München:Vier plus x

Bis zu neun Kandidaten aus dem Landkreis könnten in den Landtag einziehen

Von Sabine Wejsada

Der Tag nach der Wahl ist der Tag des Zitterns. Während Kerstin Schreyer und Ernst Weidenbusch von der CSU jeweils ihr Direktmandat im Landkreis München haben verteidigen können, dürfte zumindest bei den Grünen in den beiden Stimmkreisen München-Land Süd und Nord sowie bei FDP und Freien Wählern die Spannung stündlich steigen. Sie müssen sich noch ein wenig gedulden, bis sie erfahren, ob am Ende die Zahl der Stimmen für den Einzug in den Landtag über die Listen reichen könnte. Würden alle den Sprung schaffen, wäre der Landkreis München im Parlament von neun Abgeordneten vertreten.

Helmut Markwort im Landtagswahlkampf in Pullach, 2018

Wohl sicher drin: Helmut Markwort, der für die FDP kandidierte.

(Foto: Claus Schunk)

Denn mit Benjamin Adjei aus Taufkirchen hat ein Grüner das Direktmandat im Stimmkreis Moosach in München gewonnen. Dort setzte sich der 28-Jährige mit 26,2 Prozent der Erststimmen gegen CSU-Kandidatin Mechthilde Wittmann durch, die immerhin Integrationsbeauftragte der Staatsregierung ist. Ein Vorsprung von nur 78 Stimmen reichte Adjei zum Einzug in den Landtag.

Ganz sicher im Maximilianeum ist neben Adjei sowie Schreyer und Weidenbusch nur eine: Natascha Kohnen, die Chefin der Bayern-SPD und Kandidatin im Süden des Landkreises München. Die zwei Grünen, Claudia Köhler und Markus Büchler, müssen sich noch gedulden - trotz eines hervorragenden Ergebnisses in ihren Stimmkreisen. Auch bei Nikolaus Kraus (Freie Wähler) aus Ismaning ist am Tag nach der Wahl noch nicht ganz klar, ob er erneut dem Landtag angehören wird. Die Chancen aber dürften groß sein. Ebenso für Helmut Markwort von der FDP. Er musste zusammen mit seinen Parteifreunden bis spät in die Nacht hinein zittern, ob den Liberalen der Sprung in den Landtag überhaupt gelingen würde. Am Ende waren es 5,1 Prozent bayernweit; im Landkreis schnitt die FDP wie gewöhnlich besser ab: Im Norden wurden 7,3 Prozent erreicht, im Süden 9,0 Prozent. Focus-Gründer Markwort wird nach eigener Überzeugung der neuen Landtagsfraktion der FDP angehören. Diese Einschätzung nährt sich aus den Zahlen, "die ich aus ganz Bayern bekommen habe", sagt Markwort selbstbewusst. Dass er als Zugpferd für die Liberalen Stimmen ziehen würde, war jedenfalls klar.

Markus Büchler bei Diskussionsveranstaltung zur Landtagswahl, 2018

Vermutlich in den Landtag einziehen wird Markus Büchler (Grüne).

(Foto: Claus Schunk)

"Das alles macht mich schon sehr nervös", sagt Claudia Köhler aus Unterhaching am Montagnachmittag, die im Norden für die Grünen 22,9 Prozent der Erststimmen holen konnte und trotz des aussichtsreichen Platzes sieben auf der Oberbayern-Liste nicht weiß, "ob's langt". Markus Büchler aus Oberschleißheim, ihr Kollege im Stimmkreis München-Land Süd, äußert sich ähnlich: "Schaut doch ganz gut aus", sagt er, "auch wenn man den Tag freilich nicht vor dem Abend loben darf". Laut Landeswahlleiter wird erst am Dienstagabend feststehen, wer über die Listen in den Landtag kommt.

Nikolaus Kraus hat bereits Erfahrung im Geduldhaben am Tag nach der Wahl: 2013 erfuhr der Freie-Wähler-Kandidat am Dienstag nach der Wahl von seiner Ismaninger Gemeinderatskollegin Annette Ganssmüller-Maluche (SPD), dass er über die Liste den Sprung ins Parlament geschafft hatte. Er versucht, sich das Warten mit der Arbeit auf dem Bauernhof in Ismaning zu vertreiben. "Der Computer bleibt jedenfalls aus", sagt er.

Dass ausgerechnet Ganssmüller-Maluche, die für die SPD im Stimmkreis München-Land Nord kandidiert hatte, Kraus heuer die Nachricht überbringen wird, ist fraglich. Die Ismaninger muss angesichts des desaströsen Ergebnisses ihrer Partei weiter bangen. Am Montagnachmittag postete sie auf Facebook die Reihung nach den Erststimmen und schrieb: "Danach hätte ich den Einzug geschafft, aber das ist leider keine Tendenz, da die Zweitstimmen noch kommen und es für mich nicht gut aussieht." Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

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