Es geht nichts über eine unverstellte Art, „Hallo“ oder „Grüß Gott“ zu sagen, aber die Begrüßung, die Schmuckdesigner Patrik Muff vor versammelter Mannschaft der Frau im knielangen Ledermantel gut gelaunt entgegenschleudert, erfüllt dann doch beinahe den Tatbestand der Unverschämtheit. „Gitti, hast jetzt wirklich nix drunter an?“, fragt der großzügig tätowierte Atelierchef und kann von Glück sagen, dass er es mit Brigitte Hobmeier zu tun hat.
Die Schauspiel-Urgewalt, deren Portfolio von Kaiserin Sisi bis Gudrun Ensslin und wieder zurück zur Geierwally reicht, schmiert dem frechen Kerl deshalb auch keine, sondern lacht herzlich und beinahe so schallend wie der Fragesteller selbst. Um gleich darauf ihr auffälliges Outfit (XXL-Sonnenbrille, schwarze Stiefel unter besagtem Hirschledermantel) zu erklären: Sie stehe nun mal total auf die Ledermode aus dem Hause Meindl, immer schon, auch ihre beiden Söhne seien entsprechend ausstaffiert, „und ich liebe meine Lederhose, die ich seit der ‚Buhlschaft‘ in Salzburg habe“. Damals habe die Krone getitelt: „Darf eine Frau Lederhose tragen?“ Was für eine Frage!
„Meindl war immer ein Begriff für mich“, sagt Hobmeier, „das sind Schmuckstücke, ein Ausdruck von Eigensinn, eine Mode, die nicht jedem Hype hinterherrennt. Ruhig, gefährlich, kein leichtes Tralala.“ Sollte Markus Meindl mal einen Werbetext für sein Unternehmen brauchen: kurzer Anruf bei Hobmeier genügt.
Nach mehrwöchiger Umbauphase feiert Meindl Fashion – die Cousins Lars und Lukas sind die mit den Wanderschuhen – die Wiedereröffnung des „Meindl Authentic Luxury Store“ am Kosttor, unweit des ehemaligen Schuhbeck-Imperiums am Platzl. Seit 13 Jahren vertreibt Meindl hier seine Ledermode, doch nachdem ein Franchise-Nehmer diese zuletzt mit anderen Marken im Verbund anbot und das nicht so gut funktioniert hat, nahm Meindl das Geschäft sozusagen wieder selbst in die Hand.

Auf 150 Quadratmetern sei nun ein Ort entstanden, den Meindl so umschreibt: „Gebeizte Eiche – schaut doch weltmännisch aus, oder?“ Selbst Trachtenverweigerer könnten an den zeitlos-modernen Lederjacken, mit Stickereien verzierten Krachledernen, knuffigen Wolljankern oder handgestrickten Westen Gefallen finden. Kostet natürlich. Eine samtige Ziegenlederhose ab 1250 Euro, das Modell „Kaiser Franz“ 2600, es gibt aber auch eine limitierte Version, bei der fast doppelt so viel aufgerufen wird.
Die Handwerkskunst wird auch an diesem Abend greifbar. Nina Dandl zum Beispiel, im Haupthaus als Näherin angestellt, sitzt mitten im Party-Gewusel an einem Tisch und malt in aller Seelenruhe mit filigranen Pinseln in erstaunlicher Perfektion mal eben die Frauenkirche auf eine Ledertasche. „Und das Bild da“, sagt Markus Meindl und zeigt auf ein mehrere Meter breites Stück Leinwand an der Wand, „das hat eine Mitarbeiterin gemalt. Der Blick von München über den Chiemsee nach Salzburg: meine beiden Heimatstädte. Ich war schon immer einer, den es vom Land in die Stadt gezogen hat.“
So erging es auch Stefan Murr, dem grundsympathischen Schauspieler, der zuletzt beim Nockherberg-Singspiel wieder einen famosen Hubert Aiwanger hingelegt hat. „Meine erste Lederhose habe ich zum Abi bekommen, von einem Sattler bei uns daheim in Bad Tölz. Die hab’ ich immer noch, aber jetzt, wo mein Sohn sich auch eine Hirschlederne wünscht, überlege ich schon, ob ich mir auch eine Neue leiste.“ Auch in diesem Fall sollte ein kurzer Anruf genügen, nicht bei der Hobmeierin, eher beim Meindl Markus.
Der unterbricht das fröhliche Geplaudere der rund hundert Gäste – darunter Trachten-Kooperationspartner Axel Munz, Starkoch Roland Trettl mit Freundin Miriam Höller sowie TV-Moderator Alexander Mazza und Lodenfrey-Chef Markus Höhn – nur kurz, um mitzuteilen, dass das Partyvolk doch bitte schön nun mit ihm umziehen solle, rüber zum „Haxengrill“, wo etwas zur Stärkung gereicht werde. Prima Idee, aber fertig geratscht werden muss schon noch. Schließlich haben Brigitte Hobmeier und die ehemalige Rennfahrerin Christina Surer gerade ein paar Parallelen in ihrem Familienleben entdeckt: die Liebe ihrer Kinder zum Kart-Sport. „Und da drüben“, sagt Surer und zeigt auf die gegenüberliegende Straßenseite, „da war früher meine Model-Agentur.“ Da ist es wieder, das Dorf in der Weltstadt München.

