Süddeutsche Zeitung

Werksviertel:Pyramidenpläne am Ostbahnhof

Die Stadtsparkasse möchte am Werksviertel ein Gebäude für "neue Arbeitswelten" errichten - einer der Entwürfe dafür ist äußerst markant. Auch nebenan entsteht ein neues Gebäude.

Von Sebastian Krass

Das Werksviertel soll neue architektonisch markante Bürogebäude bekommen - die noch dazu direkt nebeneinander liegen würden, nämlich am Beginn der Friedenstraße, die von der Rosenheimer Straße abzweigt. An der Friedenstraße 2 plant die Stadtsparkasse München als Bauherrin unter dem Projektnamen "Neue Arbeitswelten" ein siebengeschossiges Gebäude, für das es zwei unterschiedliche Entwürfe gibt. Das geht aus der Einladung für die Sitzung der Stadtgestaltungskommission am kommenden Dienstag hervor.

Besonders ins Auge fällt die zweite Variante mit einer nach oben zurückweichenden Fassade, die den Baukörper aus manchen Perspektiven ein wenig wirken lässt wie eine Pyramide, der man die obere Hälfte abgeschnitten hat. Zudem sieht diese Variante eine durchgehend begrünte Fassade samt grüner Dachlandschaft vor.

Das andere Projekt an der Friedenstraße 10 ist bereits bekannt: Der vom spanischen Architekturbüro Nieto Sobejano entworfene Geschäfts- und Bürokomplex mit einem 65 Meter hohen Turm war bereits 2018 Thema in der Stadtgestaltungskommission, die den Stadtrat zu Bauprojekten von besonderer Bedeutung berät. Der Entwurf der Architekten, von denen auch die Hochhäuser am Vogelweideplatz und der neue Königshof am Stachus stammen, war damals auf große Zustimmung gestoßen, die Kommission bat aber um Wiedervorlage, um ein Muster der geplanten Fassade bewerten zu können.

Rechtlich betrachtet gehört das Sparkassen-Grundstück an der Friedenstraße 2 nicht zum "Werksviertel", weil es außerhalb des entsprechenden Bebauungsplans liegt. Da es aber von "Werksviertel"-Grundstücken umschlossen ist, wird die Bebauung auch als Teil davon wahrgenommen. Der Kauf des Grundstücks vor einem Jahr war eine strategische Entscheidung: Die Sparkasse will mit ihrem Immobilienbestand auch vom guten Ruf des "Werksviertel"-Quartiers profitieren. Das städtische Unternehmen hat deshalb auch das direkt dahinter liegende Grundstück Friedenstraße 4 gekauft, auf der derzeit ein Bauträger ein Bürogebäude errichtet, das die Sparkasse nach der geplanten Vollendung im Jahr 2022 schlüsselfertig übernimmt.

Das "Werksviertel" entsteht auf einem 40 Hektar großen Areal (entspricht knapp der Fläche der Theresienwiese) zwischen Frieden-, Mühldorf-, Ampfing-, Anzinger, Aschheimer und Rosenheimer Straße. Dort betrieben früher Unternehmen wie Pfanni, Zündapp, Konen und Optimol Produktionsstätten. Später waren die aufgelassenen Industriebauten ein Ort des Nachtlebens. Seit einigen Jahren entstehen dort nun Arbeitsplätze für 12 600 Menschen, auch Wohnraum für 2600 Menschen ist vorgesehen, zudem der Konzertsaal des Freistaats. Es ist eine Kombination, die angesichts des überhitzten Münchner Immobilienmarkt ausgezeichnete Renditen für die dort aktiven Investoren verspricht - zu denen nun auch die Sparkasse gehört, die beide Gebäude langfristig im Bestand behalten will.

Zu seinen Plänen dort äußert sich das Unternehmen derzeit nur sparsam. Das bereits im Bau befindliche Haus an der Friedenstraße 4 mit einer Geschossfläche von 7600 Quadratmetern, was 400 Arbeitsplätzen entspricht, "ist zur Vermietung gedacht", wie ein Sparkassen-Sprecher sagt. Wie die "neuen Arbeitswelten" auf den geplanten 11 500 Quadratmetern an der Friedenstraße 2 aussehen sollen, dazu macht er noch keine Angaben, ebenso wenig wie zur Frage, ob die Sparkasse die Räume selbst nutzen wird oder ob sie ebenfalls vermietet werden. Es ist aber davon auszugehen, dass bei der Konzeption auch der durch die Corona-Pandemie verstärkte Trend zum Home-Office berücksichtigt wird, dort also möglicherweise viele flexible Arbeitsplätze nach dem Schlagwort "shared desk" entstehen.

Der Münchner Architekt Falk von Tettenborn, dessen Büro die Entwürfe erstellt hat, betont, dass beide Varianten trotz der dichten Bebauung eine deutlich bessere CO₂-Bilanz hätten als die bisherige teilweise Bebauung des Grundstücks. Insbesondere die ausgefallenere Variante zwei sei mit der in jedem Stockwerk umlaufenden Begrünung ein "sehr ökologisches Haus". Variante eins habe ebenfalls einen hohen Grünanteil, sei aber architektonisch "etwas klassischer". Tettenborn weist auch darauf hin, dass man bisher noch keinen Bauantrag, sondern nur einen Antrag auf Vorbescheid gestellt habe, man also noch in einem frühen Planungsstadium sei. Zum Zeitplan sagt der Sparkassensprecher, dass mit dem Baubeginn frühestens 2022 und der Fertigstellung zwei Jahre später zu rechnen sei.

Deutlich weiter ist schon das Projekt an der Friedenstraße 10, das die Münchner Immobilienfirma Wöhr und Bauer zusammen mit der Eigentümerfamilie Maltz baut, deren Vorfahr Heinrich Maltz den Schmiermittelhersteller Optimol gegründet hatte. Die Bauarbeiten für das Gebäude mit dem Projektnamen "Optineo" laufen schon. Nach der für Ende 2022 geplanten Fertigstellung wird als Hauptmieter auf 31 000 Quadratmetern die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG einziehen, die derzeit noch in der Ganghoferstraße an der Schwanthalerhöhe sitzt. Doch wie genau die Fassade aussehen soll, darüber werden in der nächsten Woche die Fachleute in der Stadtgestaltungskommission urteilen.

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SZ vom 26.11.2020/aner/van
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