Flugblattaktion:Pläne für Wohnungslosenheim lösen Stimmungsmache aus

Flugblattaktion: Das ehemalige Altenpflegeheim Dorothea an der Beowulfstraße 4 in Waldperlach steht seit einigen Jahren leer.

Das ehemalige Altenpflegeheim Dorothea an der Beowulfstraße 4 in Waldperlach steht seit einigen Jahren leer.

(Foto: Robert Haas)

In Waldperlach verteilen Unbekannte Flyer mit der irreführenden Behauptung, es solle eine neue Flüchtlingsunterkunft entstehen.

Von Patrik Stäbler

Ob die Stadt ein ehemaliges Pflegeheim in Waldperlach zur Unterbringung von Wohnungslosen anmieten wird, ist noch völlig offen. Und doch machen Unbekannte schon jetzt Stimmung gegen die Pläne - auf Flugblättern, die es mit der Wahrheit indes nicht ganz so genau nehmen. Dass darauf vor einer Unterkunft für "z.B. Flüchtlinge" gewarnt wird, sei irreführend, stellt Thomas Kauer (CSU), Vorsitzender des Bezirksausschusses (BA) Ramersdorf-Perlach, klar. Vielmehr prüfe die Stadt, ob sich das Haus an der Beowulfstraße für die Unterbringung von "vulnerablen Gruppen" eigne, etwa wohnungslose Seniorinnen und Senioren sowie Menschen mit Behinderung.

Dass auf den anonym verfassten Flyern, die in ganz Waldperlach kursierten, überdies die Kontaktdaten des BA-Chefs sowie des Bundestagsabgeordneten Wolfgang Stefinger (CSU) standen, stieß bei beiden Politikern auf Unmut. "Das Flugblatt erweckt den Eindruck - und ich fürchte bewusst -, es sei von Herrn Kauer und mir. Dies ist nicht der Fall!", betont Stefinger in einer Stellungnahme.

Er kritisiert: "Hier hat jemand offensichtlich ein politisches Anliegen - die Verhinderung einer Unterkunft für Flüchtlinge -, für das er oder sie nicht mit offenem Visier, sondern mit intriganten Methoden kämpft." Ähnlich klingt das bei Thomas Kauer: "Wenn jemand ein Anliegen hat, dann soll er seinen Namen drunterschreiben und das nicht in einer Nacht-und-Nebel-Aktion anonym äußern."

Die Flugblätter sowie die daraus resultierenden "Fehlinformationen und Gerüchte" nahm Kauer zum Anlass für eine Klarstellung in der BA-Sitzung. Demnach hätten in dem früheren "Haus Dorothea" circa 30 ältere Menschen gelebt, bis der Betreiber infolge von anstehenden Sanierungsmaßnahmen die Einrichtung aufgegeben habe.

Die Behauptung auf dem Flyer, dass das Pflegeheim "geräumt" wurde, sei somit falsch, betonte der BA-Chef. Vielmehr sei das Haus 2020 verkauft worden; zwei Jahre später reichte der neue Eigentümer eine Voranfrage für den Bau einer Wohnanlage mit 30 Wohnungen ein, die jedoch abgelehnt wurde. Laut Kauer erwarb in der Folge erneut ein neuer Eigentümer die Immobilie und bot sie der Stadt München zur Anmietung an. Aktuell werde diese Offerte geprüft, wozu im März eine Besichtigung des Hauses stattfand.

"Diese Begehung ist in Waldperlach nicht unbemerkt geblieben", sagte der BA-Vorsitzende. "Seitdem sind verschiedene Spekulationen im Raum." Genährt wurden diese durch die Flugblätter, die sich gegen eine "alternative Verwendung des Objekts" aussprechen. "Es werden dort definitiv keine Flüchtlinge untergebracht, weil sich die Immobilie dazu nicht eignet", betonte Kauer. Vielmehr könnten dort ältere Menschen einziehen, die ihre Wohnung verloren haben oder nicht mehr alleine leben können.

"Das heißt, die Personengruppe wäre relativ identisch zu der, die vorher schon in dem Seniorenheim war", sagte Kauer. Aus dem Rathaus sei ihm mitgeteilt worden, dass für eine Anmietung der Immobilie ein Stadtratsbeschluss nötig wäre. "Und das wird definitiv nicht vor der Sommerpause geschehen."

Um die Gerüchte aus der Welt zu schaffen, habe er das Sozialreferat gebeten, eine Vertreterin oder einen Vertreter des Amts für Wohnen und Migration zur Bürgerversammlung für Perlach am 10. Mai zu entsenden, sagte Kauer. Dort könnten alle weitere Fragen beantwortet werden.

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