Zeichen gegen Extremismus:Gesucht: 100 000 Unterschriften für 1000 Meter Papier

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Gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus geht der Verein "Nicht mit uns" vor, der die geplante Unterschriftenaktion schon einmal auf dem Marienplatz erprobt hat. (Foto: Nicht mit uns e. V.)

Münchens Alt-OB Christian Ude und der Künstler Ron Williams haben eine beachtliche Wette laufen: Mit ihrem neu gegründeten Verein „Nicht mit uns“ testen sie, wie viele Menschen sich gegen den Rechtsruck einsetzen. Der Wetteinsatz soll „spektakulär“ sein.

Von Joachim Mölter

Schaffst du nie! – Schaff’ ich wohl! – Wetten, dass nicht? – Wetten, dass doch? Abgemacht, die Wette gilt!

Wie Schulbuben haben der Künstler Ron Williams, 82, und Münchens früherer Oberbürgermeister Christian Ude, 76, neulich gebattelt, als sie und ihre Mitstreiter sinnierten, wie sie ihren neu gegründeten Verein bekannt machen sollen. Der heißt „Nicht mit uns“, wie das jüngste Lied von Williams, mit dem er ansingt gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus, Rassismus.

Der seit Langem in Deutschland lebende Amerikaner Ron Williams stellte in den Raum, dass selbst ein populärer Mann wie der Alt-OB Ude keine 100 000 Unterschriften zusammenbekäme gegen den Rechtsruck in der Gesellschaft. Klar kriege er das hin, hielt Ude entgegen. Nun probieren sie es also aus.

Am Freitag um 12 Uhr geht die Unterschriftensammelaktion los, neben der Heilig-Geist-Kirche auf dem Viktualienmarkt. An wechselnden Standorten in der Innenstadt haben Einheimische und Touristen bis zum 1. Oktober an regenfreien Tagen jeweils zwischen 12 und 16 Uhr Gelegenheit, sich einzutragen in eine 500 Meter lange Papierrolle. Eine zweite ebenso lange Rolle steht während dieser Zeit am Seehaus im Englischen Garten bereit.

Eine Firma aus Halle sponsert das reiß- und wasserfeste Papier; die Gestelle für den Transport der Rollen kommen von zwei Münchner Schlossereien. Wenn man das Papier am Ende wieder aufspanne, so haben es die Initiatoren ausgerechnet, reichten die Unterschriften von der Feldherrnhalle bis zum Siegestor.

Zum Start am Freitag schaut die Schauspielerin Katerina Jacob auf dem Viktualienmarkt vorbei. Im weiteren Verlauf der Aktion sollen immer wieder Münchner Prominente die Passanten animieren, mit ihren Unterschriften ein Zeichen zu setzen – gegen Hass und Hetze, für eine wehrhafte Demokratie.

Wer die Wette am Ende verliert, verspricht eine spektakuläre Aktion: Alt-Oberbürgermeister Christian Ude (l.) und Künstler Ron Williams. (Foto: Nicht mit uns e. V.)

Die Herausforderung, die Ude angenommen hat, ist enorm sportlich: Im Schnitt müssen acht, neun Leute pro Minute auf einer der beiden Rollen unterschreiben. Ein Testlauf am vorigen Wochenende auf dem Marienplatz und dem Viktualienmarkt habe die Organisatoren ermutigt, sagt Udes Tochter Susanne von Lieven-Jell, die gemeinsam mit dem umtriebigen Sozialprojekt-Entwickler Tobias Irl den Vereinsvorsitz übernommen hat. Rund 3000 Menschen hätten sich schon verewigt, berichtet die Fotografin. Die werden natürlich im Gesamtergebnis berücksichtigt.

Ron Williams hat übrigens als einer der Ersten unterschrieben, „ich hoffe, ich verliere“, sagt er über die Wette. Um welchen Einsatz es geht, ist noch geheim. Susanne von Lieven-Jell verspricht in jedem Fall „eine spektakuläre Abschlussaktion“ – egal, wer gewinnt.

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