Süddeutsche Zeitung

Westend:Aus Parkplätzen werden diesen Sommer Terrassen

Für zwei Monate gibt es im Westend am Straßenrand drei Fläzflächen. Sollten die Münchner das Angebot annehmen, könnten es bald mehr werden.

Von Dominik Hutter

Sitzen, liegen, den Tag genießen - das ging an dieser Stelle bislang nur im Auto. Jetzt aber herrscht Parkverbot. Auf dem Asphalt ist eine Art Pergola aufgebaut, man kann es sich auf Holzbänken oder einer geschwungenen Liege bequem machen. Palmen sorgen für münchnerisches Südseeflair, es gibt Sonnenblumen und Tomatenpflanzen. Seit Montag wurde gezimmert, berichtet Silvia Gonzalez vom Verein Green City. Mit Hilfe einiger Freiwilliger ist eine hölzerne Freiluft-Lounge an der Parkstraße im Westend entstanden. Die Pflanzen stammen aus der städtischen Gärtnerei, das Kreisverwaltungsreferat hat die Halteverbote spendiert. Planung und Bau hat Green City übernommen.

Parklets nennen sich die provisorischen Konstrukte, mit denen Parkplätze am Straßenrand zumindest für zwei Sommermonate zu Fläzflächen umgewidmet werden. Ob die Münchner das auch annehmen, ist offen - es handelt sich um einen Versuch, den der Stadtrat im Frühsommer beschlossen hat. Bewirtschaftet werden die Gratis-Terrassen im Holzkisten-Design nicht, es soll ganz bewusst kein Konsumzwang herrschen. Drei Parklets hat das Rathaus den Münchnern gegönnt. Erst einmal. Sie liegen alle nah beieinander im Westend: an der Parkstraße 18, der Tulbeckstraße 19 sowie an der Kreuzung Schwanthaler-/Parkstraße, dem sogenannten "Dackeleck", wie die örtliche Bezirksausschussvorsitzende Sibylle Stöhr mit Verweis auf eine dort gelegene Kneipe scherzt.

Die erweiterten Bürgersteige sind Teil eines Konzepts, das unter dem Schlagwort "Summer Streets" läuft, in der Beschlussvorlage für den Stadtrat war in schönstem Behördendeutsch von "temporären Interventionen im Straßenraum" die Rede. Neben den Parklets wird auch ein kompletter Straßenabschnitt vorübergehend für Autos gesperrt. Die saisonale Fußgängerzone gibt es aber nicht im Westend, sondern in Obergiesing, am Alpenplatz nämlich.

Das Ganze ist als Anfang gedacht. Sollten die Münchner das neue Sommerangebot annehmen, könnten in den nächsten Jahren an mehreren Stellen im Stadtgebiet Parklets oder sommerliche Flanierzonen auftauchen. Der Stadtrat hat die Verwaltung bereits mit der Prüfung mehrerer Adressen für neue "Summer Streets" beauftragt - in der Türken- und Fallmerayerstraße sowie der Margarete-Schütte-Lihotzky-Straße im Domagkpark. Bereits für 2020 beschlossen ist eine sommerliche Fußgängerzone in der Westenriederstraße. Mit dem Konzept autofreie Altstadt soll deren Sperrung aufs ganze Jahr ausgedehnt werden.

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Quelle:
SZ vom 13.07.2019
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