Schluss mit dem Interim
Knapp 870 Millionen Euro geben die Münchnerinnen und Münchner zusammengerechnet für Weihnachtsgeschenke aus. Ein Gedankenspiel: Wie wäre es, wenn es nur die Hälfte wäre – und die andere Hälfte fließt in einen schönen neuen Konzertsaal? In einen, der ein Jahrhundert und länger überdauern wird. Einen, den man leicht erreichen kann. Einen, in dem auch Gehbehinderte auf die Plätze weiter oben gelangen können, weil es einen Aufzug gibt. Einen, in dem die Musiker anständige Garderoben haben. Einen, in dem die großartigen Orchester der Stadt und die tollen durchreisenden Künstler wunderbare Musik bieten sämtlicher Genres – Musik, die tröstet, die zum Lachen animiert, die ablenkt. Susanne Hermanski

Miteinander im Rathaus
In den nächsten Jahren werden Münchens Politiker viele Menschen enttäuschen müssen. Für nicht wenige Anliegen wird das Geld fehlen. Wenn man sich keine neuen Radwege, keine neuen Wohnungen oder auch all die geplanten Trambahnen nicht leisten kann, muss man auf immaterielle Freuden setzen. Vielleicht schafft es zum Beispiel Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), seine Abneigung gegen die Grünen so weit abzumildern, dass er die wöchentlichen Spitzentreffen der Rathauskoalition wieder besucht. Es muss nicht jede Woche sein, aber wenn es für seine Bürger wichtig wird, wäre das ein angebrachtes Präsent. Vielleicht gelingt es auch den Grünen und den Sozialdemokraten, ihr ständiges Gezänk so weit zurückzufahren, dass sie den Münchnerinnen und Münchnern (und ihrem OB) nicht mehr so auf die Nerven gehen.
Angesichts der näher rückenden Kommunalwahl im März 2026 sollte man jedoch keine Wunder erwarten. Einen Wunsch allerdings müssen alle Demokraten im Rathaus erfüllen: Die Mauer gegen Rassismus, Ausgrenzung und Diskriminierung muss in München weiter stabil stehen. Bei der Wahl neuer Referenten im Oktober 2024 erhielt eine Vertreterin der AfD vier Stimmen, obwohl die Partei nur mit drei Stadträten im Kommunalgremium vertreten ist. Diesen bisher einmaligen Riss in der Mauer gilt es zu kitten. Die Mauer zu erhalten, ist nicht die Erfüllung eines Wunsches. Es ist eine Verpflichtung. Heiner Effern
Mehr Spät-Supermärkte
München ist längst nicht mehr das Dorf, das es gefühlt lange war. 1,6 Millionen Menschen teilen sich jetzt die Stadtfläche. Das Leben hier ist ähnlich kostspielig wie in Paris oder London, in vielem aber wesentlich rückständiger. Dazu gehören die eingeschränkten Öffnungszeiten von Lebensmittelgeschäften. Es gibt zwar mittlerweile mehr Spätis, aber die helfen nur, an Alkoholika, Knabberzeug und Zigaretten zu kommen. Wer werktags nach 20 Uhr und am Sonntag Gemüse, Fleisch, Käse oder vielleicht Waschmittel und Windeln braucht, dem bleiben nur wenige Optionen. Die Supermärkte am Hauptbahnhof, am Ostbahnhof und am Flughafen sind Sammelbecken für Spontanköche, Reiserückkehrer oder Vergessliche. Das große Bedürfnis nach mehr späten Einkaufsmöglichkeiten bestätigen die oft irrsinnig langen Warteschlangen dort. Sabine Buchwald
Weniger Polit-Show
Der Kernsatz dieses Wunsches steht bei Matthäus im 25. Kapitel (Vers 40). Er richtet sich an alle, also auch an dauerwahlkämpfende Ministerpräsidenten oder selbstverliebte Foodblogger. Übertragen aus dem Heiligen Land zur Zeit Jesu ins München zum Jahreswechsel 2024/2025 könnte er konkret so heißen: Beim nächsten Mal nicht auf der Jagd nach vermeintlich tollen Bildern erst Polizeipferde streicheln und dann heiße Maronen essen, wie es Ministerpräsident Markus Söder (CSU) jüngst getan hat, als er zu Besuch im Alten Botanischen Garten war, um sich über die schlimmen Zustände dort zu informieren.

