Süddeutsche Zeitung

Sanierung:Viktualienmarkt soll wohl an die Frauenstraße ausweichen

Das Herzstück der Münchner Altstadt muss dringend erneuert werden, frühestens 2025 ist es so weit. Die Händler bekommen dann einen Interimsmarkt - wenn auch einen kleinen.

Von Thomas Anlauf

Der Viktualienmarkt wird einen zweiten Markt erhalten - einen Interims-Markt. Der ist laut Kommunalreferentin Kristina Frank dringend nötig, um den laufenden Betrieb auf dem traditionellen Verkaufsgelände zwischen Pschorr, Schrannenhalle und der Heiliggeistkirche während der langjährigen Generalsanierung aufrecht erhalten zu können. Die Standl, Buden und Zeltkonstruktionen des Viktualienmarkts müssen generalüberholt oder zum Teil auch neu gebaut werden, doch bis das Herzstück der Münchner Altstadt "in altem Charme und neuem Glanz" saniert ist, wie Frank sagt, werden noch viele Jahre vergehen.

Voraussichtlich frühestens 2025 soll der größte und berühmteste Münchner Markt behutsam auf Vordermann gebracht werden. Und der Umbau braucht Zeit: Fünf bis acht Jahre, also bis in die Dreißigerjahre, könnte es dauern, bis alle 106 Händlerinnen und Händler in den dann renovierten oder sanierten Ständen ein auf Dauer neues Zuhause finden.

Dem Viktualienmarkt und seinen Händlern stehen von dieser Woche an bis zum Herbst umfangreiche Untersuchungen bevor. Obwohl die nun vom Baureferat beauftragten Architekten von bogevischs buero aus München bereits vor mehreren Jahren eine Machbarkeitsstudie über den Zustand der Gebäude und der Keller erstellt hatten, wird es nun eine ausführliche Untersuchung des Marktes geben.

Viele der markanten Standl entsprechen nicht mehr den hygienischen und technischen Auflagen, auch fehlen den Händlern meist ausreichend Lager- und Kühlmöglichkeiten für ihre Waren, von Aufenthaltsmöglichkeiten und Personaltoiletten ganz zu schweigen. Bislang steht lediglich fest, dass es neue Keller geben wird, vor allem in den Abteilungen II nahe dem "Pschorr" rund um den Karl-Valentin-Brunnen und VI am sogenannten Gänserlmarkt an der Frauenstraße. Da der Markt in seiner Fläche kaum vergrößert werden kann, "denken wir in die Tiefe", sagt Kristina Frank.

Die Kommunalreferentin, die zugleich auch Chefin der Markthallen München ist, will den Viktualienmarkt "behutsam" saniert sehen, damit "Charme, Charakter und Flair" des 19 000 Quadratmeter großen Geländes erhalten bleiben. Das hat bereits der Stadtrat in einem Beschluss vor drei Jahren vorgegeben. Es wird also keinen Generalabriss der zum Teil aus der Nachkriegszeit stammenden Hütten geben, sondern eine jahrelange Sanierung der verschiedenen Abteilungen. "Der Markt muss geöffnet bleiben", betont Frank.

Ausweichen an die Frauenstraße

Deshalb wird es wohl entlang der Frauenstraße einen Interims-Markt geben, in den die jeweils betroffenen Händlerinnen und Händler übergangsweise einziehen können, bis ihre Standl saniert oder neu gebaut sind. Rainer Hofmann, Geschäftsführer des beauftragten Architekturbüros, sagt, "dass wir im Wesentlichen mit dem Bestand arbeiten" wollen. Also keine radikalen Erneuerungen, das Gesicht des Markts soll erhalten bleiben.

Die spannende Phase für die Architekten beginnt, wenn sie sich schließlich in den Untergrund für die neuen Keller vorarbeiten werden: Hofmann glaubt, dass die Arbeiter dort Bodenschätze aus dem Mittelalter finden könnten. Zudem verlaufen unter dem Markt nicht nur zahlreiche Leitungen, sondern dort liegt auch das Bett eines alten Stadtbachs. Die Sanierung des Viktualienmarkts birgt also noch viele Unsicherheiten - auch die, wann es letztlich damit losgehen kann.

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SZ vom 16.06.2021/wean
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