmung kommt von der städtischen Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer. "Gerade bei dieser Witterung mit Schneefall, Temperaturen um den Gefrierpunkt und überfrierender Nässe hilft Splitt leider nur bedingt." Sie ergänzt: "Wir wollen eine Verbesserung der Rad-Infrastruktur. Als Baureferat werden wir prüfen, wie die bestehenden Räumkonzepte optimiert werden können."
Abseits der Diskussion um das Streuen auf Radwegen informieren sich derzeit viele Münchner bei Radhändlern über Möglichkeiten, sicher auf zwei Rädern durch den Schnee zu kommen. Neben Spikereifen, die im Schnee gut haften und nicht wegrutschen, werden in diesen kalten Tagen vermehrt spezielle Rad-Winterreifen verkauft. Durch ein besonderes Lamellen-Profil sorgen diese Reifen bei frostigen Temperaturen für einen besseren Halt. Bei E-Bikes sind derzeit Akku-Schutzhüllen aus Neopren gefragt, die die Akkus bei kalten Temperaturen schützen. Ein neuer Trend sind außerdem Fahrradlenker-Stulpen, die direkt am Rad befestigt werden und auch bei Minusgraden warmhalten.