Süddeutsche Zeitung

Neueröffnung im Westend:Oft reicht eine Papiertüte

Stefan Breitschopf bietet in seinem "Unverpackt"-Laden Lebensmittel ohne Plastikverpackung an.

Von Merle Körber

Zum ersten Mal seit mehr als einer Woche hat Stefan Breitschopf wieder eine Nacht durchgeschlafen. Die Eröffnung seines "Unverpackt"-Ladens hat ihn die vergangene Woche auf Trab gehalten. Nun bietet er nach Monaten der Planung auf 26 Quadratmetern Lebensmittel ohne Plastikverpackungen an.

"Im Februar haben wir den Laden gekauft, danach ging alles ganz schnell", sagt er. Eigentlich sei er auf die Eröffnung gut vorbereitet gewesen, stressig wurde es im letzten Moment dann aber doch. Bauliche Probleme haben die Eröffnung von "Naturverpacktes Westend Pur" um eine Woche verschoben: "Eine Trennwand zwischen Küche und Toilette hat gefehlt", erzählt er. Das gehe in einem Lebensmittelgeschäft natürlich überhaupt nicht.

Auch sonst gab es viel zu tun. Die Regale mussten vom Baustellenstaub befreit werden, kurz vor der Eröffnung wurden die Produkte noch einmal neu angeordnet. "Verkaufen, der Umgang mit den Menschen, und für die Kunden da zu sein, das ist meine größte Motivation", sagt Breitschopf. Dabei falle der Stress von ihm ab. Deswegen ist er jetzt gespannt zu sehen, wie das Geschäft in den kommenden Wochen anläuft. Er selbst hat nicht damit gerechnet, einmal einen Laden zu betreiben: "Ich wollte eigentlich nie Verkäufer werden", sagt er. "Aber der Umweltaspekt ist mir sehr wichtig." Eigentlich arbeitet er seit 30 Jahren in der Krankenpflege. In Sachen Einzelhandel ist er Autodidakt. "Zum Glück stehe ich nicht alleine da", sagt er. Sein Bruder unterstütze ihn bei der Buchhaltung, und auch seine Frau und eine gute Freundin seien Teil des "Unverpackt"-Teams.

Der erste Tag lief schon einmal gut: "Viele Leute sind vorbeigekommen und haben sich unser Konzept angeschaut." Oft gibt es Fragen. Die meisten Kunden wissen noch nicht genau, wie ein Laden ohne Plastik funktionieren kann, welche Produkte sie dort kaufen können und ob sie selbst etwas mitbringen müssen. "Wer unvorbereitet zu uns kommt, kann hier Behältnisse kaufen", verrät Breitschopf. Oft reiche auch einfach eine Papiertüte. Ihm ist besonders wichtig, ein Laden für jedermann zu sein: "Bei uns gibt es nicht nur vegane oder sportive Lebensmittel." Stattdessen wolle er einen kleinen "Tante-Emma-Laden" um die Ecke führen.

Stefan Breitschopf selbst lebt bereits seit zwei Jahren ohne Verpackungsmittel und plastikfrei. Deshalb freut er sich, eine neue Anlaufstelle für umweltbewusste Münchner zu bieten. Auch Skeptiker sollten doch einfach mal an der Heimeranstraße 51 a vorbeikommen und selbst sehen: "So kompliziert ist das gar nicht."

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Quelle:
SZ vom 13.07.2020
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