Probleme:"Wie beim Berliner Flughafen"

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Ein Jahr nach Bezug sind die Fenster des Streetfood-Anbieters nach wie vor verklebt. Der Betreiber des Imbisses an der Ecke Oberländerstraße/Thalkirchner Straße an der Großmarkthalle will Mitte Juni nun endlich öffnen. (Foto: Catherina Hess)

Die ehemalige Pasticceria an der Sendlinger Sortieranlage ist immer noch zu. Der Mieter, ein Streetfood-Anbieter, produziert vorerst nur für andere Imbisse. Bei den Umbauarbeiten im Lokal sind unerwartete Probleme aufgetaucht

Von Birgit Lotze

Die Sortieranlage bleibt ein Sorgenkind für die Sendlinger. Seit der Evakuierung der Läden und Restaurants im Jahr 2009 durch das Kommunalreferat wegen statischer Mängel bemüht man sich dort um ihre Wiederbelebung. Außer einem türkischen Imbiss und einer Grillstation, die vor allem Mitarbeiter und Anlieferer des Großmarkts nutzen, hatte danach nur ein Restaurant langfristig weiterarbeiten können. Mit der Wiederbelegung der Räume des Fisch- und des Obsthändlers gab es jahrelang Probleme. Erst auf Druck des Sendlinger Bezirksausschusses (BA) auf die Hallenleitung - Münchner Markthallen und Kommunalreferat - werden sie inzwischen wieder genutzt.

Auf die Wiederöffnung der ehemaligen Pasticceria warten die Sendlinger allerdings bereits seit drei Jahren. Felice Bussone musste im Jahr 2015 sein Lokal nach der Evakuierung von 2009 ein zweites Mal verlassen, das Kommunalreferat verlängerte damals seinen Vertrag nicht. Die Münchner Markthallen, Vermieter der zum Großmarkt-Areal gehörenden Gebäude, kündigten für Ostern 2017 die Neueröffnung eines Tageslokals an. Doch der damals erwartete mexikanische Streetfood-Anbieter hat auch jetzt, ein Jahr später, noch nicht geöffnet. Die Fenster sind nach wie vor verklebt.

In Sendling hofft man darauf, dass das Lokal dazu beiträgt, den Platz vor dem Tor des Großmarkts an der Thalkirchner Straße wieder zu beleben. Bürger haben jetzt die Lokalpolitiker darauf aufmerksam gemacht, dass im hinteren der beiden Räume des neuen Mieters doch schon gearbeitet werde. Allerdings werde dort, wie sie beobachtet hätten, nur produziert - Ausgangsprodukte für Tacos oder Burritos. Doch nicht für das Ladenlokal vorne werde gearbeitet: Die Produkte würden zu zwei anderen Lokalen des Streetfood-Anbieters am Hauptbahnhof und an der Münchner Freiheit gebracht.

Die Stadtteilpolitiker waren zunächst baff. Seit mehr als einem halben Jahr habe man nichts von der Hallenleitung gehört. Wenn es Probleme mit dem Verkaufsraum gebe, müsste der BA das eigentlich vom Kommunalreferat erfahren haben, hieß es. Deshalb rückte der Mieter ins Visier des BA. Vermutlich sei es kostengünstiger für ihn, den rückwärtigen Raum für die Produktion zu nutzen und den Restaurant-Teil der subventionierten Immobilie einfach leer stehen zu lassen. BA-Vorsitzender Markus Lutz (SPD) kündigte an, dass er sich für den Rauswurf einsetzen werde, wenn das Restaurant nicht in Kürze aufmache. "Irgendwann ist auch mal Schluss."

Mit einem Fragenkatalog an das Kommunalreferat will sich der BA nun Klarheit verschaffen. Das Kommunalreferat bestätigte inzwischen der SZ, dass der aktuelle Mieter einen kleinen Teil der Restaurantfläche in der Sortieranlage als Produktionsstätte für seine anderen Gastrobetriebe nutze. "Dies ist vertraglich so vereinbart und soll der langfristigen Aufrechterhaltung dieses Mietverhältnisses dienen." Der eigentliche Gastrobereich müsse noch "ertüchtigt werden", er genüge noch nicht den Brandschutzbestimmungen. Der Betreiber sei sehr bemüht, diese Maßnahmen schnell abzuschließen. Es sei aktuell am Markt aber sehr schwierig, entsprechende Fachhandwerker zu finden. Dem Betreiber sei kein Vorwurf zu machen. "Zum Eröffnungstermin lässt sich daher nur sagen: So schnell wie möglich."

Der Lokalbetreiber bestätigt, dass ihm sehr daran gelegen ist. "Wir sind genauso frustriert wie der BA", sagt Georg Ebner, Geschäftsführer der Condesa. Mehr als ein Jahr seien sie schon am Bauen. Die Baustelle habe sie vor besondere Herausforderungen gestellt. "Zumindest was den Brandschutz angeht, ist das wie beim Berliner Flughafen." Nach dem Auszug von Felice Bussone habe die Stadt alles, was dieser in die Pasticceria eingebaut gehabt habe, herausgerissen. Üblich sei das sonst in diesem Ausmaß nicht. Selbst die Leitungen für Wasser seien zugemacht worden, berichtet Ebner. Inzwischen sei alles neu installiert, er warte nur noch auf die finale Abnahme durch die Bezirksinspektion. Mitte Juni wolle er das Lokal eröffnen.

© SZ vom 29.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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