Süddeutsche Zeitung

Oktoberfest:Neuer Wiesnwirt: Peter Reichert übernimmt Bräurosl-Zelt

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Er hat bisher schon auf der Oidn Wiesn das kleine Volkssängerzelt betrieben. Nun übernimmt Reichert neben der Bräurosl auch noch das Traditionslokal Donisl am Münchner Marienplatz.

Von Franz Kotteder

Vier Generationen lang war das Wiesnzelt Bräurosl in der Hand der Wirtefamilie Heide. Und so machte es selbst den Chef der Hacker-Pschorr-Brauerei Andreas Steinfatt kurz sprachlos, als die Familie verkündete, sie werde die Bräurosl abgeben. Mit Corona schien ihr das Wiesn-Geschäft mit seinen finanziellen Risiken zu unsicher. Anfang Juli war das, nun kann die Brauerei einen neuen Wirt präsentieren: Peter Reichert. "In dieser Zeit einen Wiesnwirt zu finden ist in der Tat nicht einfach gewesen", sagt Andreas Steinfatt. Nicht nur für das Oktoberfestzelt, auch für die Traditionsgaststätte Donisl am Marienplatz war ein neuer Wirt gesucht worden.

Reichert übernimmt sie beide und wird nun mit einem Schlag Großgastronom in München. Keine leichte Aufgabe, nicht nur während der Pandemie. Seinem Vorgänger Karlheinz Reindl, der unter anderem auch die Gastronomie im Hauptbahnhof betreibt und der zu den 100 umsatzstärksten Gastronomen Deutschlands gehört, war es trotz großer Anstrengungen nicht gelungen, das große Gasthaus wieder deutlich zu beleben und dessen Ruf als Touristenlokal loszuwerden.

Natürlich war Reichert trotzdem nicht der einzige Bewerber. Der als vielversprechende Kandidat gehandelte Münchner Wirt Lorenz Stiftl, mit seinem kleinen Wiesnzelt Zum Stiftl ebenfalls schon wiesnerprobt, ist für viele überraschend leer ausgegangen. "Natürlich hätten wir uns gefreut, den Zuschlag für das Festzelt zu bekommen." sagt Stiftl. "Mit unserer Gastronomie sind wir seit fast drei Jahrzehnten ein starker Partner der Brauerei." Für seinen Kollegen freue er sich trotzdem.

Peter Reichert war bislang Wirt des Seehofs in Herrsching am Ammersee und eigentlich eher mit der staatlichen Hofbräu verbunden. Seine Frau Gerda kommt aus der Familie Sperger, ihre Brüder Wolfgang und Michael sind seit 2010 Wirte des Hofbräuhauses, die Eltern hatten das berühmteste Wirtshaus der Welt bereits vorher geführt. Reichert ist nicht nur Wirt, sondern auch Musikant - und er hat eine große Schwäche für traditionelle Volksmusik. "Ich habe der Brauerei schon gesagt", erzählt er lachend, "es kann gut sein, dass nach 'Highway To Hell' in der Bräurosl dann auch einmal das 'Rehragout' gespielt wird."

Überhaupt steht Reichert für die eher traditionelle Münchner Gemütlichkeit. Mit ein Grund, warum sich Brauerei-Chef Andreas Steinfatt für ihn entschieden hat. "Der Peter hat uns wirklich überzeugt mit seinem Konzept, natürlich die Touristen nicht auszuschließen, aber in erster Linie wieder ein Münchner Wirtshaus zu werden." Auf der Oiden Wiesn war Reichert zuletzt mit dem kleinen Volkssängerzelt Zur Schönheitskönigin vertreten. Die Atmosphäre dort mit Kabarett- und Volksmusikgruppen auf der Bühne war sehr nostalgisch und lehnte sich an Münchner Bierkeller aus der späten Prinzregentenzeit an.

Ein ähnliches Konzept will er im Donisl umsetzen, es soll Volksmusik geben, und es soll gemütlich zugehen. Und weil der neue Wirt gerne gute Weine mag und es bereits in der Schönheitskönigin eine Bar mit diversen regionalen Gin-Sorten gegeben hat, soll es künftig auch im ersten Stock des Donisl eine Wein- und Gin-Bar geben. "Und in diesem wunderschönen Innenhof müssen Stammgäste sitzen, da wird geschafkopft, da wird aus dem Steinkrug getrunken." Die Lust auf die neue Aufgabe ist Reichert anzumerken.

Auch die Bräurosl, die zum nächsten Oktoberfest in einem komplett neuen Zelt erscheinen wird, soll einen altmünchnerischen Anstrich bekommen, auch auf der Speisekarte. Anderes, wie der Rosa Sonntag, wird auf alle Fälle so bleiben, "das ist eine Institution", sagt Reichert. Den Seehof in Herrsching wird Reicherts Frau leiten. Für die Schönheitskönigin wünscht sich Peter Reichert, dass ein Wirt gefunden wird, der das Zelt im gleichen Sinne weiterführt. "Wir sind stolz darauf, dass wir ein solches Kleinod auf der Wiesn erschaffen haben."

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