Ja, die Zustände dort sind schlimm. Weil der Park nämlich auch Zuflucht ist für Menschen ohne Dach über dem Kopf, für Alkohol- und Drogenkranke. Die kann man natürlich vergrämen, in den nächsten Park, ins übernächste Gestrüpp. Man könnte aber auch die Tüte voller heißer Kastanien nicht selbst mampfen. Sondern sie den Menschen im Park vorbeibringen, mit ihnen ins Gespräch kommen: Warum sie hier sind? Wie es ihnen geht? Wie man ihnen helfen kann? Denn ein evangelischer Ex-Synodaler wie Markus Söder kennt Matthäus 25,40 natürlich: „Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ Martin Bernstein
Bäume für die Ludwigstraße
Liebe Stadträte, wann wart ihr zum letzten Mal in der Ludwigstraße? Im Sommer, nachmittags, bei 30 Grad im Schatten? Ist einen Besuch wert. Dann ist diese vermeintliche Prachtstraße mit ihren sechs Autospuren nicht zu ertragen für jene, die zu Fuß unterwegs sind. Für sie ist sie ein Un-Ort, den man allein der Gesundheit zuliebe meidet. 30 Grad sind dort deutlich mehr, weil kaum Schatten, weil keine Bäume. Das mag so gepasst haben, als Bayern Königreich war, in Zeiten der Erderwärmung ist das anders. Deshalb sollte der Stadtrat zwischen Odeonsplatz und Siegestor Bäume pflanzen lassen. Ja, liebe Denkmalschützer, ihr müsst ganz stark sein, das wird den Blick verändern. Aber was nutzt die Konservierung alter Perspektiven, wenn niemand mehr freiwillig diese Straße betreten mag? Bernd Kastner
Besseres Netz in U- und S-Bahnen
Man muss nicht mit dem Zug nach Niederbayern oder in die Oberpfalz fahren, um zu erleben, wie es im Freistaat um das Handynetz steht. Es reicht, mit der S-Bahn am Ostbahnhof in die Stammstrecke einzufahren. Oder am Max-Weber-Platz in die U4/U5 in Richtung Odeonsplatz zu steigen. Plötzlich geht nicht mehr viel: Seiten bauen sich nicht auf, die Anschlussverbindung in der MVG-App lädt und lädt. Dass das Netz auf Teilen der S- und U-Bahnverbindungen unterirdisch ist, ist seit Jahren bekannt, in der Hauptstadt des Lederhosen-und-Laptop-Landes Bayern konnte das aber auch bis 2024 auf wundersame Weise nicht behoben werden. Sicher, irgendwann kommt der Zug zu einer Station, an der alles wieder läuft. Aber mal wirklich: Das muss doch besser gehen! Isabel Bernstein
Länger offene Wertstoffhöfe
Nicht nur an Weihnachten lohnt der Blick in die Bibel. Besonders zu empfehlen: das Buch Genesis, Kapitel 1 – die Schöpfungsgeschichte. Am sechsten Tag biegt Gott auf die Zielgeraden: Im Wasser und in der Luft wimmelt es schon, nun kommt auch Leben zwischen die Bäume und Pflanzen, die auf der Erde bereits wachsen. Er spricht: „Das Land bringe alle Arten von lebendigen Wesen hervor, von Vieh, von Kriechtieren und von Tieren des Feldes.“ Und danach: „Lasst uns Menschen machen als unser Abbild.“ Sie sollen Ordnung halten über alles.
Der sechste Tag als Aufräum- und Ordnungstag: So halten es viele bis heute. Umso unverständlicher, dass ausgerechnet an diesem die Ordnungs-Horte der Stadt so früh schließen, wie sonst nie: um 15 Uhr. Kein Sperrmüll, kein Baumschnitt, kein Problem-Müll findet danach noch an den ihm zugedachten Entsorgungsort. Es gibt gewiss größere Ärgernisse in der Stadt (Verzögerung beim Bau der Zweiten Stammstrecke, Ungewissheit bei der Gasteig-Sanierung) und bestimmt auch gute Gründe (Personal-Engpässe, Zulagen), warum alle Wertstoffhöfe am Samstagnachmittag schließen. Bürgerfreundlich aber ist es nicht. René Hofmann

