Kirche:Weihnachtsgottesdienst am Chinesischen Turm geplant

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Wo sonst im Winter am Chinesischen Turm verschneite Bierbänke herumstehen, gibt es in diesem Jahr ausreichend Platz für einen ökumenischen Gottesdienst an Heiligabend. (Foto: Stephan Rumpf)

Die katholische und evangelische Kirche planen an Heiligabend einen ökumenischen Freiluftgottesdienst im Englischen Garten. Ob er in der Form auch stattfinden kann, wird sich unter anderem am Mittwoch entscheiden.

Von Sophia Kaiser, München

Evangelische und katholische Kirche gehen an Weihnachten in diesem Jahr neue Wege und planen an Heiligabend einen ökumenischen Gottesdienst unter freiem Himmel - und zwar mitten in München, im Englischen Garten. Am Chinesischen Turm, wo zu Nicht-Corona-Zeit im Dezember ansonsten Glühweinstände stehen, soll um 16 Uhr der Gottesdienst stattfinden.

Zelebriert werden soll er von Heinrich Bedford-Strohm, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, und Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising. Man wolle "damit eine Gelegenheit bieten, die wunderbare Weihnachtsbotschaft mit einer größeren Anzahl Menschen zu feiern, als die Corona-Schutzmaßnahmen in einer Kirche erlauben würden", sagte Bedford-Strohm in einem gemeinsamen Interview mit Marx dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK).

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Die für den Englischen Garten zuständige Schlösser- und Seenverwaltung, die das Areal rund um den Chinesischen Turm verpachtet hat, steht den Plänen der zwei Kirchen nach eigenen Angaben "wohlwollend" gegenüber. Das Kreisverwaltungsreferat (KVR) bestätigt, dass die Erzdiözese mit entsprechenden Plänen an die Stadt München herangetreten sei. Ein eigenes Hygienekonzept sei gleichwohl noch nicht vorgelegt worden, allerdings gebe es ein generelles Hygienekonzept der Erzdiözese für katholische Gottesdienste. Wie die Rahmenbedingungen für die Veranstaltung genau aussehen werden und wie viele Menschen an Heiligabend zum Gottesdienst in den Englischen Garten kommen dürfen, ist noch offen, mit Details warte man bis zur finalen Genehmigung durch die Stadt, sagt Christoph Kappes, stellvertretender Pressesprecher des Münchner Erzbistums.

Das hängt nicht zuletzt auch von dem gemeinsamen Treffen zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Ministerpräsidenten der Länder an diesem Mittwoch ab. Derzeit dürfen Gottesdienste im Freien ohne maximale Besucherzahl stattfinden, es gilt ein Mindestabstand von 1,5 Metern und eine Maskenpflicht, solange sich die Teilnehmenden nicht an ihrem Platz befinden. Allerdings gelten diese Regelungen nur bis Ende November. In der Beschlussvorlage für Mittwoch heißt es nun: "Bund und Länder werden das Gespräch mit den Religionsgemeinschaften suchen, um möglichst Vereinbarungen für Gottesdienste und andere religiöse Zusammenkünfte mit dem Ziel einer Kontaktreduzierung zu treffen." Religiöse Zusammenkünfte mit Großveranstaltungscharakter gelte es zu vermeiden, heißt es weiter.

Kardinal Reinhard Marx. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Auch abseits des Gottesdiensten im Englischen Garten haben sich die einzelnen Gemeinden der evangelischen und katholischen Kirche bereits Gedanken gemacht, wie sie Gottesdienste auf der einen und den Schutz der Menschen vor Ansteckung durch das Coronavirus auf der anderen Seite miteinander in Einklang bringen können. Die Planung dafür ist kompliziert und zeitaufwendig: Hygienekonzepte werden erarbeitet und es muss dafür Sorge getragen werden, dass Abstandsregeln an Weihnachten eingehalten werden können.

Für viele Gemeinden bedeutet das einen enormen Mehraufwand. Doch nachdem schon die Christkindlmärkte in diesem Jahr weggebrochen sind, ist ein Absagen der Gottesdienste für die Gemeinden keine Option. Sie sind für einige Münchner der letzte Rest Weihnachtstradition. Bei den meisten Kirchen wird es an Heiligabend mehrere kürzere Gottesdienste zusammen mit Freiluftveranstaltungen geben. Dem KVR liegen dafür momentan 24 Anträge und fünf Vorabinformationen vor.

Manche Gemeinden stellen ein noch aufwendigeres Programm auf die Beine. Rainer Maria Schießler etwa, Pfarrer der katholischen Kirche St. Maximilian, plant eine zwölfstündige Weihnachtsfeier. Von zwölf Uhr mittags an findet jede volle Stunde eine Heilige Messe, Musikdarbietung oder nachmittags ein Kindergottesdienst statt. Die Waldweihnacht, samt 200 Tannenbäumen, wird in die Kirche verlegt und die große Krippe auf fünf verschiedene Kirchstationen verteilt, so könnten sich die Besucher besser aufteilen, sagt Schießler.

In vielen Gemeinden müssen sich die Gläubigen für die Gottesdienste anmelden

Einen ähnlichen Aufwand betreibt die evangelische Kirche St. Markus. Zusammen mit der Kreuzkirche in Schwabing wurde für die Weihnachtszeit eigens eine Internetseite ( www.freiraum-markuskirche.de) ins Leben gerufen, auf der alle Informationen abrufbar sind. Geplant ist auch hier ein Programm von nachmittags bis nachts. In den Innenhöfen wird es an beiden Standorten ein Hirtenfeuer und verschiedene Stationen für Familien mit Kindern geben.

Auch die Kirchen werden mitsamt weihnachtlichem Dekor für Besucher geöffnet sein - ein Ort zum "Runterkommen", sagt Pfarrer Olaf Stegman. Von 15 Uhr an gibt es in der Kreuzkirche stündlich 30-minütige Weihnachtsgottesdienste. Für die gilt, wie für die meisten anderen Kirchengemeinden auch, eine Voranmeldepflicht. Nur so könne man den Einschränkungen für Innenräume gerecht werden, so Stegmann. Informationen zu den Anmeldungen müssen sich Interessierte bei ihren jeweiligen Gemeinden einholen.

© SZ vom 25.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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