Teure WG-Zimmer:Elf Quadratmeter für 715 Euro

Teure WG-Zimmer: Andreas Leykam hat ein WG-Zimmer in zentraler Lage gefunden. Doch das hat seinen Preis.

Andreas Leykam hat ein WG-Zimmer in zentraler Lage gefunden. Doch das hat seinen Preis.

(Foto: Robert Haas)

Wer sich ein WG-Zimmer in München leisten will, braucht Bafög, einen Nebenjob - oder wohlhabende Eltern. Und Glück bei der Wohnungssuche.

Von Katharina Thümler

9000 Wohnheimplätze des Studierendenwerks gibt es in München - für etwa 140 000 Studentinnen und Studenten. Gerade mal einer von 15, die an einer Hochschule eingeschrieben sind, kommt in den Genuss einer vergleichsweise günstigen Bleibe. 347 Euro bezahlt man im Schnitt für ein Zimmer. Und der Rest? Die große Mehrheit muss auf dem angespannten Wohnungsmarkt ihr Glück versuchen - und dafür meist viel Geld bezahlen.

Zum Beispiel Andreas Leykam. Der 21-Jährige studiert im vierten Semester Technology und Management an der TU München. Nachdem er zu Beginn seines Studiums befristet zur Untermiete gewohnt hatte, fand er im April 2022 eine Bleibe in einer Dreier-WG in der Nähe des Königsplatzes. Elf Quadratmeter groß ist sein Zimmer und kostet monatlich 715 Euro warm. Kein Einzelfall in München: Bei 720 Euro liegt laut einer Untersuchung des Moses Mendelssohn Instituts und des Portals "WG-gesucht" der durchschnittliche WG-Zimmerpreis in der Stadt.

"Ein richtiger Glücksgriff" sei sein Zimmer, findet Leykam. Für die 75 Quadratmeter große Wohnung mit Balkon zahle die WG zusammen rund 2300 Euro. "Ohne Connections hätte ich das Zimmer nie bekommen", erzählt er. Er habe die WG über Freunde von Freunden gefunden. Mit dem neuen Jahr kam allerdings auch eine Mieterhöhung, 55 Euro muss er seither mehr zahlen als zuvor.

"Ich beziehe Bafög, sonst könnte ich mir das alles gar nicht leisten", erzählt er, "aber da Bafög nur die Miete abdeckt, muss ich auch nebenbei arbeiten." Im Bereitschaftsdienst für eine Organspende-Stiftung verdiene er sich etwas dazu. Eine Schicht dauere unter der Woche 16 Stunden und am Wochenende 24 Stunden. Dort sei er für akute Organspenden-Transporte zuständig. Damit sein Bafög nicht gekürzt wird, muss er darauf achten, nicht mehr als 520 Euro im Monat zu verdienen.

Mit den Vorlesungen kollidiere der Job eigentlich nicht, erzählt er, schließlich könne er sich die so legen, wie es passe. Aktuell absolviere er allerdings ein Pflichtpraktikum in Vollzeit, das sei mit dem Job nicht vereinbar. Finanziell komme er mit dem Bafög, dem Kindergeld, dem festen Nebenjob und zusätzlichen Gelegenheitsjobs klar, aber es reiche nur für das Grundlegende. Ein Urlaub jedes Jahr sei nicht drin.

Viele Studierende stehen zum Semesterstart unter Druck, ein Zimmer zu finden, erklärt der Mieterverein München. Allein an TU und LMU beginnen im April mehr als 4000 Erstsemester. Mit maximal 934 Euro Bafög und einer durchschnittlichen Miete von 720 Euro seien die Studierenden zunehmend von den Zuschüssen ihrer Eltern abhängig. Was wiederum bedeute, dass Studierende aus weniger reichen Familien an anderen Orten studieren müssten.

"Es kann nicht sein, dass die Studierenden aus vermögenden Familien in den teuren Hochschulstädten wie München wohnen können, und Studierende aus weniger begüterten Familien dort studieren müssen, wo sie sich die Miete gerade noch leisten können", positioniert sich der Mieterverein.

Andreas Leykam sagt, er habe trotz des hohen Preises mit seinem Zimmer Glück gehabt. "Das muss ich mir auch selbst immer wieder vor Augen führen." Ein größeres Zimmer oder ein Wohnzimmer mit Couch wünsche er sich trotzdem gelegentlich.

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