Warten auf den ersten Schnee:Wie sich München auf das nächste Schneechaos vorbereitet

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Plötzlicher Schneeeinbruch machte im vergangenen Dezember den Winterdienst am Flughafen anspruchsvoll. (Foto: Alex Tino Friedel/Flughafen München/Alex Tino Friedel ATF Pictures)

Mehr als 1000 Einsatzkräfte hält das Baureferat bereit. Der Flughafen kann auf 70 Traktoren von Landwirten zugreifen – und die Verkehrsbetriebe wollen ein neues Konzept erproben. Über die Vorkehrungen für den ersten Schnee.

Von Sabine Buchwald

Es sind nicht einmal mehr zwei Wochen bis zum ersten Advent. Die Kränze in den Blumenläden künden seit Längerem davon. Auch die Winterdienste der Stadt, des Flughafens und der Verkehrsbetriebe bereiten sich auf die letzten Wochen des Jahres vor. Die Bilder von abgebrochenen Ästen oder nicht mehr auffindbaren Autos aus dem vergangenen Jahr haben die meisten Münchner wohl noch vor Augen. Denn mit dem ersten Adventwochenende kam 2023 der Schnee in die Stadt. Massenhaft.

Im Baureferat ist man auf Schneeeinbruch gefasst. Mehr als 1000 Einsatzkräfte und gut 600 Fahrzeuge stünden bereit für den Einsatz, heißt es von dort. Die Vorräte an Streusalz und Streusplitt seien aufgefüllt. In sechs Hallen lagerten 13 600 Tonnen Salz und 3000 Tonnen Steinchen, um Gehwege und Straßen sicherer zu machen. Geräumt wird in der Regel bei einer Schneemenge ab drei Zentimetern; und auch schon gestreut, wenn die Meteorologen Glätte vorhersagen.

Dabei haben das Baureferat und die von der Behörde beauftragten Firmen nicht nur Straßen und Gehsteige im Blick, sondern auch Plätze, Fußgängerzonen und Grünanlagen. Dazu 10 000 Fußgängerüberwege, 2300 Haltestellen und knapp 300 Orte, von denen man schon weiß, dass es rutschig werden kann: bei Bahnübergängen, oder dort, wo es besonders steil oder abschüssig wird. Dazu noch die Wege für die Radler, die auch im Winter immer öfter unterwegs sind. In München, verspricht das Baureferat, gehe deshalb der Winterdienst über die rechtlichen Anforderungen hinaus. Innerhalb von maximal drei Stunden nach Beginn des Schneefalls, und wenn das weiße Nass über drei Zentimeter hoch anzuwachsen droht, würden Radwege geräumt und gestreut.

Vor allem innerhalb des Mittleren Rings wird der Blick der Verwaltung auch auf die Gehwege gerichtet. Ansonsten ist Eigenverantwortung der Anwohner gefragt. Wintertaugliche Schuhe (Sneaker gehören eher nicht dazu) und Autoreifen mit ordentlichem Profil (eigentlich Pflicht) können Unfällen vorbeugen. Dringend empfohlen wird außerdem, die Fahrzeuge nah am Straßenrand zu parken, damit die Räum- und Streufahrzeuge gut durchkommen. Im Zweifelsfall, so die Empfehlung: auf die Öffis umsteigen.

Aber auch da gab es im vergangenen Winter so einige Tücken, besonders mit den Straßenbahnen: Verschneite und vereiste Schienen hatten die zum Einsteigen komfortablen Niederflurfahrzeuge lahmgelegt. Man habe aus den Erfahrungen der ersten Dezemberwoche 2023 gelernt und entsprechend Konzepte entwickelt, heißt es von den Münchner Verkehrsbetrieben (MVG). Wer jetzt auf den Wiedereinsatz der alten P-Wagen hofft, deren Treppen man noch richtig erklimmen muss, oder auf ganz neue Bahnen spekuliert, dürfte enttäuscht werden. Für die Zulassung von Schienenfahrzeugen sei ein umfangreicher Prozess erforderlich, der entsprechend lange dauere. Eines der Konzepte sieht vor, die Tramschienen freizufahren, damit sie nicht vereisen können. Wenn nötig, auch die ganze Nacht, so eine Sprecherin. Allerdings ohne Fahrgäste.

Anders am Flughafen München: Dort geht es darum, möglichst viele Menschen ans Ziel zu bringen. Mehr als 180 Fahrzeuge, darunter 70 Traktoren von Landwirten aus der Umgebung, und gut 600 Menschen sind in Wartestellung, die zwei Start- und Landebahnen sowie die Rollwege und Standplätze zu räumen. Insgesamt eine Fläche, die 780 Fußballfeldern entspricht. Sechs Deponien seien für die Schneemassen vorgesehen. Und die Flugzeuge werden mit recycelbarem Spezialmittel enteist.

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