Westend:Die Postfiliale muss weichen - für eine einzige Wohnung

Westend: Auslaufmodell: Die Post zieht aus der Bergmannstraße aus.

Auslaufmodell: Die Post zieht aus der Bergmannstraße aus.

(Foto: Robert Haas)

Nach 100 Jahren macht der Schalter in der Bergmannstraße zu, künftig werden dort weder Päckchen aufgegeben, Geld abgehoben noch Briefmarken geklebt. Lokalpolitiker hätten sich eine andere Nutzung gewünscht.

Von Andrea Schlaier

Am 31. August ist endgültig Schluss, dann werden die Schalter an der Bergmannstraße 47-49 ein für alle Mal dicht gemacht. Fast 100 Jahre war im denkmalgeschützten Bau von Robert Vorhoelzer, Franz Holzhammer und Walther Schmidt eine Post, zuletzt unter der Ägide der Postbank als Tochter der Deutschen Bank. Künftig werden dort weder Päckchen aufgegeben, Geld abgehoben noch Briefmarken geklebt: Dort soll gewohnt werden.

"Unsere Post ist dann einer einzigen Wohnung mit 208 Quadratmetern gewichen", konstatierte Holger Henkel (SPD), Vorsitzender des Bau-Ressorts im Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe, in dessen jüngster Sitzung trocken. "Wenn man denkt, was da an Infrastruktur verloren gegangen ist, nehmen wir den Umstand ernüchtert zur Kenntnis."

Auch die Bezirksausschuss-Vorsitzende Sibylle Stöhr (Grüne) bekundet ihren Unmut: "Wir hätten uns eine andere Nutzung gewünscht, die der Allgemeinheit zuträglich ist. Oder wenigstens zwei oder drei Wohnungen." Aus Datenschutzgründen konnten und wollten die Lokalpolitikerinnen und -politiker keine Details nennen - nur, dass es sich um einen "privaten Eigentümer" handle.

Bereits 2003 hatte die Post als damalige Eigentümerin die Immobilie an einen privaten Investor verkauft, seither wechselten die Hausherren mehrfach. Auch vielfacher Einspruch von Bürgern sowie von Lokalpolitikern und selbst von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hatte die Schließung nicht verhindern können. Die Postbank begründet ihre Entscheidung mit der mangelnden wirtschaftlichen Tragfähigkeit des Centers, wie übrigens auch der Schwabinger Filialen Angererstraße und der bevorstehenden Schließung am 21. September an der Agnesstraße.

Postkunden, so das Finanzunternehmen, könnten aber "in unmittelbarer Umgebung" der bisherigen Standorte auch künftig Briefmarken kaufen und Pakete aufgeben: von 17. August an in der Schwanthalerhöhe bei der "Partner-Filiale" der Post am Franziska-Bilek-Weg 3. Auch das Aus der Schwabinger Häuser war öffentlich und politisch vielfach kritisiert worden. Doch die Bundesnetzagentur, die zuständige Post-Aufsichtsbehörde des Wirtschaftsministeriums, stellte inzwischen fest: Die Post AG verstößt damit gegen keine geltenden Verordnungen.

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