Freizeit:Sieben Wandertipps rund um München

Freizeit: Es muss nicht immer der schnelle Weg zum Seeufer ein. In Schlehdorf kann man zur Kreut-Alm wandern - schon alleine der Blick auf den Kochelsee lohnt sich.

Es muss nicht immer der schnelle Weg zum Seeufer ein. In Schlehdorf kann man zur Kreut-Alm wandern - schon alleine der Blick auf den Kochelsee lohnt sich.

(Foto: Marion Mayr)

Skifahren ist diesen Winter leider nicht immer so einfach, trotzdem locken schöne Ausflüge und Wanderungen in die Berge - sieben Touren für Großstädter mit Bewegungsdrang.

Von Thomas Becker

Wohin bloß als oberbayerischer Frischluftfreund in diesem Spätwinter? Skifahren? Ist jetzt nur noch im beschneiten, also teuren Bereich möglich. Langlauf? Keine Chance! Nicht mal Schlittenfahren ist mehr drin, will man seinen Rodel nicht bis sonst wohin chauffieren. Bleibt: der gute alte Spaziergang. Ein paar Tipps für ausflugswillige Städter mit Bewegungsdrang.

Piesenkam - ein Ort mit Aussicht

Eine der klassischen Münchner Ausflugsrouten geht so: Salzburger Autobahn bis Holzkirchen und dann ab Richtung Tegernsee, immer schön geradeaus. Aber wie im richtigen Leben ist es auch hier so: Ab und zu mal nach rechts und links schauen, schadet nicht, im Gegenteil. In diesem Fall heißt das: kurz hinter Warngau rechts runter vom Tegernsee-Highway B318, durch den Wald und das Örtchen Piesenkam, am Ortsende links auf den kleinen Parkplatz - und dann sind sie da: die Berge.

Als hätte man einen Vorhang zurückgezogen, öffnet sich der Blick über die Moränenlandschaft auf Blauberge, Blomberg und den markanten Zugspitzzacken im Westen. Hier beginnt die drei Kilometer lange Piesenkam-Loipe, an deren Ende man auf die Sachsenkam-Loipe (5,5 Kilometer) umsteigen kann, von wo aus sich wiederum die Verbindungs-Loipe-Reichersbeuern - will sagen: Auf der Alpen-Panorama-Loipe kann man sich richtig schön müde laufen - falls in diesem merkwürdigen Winter nochmal Schnee fallen sollte. Wenn nicht, gibt es neben der Loipe auch handelsübliche Spazierwege, mit dem gleichermaßen grandiosen Ausblick. Sogar einen Sonntagsbäcker (bis 17 Uhr) gibt es in der Nähe: Ratschillers in Schaftlach. Wir empfehlen den Rhabarberkuchen.

Tortenschlacht am Kastensee

Auf die andere Seite der Salzburger Autobahn verirrt sich der gemeine Münchner kaum einmal, obwohl auch der dezent gehügelte Südosten der Landeshauptstadt jede Menge herrliche Ausblicke ins Gebirge im Angebot hat. Meist zieht es den Städter in dieser Ecke dann zum Hermannsdorfer Hofmarkt, einem der vielen Reitställe oder zum lauschigen Steinsee. Schon schön, aber allein ist man dort eher selten. Anders sieht das ein paar Kilometer westlich von Glonn am Kastenseeoner See aus, einem Moorsee im Naturschutzgebiet, den uns die Eiszeit als sogenannten Toteissee hinterlassen hat. Im Sommer ist hier im Strandcafé und an der Beach-Bar so einiges los, doch in der kalten Jahreszeit muss man den gemütlichen Rundweg durch das Kastenseeoner Filz um den sieben Hektar großen See mit nicht allzu vielen Mitwanderern teilen. Und danach? Ins Kaffeekandl Café in Schlacht bei Glonn, Stichwort: Tortenschlacht.

Die Hechte im Thanninger Weiher

Wer den gar lieblichen Münchner Süden von Sauerlach Richtung Wolfratshausen quert, passiert irgendwann den Eglinger Ortsteil Thanning, Eishockeyfreunden für sein Natureisstadion am Müllerberg bekannt. Direkt am Dorfanger fließt der Moosbach vorbei, und wer dessen Verlauf nach Osten folgt, gelangt zu einem von der Natur geschickt versteckten Kleinod: den Thanninger Weihern, einer Dreier-Folge künstlicher Seen, die Anfang des 18. Jahrhunderts vom Abt des Klosters Schäftlarn zur Fischzucht angelegt wurden. Heute sind sie in Privatbesitz, ebenso die sich darin tummelnden Karpfen, Schleien, Hechte, Zander und Forellen, die man zuweilen vom Uferweg aus sieht. Wem die Sechs-Kilometer-Runde zu kurz ist, der kann südwärts Richtung Moosham und durch das Spatenbräufilz verlängern. Beim Après-Walk führen allerdings alle Wege zur Bäckerei Schapperer, wo es freitags Bienenstich, Nusszopf sowie Hefezopf mit Rosinen gibt (sonn- und montags geschlossen).

Rettenschöss im Kaiserwinkl

Zugegeben: So ganz vor der Münchner Haustür liegt dieser Spot nicht mehr, aber manchmal darf es ja auch ein bisschen weiter sein, oder? Die Ausfahrt Niederndorf der Inntal-Autobahn kennt eh jeder (erste Tankstelle in Österreich), weiter nach Osten Richtung Walchsee/Kössen, auf halbem Weg links ab nach Rettenschöss im schönen Kaiserwinkl, und dann geht es irgendwann nur noch steil bergauf, bis hoch zum Wanderparkplatz Faistenau oder gleich ganz nach oben zum Gasthaus Schöne Aussicht auf 1050 Metern Höhe, wo sowieso jede Wanderung zwingend enden muss (Ruhetag am Donnerstag). Sonne bis zum Schluss und Kuchenstücke so groß, dass selbst ein Hund mit Sportabzeichen kaum drüberspringen könnte. Davor noch wandern? Na gut: Zum Wandberg sind es nur noch rund 400 Höhenmeter bei rund zehn Kilometern Strecke, Walchseeblick inklusive. Die Burgeralm Käserei und Wandberghütte (nur am Wochenende geöffnet) sind prima Boxenstopps.

