Der jüdische Geschäftsmann Benno Neuburger protestierte auf anonymen Postkarten gegen die Verbrechen des NS-Regimes. Schon im Januar 1942 bezeichnete der Münchner Hitler auf einer Karte als „Mörder von 5 000 000“. Wenig später wurde er verhaftet und hingerichtet. Die Postkarten gelten als seltene Zeugnisse des jüdischen Widerstands.
Nach dem Krieg geriet sein Schicksal in Vergessenheit. Auch in seiner Familie war davon nur wenig bekannt. Sein Enkel Bruce Neuburger hat mit anderen nun ein Buch über den Widerständler geschrieben, das dieser Tage auf mehreren Veranstaltungen in Deutschland vorgestellt wird.
Bruce Neuburger reist dazu aus den USA an, wo er 1947 geboren wurde und bis heute wohnt. Der pensionierte Lehrer forscht nicht nur zur Geschichte seiner deutsch-jüdischen Familie, sondern auch zu Immigration und dem Israel-Palästina-Konflikt.

Das Buch hat den Titel „Benno Neuburger. Münchner Jude – Warner vor dem Holocaust“. Weitere Autoren sind die beiden Historiker Bernward Dörner und Maximilian Strnad. Laut Verlagsankündigung beleuchtet es den gesellschaftlichen und familiären Hintergrund des Geschäftsmanns. Vor allem, was ihn dazu brachte, öffentlich Diskriminierung und Genozid an den Jüdinnen und Juden zu benennen. Was ihn dann auch selbst das Leben kostete.
Neuburger begann seine Protestaktion im September 1941, noch vor der ersten Deportation von Juden aus München. Über fünf Monate verfasste er 14 Postkarten und warf sie nicht adressiert in Briefkästen. Auf ihnen standen „grobe Beschimpfungen des Führers“, wie die Polizei später in ihren Akten festhielt. Als „Massenmörder“, „Bestie“ und „Strolch“ titulierte er ihn. Außerdem prangerte Neuburger Hitlers Hetzreden an, in denen dieser ankündigte, die Juden ausrotten zu wollen.
Doch ein Detail auf einer Postkarte verriet ihn schließlich: Auf einer war versehentlich sein alter Firmenstempel aufgedruckt. So konnte ihn die Gestapo ausfindig machen. Im Alter von 71 Jahre wurde er am 18. September 1942 in Berlin-Plötzensee hingerichtet, seine Frau war zu diesem Zeitpunkt bereits im KZ Theresienstadt interniert. Einen Tag nach dem Tod ihres Mannes wurde sie ins Vernichtungslager Treblinka deportiert und dort ermordet.
Die Autoren stellen das Buch am 10. April um 19 Uhr im Jüdischen Museum München vor. Der Eintritt ist frei. Am Tag zuvor, 9. April, bringt die Landeshauptstadt Erinnerungszeichen für sieben Familienmitglieder an: Alfred, Benno, Hedwig, Martha und Willi Holzer sowie Cäcilie und Wilhelm Spatz. Die Gedenkveranstaltung findet um 16 Uhr im Staatlichen Gymnasium Max-Josef-Stift statt, unter Beteiligung zahlreicher Schülerinnen und Schüler. Im Anschluss werden die Erinnerungszeichen an der Trogerstraße 44 gesetzt. Für Benno Neuburger und seine Frau Anna Neuburger wurden dort bereits 2022 Erinnerungszeichen angebracht.