Eine Heimat für Indie-Musik
Es ist Freitagabend, man will tanzen gehen. Doch die große Frage: Wohin? In München gibt es Feier-Möglichkeiten, klar. Freunde der elektronischen Musik haben die Wahl zwischen der Roten Sonne, dem Goldenen Reiter, Pimpernel, Bahnwärter Thiel oder Blitz. Die 80er- oder 90er-Hits und Chart-Klassiker gibt es in den kleinen und großen Clubs der Stadt, wie in der „Helene“, im Pacha oder im P1. Und dann wären da noch Partyreihen, die versuchen die Lücken zu schließen, die sich seit ein paar Jahren auftun. Die Events finden im Milla oder im Strom statt, aber auch an Orten, an denen normalerweise kein klassischer Clubbetrieb herrscht.
Doch es bleibt bei einzelnen Partys. Wie schön wäre es, wenn 2025 kein großes Hotel oder neue Büroflächen die kleinen und speziellen Clubs (RIP: MMA, Bob Beaman oder Harry Klein) verdrängen, sondern sich ein Ort etabliert, der der Nische Indie-Musik wieder einen festen Platz in der Stadt gibt. Jana Jöbstl
Keine Gehweg-Parker mehr
Lieber Herr Reiter, Sie sind ein Autofreund, das sagen Sie gerne. Aber Sie sind doch auch der Oberbürgermeister der Menschen in München. Es soll immer wieder Menschen geben, vor allem solche mit Kinderwagen, Rollstuhl oder Rollator, die auf Fußwegen kaum durchkommen. Weil Autos dort stehen. So ein Gehweg-Platz ist praktisch für Autos, aber die Menschen müssen von ihren ohnehin schmalen Wegen noch was abgeben. Nun könnte die Polizei Regeln durchsetzen und systematisch Strafzettel verteilen, aber das könnte den Münchner Frieden stören.
Deshalb ein Wunsch an Sie, lieber Herr Oberbürgermeister, weil Sie doch gut können mit den Leuten: Wollen Sie nicht mal den notorischen Gehweg-Parkern sagen, dass es nicht okay ist, was sie tun? Wenn Sie als Autofreund das Autofahrern erklären – bestimmt verstehen sie es und parken bald rücksichtsvoll. Bernd Kastner
Eine siebte Brauerei auf der Wiesn

Das Oktoberfest hat ein ähnliches Problem wie der Wohnungsmarkt in den USA. Dort spricht man angesichts der begrenzten Auswahl zwischen Einfamilienhaus und Wohnturm von „missing middle housing“: Mehrfamilienhäuser werden vermisst. Und auf der Wiesn? Dort könnte man sagen: „missing mittelgroße Brauereien“.
Für Mikro- und Kleinstbrauereien ist der gewaltige Festplatz nichts, sie würden dort untergehen. Aber mit einer gewissen Brauerei rechts der Isar, die inzwischen über einen eigenen Tiefbrunnen für Münchner Helles verfügt, hat sich eine mittelgroße Alternative zu den großen sechs etablierten Brauereien aufgetan. Gemeint ist Giesinger, dessen Bier sich einer wachsende Fangemeinde erfreut. Unter Münchnern zumindest, deren Volksfest die Wiesn ja trotz aller internationalen Beliebtheit noch ist. Wie schwer und teils auch undurchsichtig es ist, eine neue Brauerei auf die Wiesn zu bekommen, ist bekannt. Ein Giesinger-Zelt – nur eines, mittelgroß, bitte! – darf man sich trotzdem wünschen. Max Fluder
Ein Finalsieg dahoam
Dass es in der vergangenen Saison mit der Meisterschaft und dem Pokalsieg nicht geklappt hat, ist ärgerlich für die erfolgsverwöhnten Fans des FC Bayern, die den „Stern des Südens“ so gerne besingen, könnte aber eine heilende Wirkung entfalten: Der schnöde Bundesliga-Titel wird jetzt wieder zu einem echten Grund für Freude. Einen Wunsch aber gibt es, von dem der Klub und seine Anhänger wirklich träumen, weil er sich so selten realisieren lässt: einen Sieg in der Champions League vor den eigenen Anhängern.
Bei der letzten Gelegenheit – am 19. Mai 2012 – verloren die Bayern ihr „Finale dahoam“ extrem unglücklich gegen den FC Chelsea (1:1-Ausgleich durch Didier Drogba in der 88. Spielminute; später Niederlage im Elfmeterschießen). Am 31. Mai 2025 besteht nun wieder die Gelegenheit für einen Finalsieg dahoam, dann findet das letzte Champions-League-Duell erneut in der Arena in Fröttmaning statt.

Bei den leidgeplagten Fans des TSV 1860 steht 2025 ebenfalls eine wichtige Entscheidung an: Ob die Blauen im Stadion der Grünwalder Straße bleiben und wie es ihnen die Stadt als Eigentümerin saniert. Im Sinne der Tradition und des Lebensgefühls wäre der Verbleib in Giesing ein Gewinn – auch für die ganze Stadt. Dafür braucht es eine Einigung innerhalb des Clubs und einen Kompromiss mit der Stadt.
Das sind nun zwei schwierige Wünsche, und wenn beide in Erfüllung gehen würden, wäre das zwar kein Sieg in der Champions League, aber vielleicht eine Basis für den Aufstieg in die Zweite Bundesliga. Der kommt dann auf die Wunschliste für die nächsten Jahre. Heiner Effern