Ramersdorf:Blutspur an Fußmatte erhärtet Verdacht gegen Ehemann

  • Einen Monat nach dem Verschwinden einer Frau und ihrer Tochter aus Ramersdorf erhärtet sich der Tatverdacht gegen den Ehemann und Stiefvater.
  • Eine Schmutzfangmatte und ein Teppich aus der Wohnung der Familie mit Blutspuren der beiden Opfer seien in einem Münchner Wald gefunden worden, teilte die Polizei am Dienstag mit.
  • Weiterhin fehlt von der 41 Jahre alten Mutter und ihrer 16 Jahre alten Tochter aber jede Spur.

Von Julian Hans

Vier Wochen ist es nun her, dass die 41 Jahre alte Maria Gertsuski und ihre 16 Jahre alte Tochter Tatiana aus Neuperlach verschwunden sind. Nun hat die Polizei im Truderinger Forst eine Fußmatte und einen Teppich gefunden, an denen das Blut der beiden vermissten Frauen klebt. Mit dem Fund hat sich der Verdacht weiter erhärtet, dass sie umgebracht worden sein könnten. Derzeit steht der Ehemann und Stiefvater der beiden Frauen im Verdacht, sie getötet zu haben.

Am Dienstag durchstreifte die Bereitschaftspolizei erneut das Gelände nördlich der Putzbrunner Straße - es war bereits die fünfte derartige Suchaktion. Obwohl schon Helikopter der Polizei mit Spezialkameras über dem Wald gekreist sind, Spürhunde das Dickicht und Taucher eine Kiesgrube durchsuchten, wurden bisher keine Leichen gefunden.

Fußmatte Beweisstück Polizei

Die von der Polizei sichergestellte Fußmatte soll aus der Wohnung des vermissten Mutter und ihrer Tochter stammen.

(Foto: Polizei München)

Seitdem die Polizei vor drei Wochen mit einem Aufruf an die Öffentlichkeit gegangen ist, seien fast 100 Hinweise eingegangen, erklärte Josef Wimmer, der Leiter der Münchner Mordkommission, am Dienstag. "Der Schluss, dass die beiden tot sind, ist zwingend, so traurig das ist", sagte er. Umgebracht wurden sie wahrscheinlich in ihrer Wohnung an der Ottobrunner Straße, das ergebe sich aus den Spuren, die dort gefunden wurden.

Polizei und Staatsanwaltschaft halten den Ehemann für den Täter. Der Ermittlungsrichter hatte am 21. Juli einem Antrag auf Haftbefehl gegen Roman H. stattgegeben. Der 44-Jährige sei dringend tatverdächtig, erst seine Frau getötet zu haben und dann seine Stieftochter, um die Tat zu vertuschen, sagte Oberstaatsanwalt Ken Heidenreich. Die bisher gesammelten Indizien legten diesen Tathergang nahe. "Zu einem Motiv können wir uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht äußern", sagte Heidenreich, der bei der Staatsanwaltschaft die Abteilung für Kapitalverbrechen leitet. Die Polizei ermittle mit großem Aufwand, "das habe ich selten erlebt", erklärte er. Insgesamt waren mehr als 650 Beamte im Einsatz, um das teilweise mit dichtem Gestrüpp bewachsene und sumpfige Gebiet zu durchkämmen.

Das fragliche Waldstück liegt mit dem Auto nur etwa zehn Minuten von der Wohnung der Familie entfernt. Die graue Schmutzfangmatte und den Teppich fanden die Polizisten nun in einem Dickicht etwas abseits eines Waldweges. Zuvor hatten Experten der Mordkommission ermittelt, dass diese beiden Gegenstände in der Wohnung der Familie fehlten. Eine Untersuchung in der Rechtsmedizin ergab, dass die Blutspuren am Gewebe von Mutter und Tochter stammen.

Roman H. hatte seine Ehefrau und seine Stieftochter am 15. Juli als vermisst gemeldet und erklärt, die beiden seien am Samstag zuvor ins Neuperlacher Einkaufszentrum aufgebrochen und von dort nicht mehr zurückgekehrt. Die Mobiltelefone der beiden waren ausgeschaltet. Weil die Angaben des Mannes widersprüchlich waren und die beiden Vermissten als sehr zuverlässig gelten, kam schnell der Verdacht auf, dass sie nicht einfach spontan in den Urlaub gefahren sein konnten. Am 17. Juli startete die Polizei eine Öffentlichkeitsfahndung. Nachdem die Spurensicherung in der Wohnung gewesen war, übernahm zwei Tage später die Mordkommission den Fall.

Seitdem arbeiten 20 Beamte in der Ermittlungsgruppe "Duo" an dem Fall. Gleichwohl hofft die Polizei auf weitere Hinweise aus der Bevölkerung. Etwa von Spaziergängern, denen zum fraglichen Zeitpunkt im Truderinger Forst etwas aufgefallen ist. "Es war genug Zeit, in der der Beschuldigte sich frei bewegen konnte", sagte Kriminaloberrat Wimmer. Vom Zeitpunkt des Verschwindens war fast eine Woche vergangen, bis die Mordkommission eingeschaltet wurde - viel Zeit, um Spuren zu beseitigen. Auch Personen, die die Familie gut kannten und etwas zu möglichen Konflikten berichten können, bittet Wimmer, sich unter o89/ 291 00 zu melden.

Maria Gertsuski wurde in Moskau geboren, wuchs dort auf und kam vor 20 Jahren mit ihrem damaligen Mann nach München. Ihre Tochter wurde hier geboren, sie besuchte zuletzt ein Münchner Gymnasium. Die Mutter arbeitete bei einem Unternehmen in der Pharma-Branche. Nachdem die erste Ehe auseinandergegangen war, heiratete die Mutter vor einem Jahr Roman H., der aus Sankt Petersburg stammt. Gemeinsam zogen sie in die Neubauwohnung an der Ottobrunner Straße. Um den familiären Hintergrund zu klären, hat das Polizeipräsidium ein Rechtshilfeersuchen an Russland gestellt. "Die russischen Behörden haben uns sehr engagiert unterstützt", lobte Wimmer.

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