2012 war es, als fünf Österreicher sich zusammentaten und kurz darauf den Wiener Dialekt wieder salonfähig machten. Jetzt feiert die Indie-Pop- und Rockband Wanda ihr zehnjähriges Bestehen. Am Sonntag, 14. August, bringt sie neue Songs nach München, wenn sie von 21 Uhr an beim Festival "The Roofs" live im Olympiapark auftritt - bei freiem Eintritt.
SZ: Mit welchem Gefühl kommen Sie nach München?
Marco Michael Wanda: Wir haben schon eine emotionale Beziehung zu München. Weil es eine der ersten Städte war, außerhalb Österreichs, in der wir wahrgenommen und anerkannt wurden.
Sie haben den neuen Song "Rocking in Wien" dabei. Der handelt von Aufbruch und Sehnsüchten. Spiegelt das Ihre derzeitige Lebensphase wider?
Wir sind in einer Phase, in der wir uns sehr viel mit uns als Gruppe beschäftigt haben. Durch den abrupten Stopp durch die Pandemie waren wir gezwungen, ein bisschen aufzuarbeiten. Weil alles so schnell ging und wir eigentlich nie wirklich reflektieren konnten. Dann sind Begriffe wie Achtsamkeit aufgetaucht. Das wünschen wir uns und für die Gesellschaft. Achtsamkeit.
Darum geht es auch auf Ihrem neuen Album, das Ende September erscheint.
Das Album ist vor allem ein Dankeschön an unser Publikum. Die Fans haben uns die Treue gehalten. Die haben ihre Konzerttickets nicht zurückgegeben. Das Album ist auch ein Fest, weil es das zehnjährige Bandjubiläum markiert. Und wir sind während des Prozesses auch reflektierter und erwachsen geworden.
Aber wenn man sich den neuen Song "Va Bene" anhört, ist "alles a bissi wurscht, egal." Ist das Schwarzmalerei oder österreichische Resignation?
Den Song habe ich eigentlich geschrieben, weil meine Mutter mir den Text quasi in einem Gespräch präsentiert hat. Ich hab sie gefragt, wie das Älterwerden ist. Sie hat in einem ganz neutralen trocknen Ton gesagt: "Naja, man wird verletzlicher." Und dann hat sie plötzlich über was ganz anderes geredet. Ich bin an diesem Satz jahrelang gehangen. Jetzt ist es ein Song.
Das Album heißt schlicht "Wanda". Wollten Sie sich einfach mal selbst feiern?
Ja, schon. Wenn man sich so viel mit sich selbst beschäftigt, dann ist es irgendwie klar, dass man es einmal nach sich benennt.
Seit 2021 haben Sie einen neuen alten Drummer. Valentin Wegscheider ging 2014 und ist jetzt wieder da. Wie nimmt das Einfluss?
Also der Vali ist ein uralter Freund. Der bringt einfach eine Persönlichkeit rein, die sehr ausgeglichen, reflektiert ist. Eine gewisse Diplomatie, ja fast Manieren.
In einem Instagram-Post schreiben Sie, bei Ihren Konzerten gibt es keinen Platz für Homophobie, Sexismus und Rassismus. Was war los?
Wir haben das erst jetzt zum ersten Mal mitbekommen. Eine junge Frau hat auf unsere Instagram-Seite geschrieben, dass sie von mehreren Männern auf unserem Konzert in Innsbruck belästigt wurde. Und dann habe ich weiter nachgefragt und solche Erfahrungen von mehreren Leuten gehört. Du willst nichts als einen Rahmen schaffen für Menschen, die Freude haben einen Abend lang. Wenn aber sowas passiert, musst du handeln. Wir verdeutlichen, dass wir das nicht tolerieren und schulen Securities. Die Dame wurde in Innsbruck nicht ernst genommen. Das muss aufhören und mehr darüber geredet werden.
Was wünschen Sie sich für weitere Konzerte? Neben Toleranz und Amore?
Ich freu mich über jeden, der kommt. Wir geben immer alles. Es war zwei Jahre Pandemie. Die Menschen sind hungrig und wir genauso. Jedes Konzert fühlt sich wie ein Wiedersehen an. Wie so ein Klassentreffen.
Wanda, live in München, So., 14. Aug., 21 Uhr, The Roofs Festival, Olympiapark, Central Roof, Eintritt frei; Di., 14. März 2023, 20 Uhr, Zenith