Das Grab des 1959 in München von einem russischen KGB-Agenten ermordeten ukrainischen Ultranationalisten Stepan Bandera ist am Pfingstmontag beschmiert worden. Eine Polizeistreife, die auf dem Waldfriedhof unterwegs war, konnte einen Tatverdächtigen festnehmen. Es handelt sich um einen 38 Jahre alten Münchner, der in der Ukraine geboren wurde.
Der Mann ist offenbar kein Anhänger des seit fünf Jahren regierenden ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij. In kyrillischen Lettern hatte er dreimal den Satz "Wir brauchen Neuwahlen" auf den Grabstein geschrieben. Am Montag wäre Selenskijs Amtszeit eigentlich abgelaufen, wegen des andauernden russischen Angriffskriegs wurden die fälligen Neuwahlen jedoch nach Kriegsrecht verschoben.
Banderas historische Rolle ist höchst umstritten. Von vielen Ukrainern wird er als eine Art Nationalheld verehrt, Historiker weisen dagegen auf Banderas Antisemitismus und seine zeitweise Kollaboration mit Nazideutschland hin. Das meist mit Blumen und Fahnen geschmückte Grab ist immer wieder Ziel von Attacken und wird von der Polizei überwacht.