Schwanthalerhöhe:Die letzte Post im Viertel macht dicht

Bezirksausschuss appelliert an Stadtspitze, die Schließung der Filiale an der Bergmannstraße zu verhindern

Von Andrea Schlaier, Schwanthalerhöhe

Zum Ende des Jahres wird die Postfiliale an der Bergmannstraße geschlossen. Der genaue Termin steht noch nicht fest, Entlassungen seien nicht geplant, teilt die Postbank auf Anfrage mit. Damit bewahrheitet sich die Befürchtung von Anwohnern und Stadtviertelpolitikern. Weil entsprechende Gerüchte längst die Runde gemacht hatten, haben sich die Mitglieder des Bezirksausschusses (BA) in ihrer jüngsten Sitzung einstimmig entschieden, sich Unterstützung zu holen: Die Stadtspitze soll sich für den Erhalt der einzigen Filiale im Quartier sowie auch anderer von der Schließung bedrohter Postämter einsetzen. Sie seien für eine "lebendige Infrastruktur" in den Münchner Vierteln essenziell.

Ende Oktober hatte eine Sprecherin der Postbank in Bonn noch darauf verwiesen, dass der Schalterdienst an der Bergmannstraße 47-49 noch hinsichtlich seiner Wirtschaftlichkeit überprüft werde. Jetzt teilt ihr Kollege Oliver Rittmaier mit: Die "kontinuierliche Bewertung "unseres Filialnetzes nach Wirtschaftlichkeit und Optimierungsmöglichkeiten" habe ergeben, dass die Filiale nicht mehr kostendeckend betrieben werden könne. Die Kundenfrequenz sei dabei nicht der entscheidende Indikator. Es gehe vielmehr um die "nachgefragten Dienstleistungen". Heißt: Das Verhältnis zwischen Serviceleistungen, also dem klassischen Postgeschäft plus Bargeldauszahlungen, und dem "wertschaffendem Neugeschäft", beispielsweise Abschlüsse und Nutzung von Bankprodukten, müsse ausgewogen sein. Sei es aber nicht, heißt es von der Postbank, unter deren Ägide die Filiale seit 2010 betrieben wird. Priorität, das ließ das Unternehmen bereits im Herbst wissen, hätten die Finanzdienstleistungen, Briefe aufgeben und Pakete verschicken seien nurmehr "zusätzlicher Service".

Schlichtweg entsetzt ist man im Bezirksausschuss über diese Entwicklung. Die Schließung, so argumentiert das Gremium im Antrag an den Oberbürgermeister und seine beiden Stellvertreterinnen, bedeute für die 30 000 Bewohner und Bewohnerinnen der Schwanthalerhöhe "eine massive Verschlechterung der Versorgungssituation mit Briefen und Paketen".

Treffe ein Zusteller die Adressaten nicht an, müssten Briefe und Pakete zumeist im Postverteilzentrum an der Arnulfstraße abgeholt werden. Besonders für ältere und mobilitätseingeschränkte Menschen sei dies eine unzumutbare Belastung.

DHL-Packstationen und Partnerfilialen, auf welche die Postbank in dem Zusammenhang als Zukunftslösung verweist, seien keine wirklichen Alternativen zu einem echten Postamt. "Nicht gefallen lassen" will man sich das in der Schwanthalerhöhe, hieß es in der jüngsten BA-Sitzung. Deshalb sollen auch in den derzeit offenen Läden Unterschriftslisten für den Erhalt des Postamtes gesammelt werden.

Beim Stichwort "Wirtschaftlichkeit" wittern die Lokalpolitiker im Bezirksausschuss außerdem noch einen ganz anderen Verdacht: eine einträglichere Wertschöpfung der Immobilie, in der seit den 1920er Jahren ein Postamt betrieben wird. Deshalb hat das Gremium bereits im vergangenen Dezember das städtische Referat für Stadtplanung und Bauordnung aufgefordert, für das Gebäude eine Veränderungssperre zu erlassen, um, wie es heißt, "Spekulationen mit einer anderen, lukrativen Nutzung des Anwesens einen Riegel vorzuschieben". Man verliere, so konstatiert der BA, einen Laden des täglichen Bedarfs nach dem anderen, aber nicht wegen neuer Einkaufszentren, "sondern weil zum Beispiel Eigentümer und Vermieter mehr Geld bekommen, wenn sie statt an einen Schreibwarenladen an einen Faltgrillladen vermieten". Das Verschwinden der Post sei dann das Tüpfelchen auf dem i.

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