Seepromenade in Steinebach

Freizeit: Wer am Wörthsee wandert, muss sich unbedingt das wunderhübsche Ostufer des Sees anschauen.

Wer am Wörthsee wandert, muss sich unbedingt das wunderhübsche Ostufer des Sees anschauen.

(Foto: Arlet Ulfers)

Den Wörthsee muss man eigentlich nicht mehr vorstellen, aber viele Besucher bleiben halt gleich vorn am Strandbad beim Augustiner oder beim Seehaus Raabe hängen - und verpassen somit das wunderhübsche Ostufer des Sees. Wer das Auto daheim lässt und die S 8 nimmt, läuft vom Bahnhof erst einmal herunter zum See zu einem ersten Cappuccino am "Il Kiosko". Dann geht es links ab auf die Seepromenade, wo es dann schon bald sehr viel ruhiger wird - bei gleichbleibend großartigem Ausblick über den See Richtung Berge. Am Günteringerfeldbach geht die Seepromenade in die Seeleite über, die wiederum in der Wörthseestraße mündet, die zum nächsten Etappenziel führt: dem Gasthof Woerl, besser bekannt als Paradieswinkel gleich neben dem Campingplatz. Im Sommer sitzt es sich hier prächtig auf der Terrasse des Biergartens unter Kastanien, während zwei Meter tiefer der See gemütlich ans Ufer schwappt. Und wem der Rückweg dann zu weit ist, der nimmt vom Campingplatz aus den 928er-Bus zurück nach Steinebach.

Kreut-Alm über dem Kochelsee

Freizeit: Erst Kaffee und Kaiserschmarrn, dann der Blick auf den Kochelsee: der Blick von der Kreut-Alm.

Erst Kaffee und Kaiserschmarrn, dann der Blick auf den Kochelsee: der Blick von der Kreut-Alm.

(Foto: Marion Mayr)

Auch der Kochelsee ist natürlich alles andere als ein Geheimtipp. Wer diesen von der Garmischer Autobahn aus ansteuert, kann aber schon vor dem Trubel rechts abbiegen, zum Beispiel nach Schlehdorf. Klar lockt hier der kurze Weg zum Seeufer, doch den kann man sich auch prima mal von oben anschauen: von der 180 Höhenmeter weiter oben gelegenen Kreut-Alm. Auf deren Gästeliste steht nicht nur Albert von Monaco, das schwedische Königspaar samt Kinderschar sowie der Komponist Richard Strauss, sondern auch dessen Namensvetter Franz-Josef, der hier in der Tenne seine vielen Wahlsiege zu feiern pflegte. Der Weg beginnt unten in der Seestraße, wo zwölf annähernd gleiche Bauernhäuser nebeneinander stehen. Nachdem 1846 ein Brand fast den ganzen Ort zerstört hatte, mussten die Höfe in einer von der Regierung verordneten Weise wiederaufgebaut werden - heute steht das Dutzend unter Denkmalschutz. Über Asphalt, dann Schotter und schließlich über Wiese geht es vorbei am kleinen Karpfsee hinauf zur Kreut-Alm mit ihrem Bilderbuch-Biergarten samt Blick auf Kochelsee und Herzogstand. Ein paar Schritte wären es nur runter zum Freilichtmuseum Glentleiten, aber wer Kaiserschmarrn nach Großmutter Victorias Art (mit Mandeln, Rosinen und Apfelmus) haben kann, muss auch mal auf ein Museum verzichten können, getreu der Wilhelm-Busch-Sentenz: "Lieber ein bisschen zu gut gegessen als wie zu erbärmlich getrunken." (bis 19. März nur an schönen Wochenenden geöffnet)

Energie tanken in Fuchstal

Schön weit weg vom Schuss liegt auch Fuchstal, eine Gemeinde zwischen Landsberg am Lech und Schongau, die es unlängst sogar in den Spiegel geschafft hat - als eine der wenigen Kommunen im Land, die das Thema Energiewende nicht nur verstanden haben, sondern auch etwas dafür tun, Stichwort Energie aus Wind, Sonne und Biomasse. Nur ein paar Steinwürfe entfernt von diesem Energie-Speicher liegt der Gemeindeteil Westermühle, Ausgangspunkt einer angenehm unaufgeregten Wanderung entlang einer Viererkette aus kleinen Gewässern, die im 17. Jahrhundert zur Fischzucht angelegt worden waren: dem großen Mühlweiher und seinen drei kleineren Kollegen Neu-, Kreuz- und Hofweiher, die wie an der Schnur gezogen hintereinanderliegen und sich gemütlich umrunden lassen. Gut möglich, dass einem dabei das eine oder andere Lama über den Weg läuft, denn im Ortsteil Welden werden entsprechende Wanderungen angeboten. Was man mit diesen lustigen Vierbeinern an der Leine allerdings nicht kann: gemütlich einkehren, zum Beispiel im Gasthaus Seerose am Neuweiher oder nach erfolgreicher Wanderung in den Forellenstuben, einem Gasthaus, das von 1831 bis 1914 als Wirtshaus Hirsch und danach bis in die Siebzigerjahre als Fischerwirt firmierte. Seitdem gibt es also Forelle, das aber in allen Farben und Formen. (dienstags und mittwochs geschlossen)

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