Münchner Momente:Mehr ist mehr

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Von Gutem kann man kaum genug bekommen. Doch die wirklich hohe Kunst ist das Weglassen.

Von Philipp Crone

Diese Werbung wirkt. Antenne Bayern wirbt auf Plakaten derzeit mit zwei Slogans, der eine lautet "Mehr Musik", was zunächst überhaupt nicht überrascht. Mehr Musik ist ja fast immer und für einen Musik-Sender ohnehin gut.

Aber im zweiten heißt es dann, über einem gelb unterlegten "Neu", in kleinerer weißer Schrift auf blauem Grund: weniger Gewinnspiele. Und das ist dann doch erstaunlich.

Denn seit Tscharlie Häusler in den "Münchner Geschichten" die Negativwerbung wie immer erfolglos propagiert hat, gab es wohl selten solche Aussagen. Geschrieben steht es zwar auf den Plakaten nur in zwei Wörtern, aber gemeint ist: Liebe Hörer, wir haben es versemmelt und jetzt erst gemerkt, dass kein Mensch mehr heiß ist auf Gewinnspiele, großes Sorry und ab jetzt noch mehr Hits. Daran könnten sich andere echt mal orientieren, da gäbe es ein riesengroßes Potenzial, oder wie Tscharlie sagen würde: a Riesensach.

In der Löwen-Marketingabteilung, so ist das Gerücht zu hören, ist längst eine Webreaktion in Planung mit der Zeile: "Mehr Tore, weniger Gegentore", wobei noch gestritten wird, ob darunter stehen soll: "Mehr Flanken, weniger Fouls" oder "Mehr Tikitaka, weniger Fehlpässe". Und bei den Bayern grübeln sie über "Weniger Kantersiege, mehr Bayerndusel" oder "Mehr Spannung, weniger Hattricks".

In der U-Bahn nach Fröttmaning heißt es auch bald: "Mehr Züge, weniger Zeitverlust" und bei den örtlichen Lastenrädern "Mehr Breite, weniger Hindernisse". Beim Augustiner will man auch die allererste Werbekampagne starten mit dem Motto: "Mehr Schaum, weniger Rausch" - oder andersrum, das wird noch diskutiert. Und beim Paulaner-Zugpferd Spezi geht es um "Mehr Zucker, weniger Nachtisch". Die Gastronomie hat da ohnehin enormes Potenzial. "Mehr Plätze, weniger Reservierungsschilder" ist überfällig, und "Mehr drin, weniger in" würde auch funktionieren. Draußen an der Isar sollen die Schilder "Mehr Fische, weniger Scherben" und "Mehr chillen, weniger grillen" stehen.

Wo man hinsieht, das Münchner Negativwerbungspotenzial ist schier unerschöpflich, vielleicht kann man demnächst sogar das beste Wortpaar ermitteln, mit einem dieser modernen Gewinnspiele.

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