Süddeutsche Zeitung

München:"Verlust der kulturellen Identität"

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Reaktionen im Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing auf die Abriss-Pläne der Stadt

Christian Müller (SPD): "Nachdem ich mich bisher eindeutig für den Erhalt des Kopfbaus eingesetzt hatte, sind mir die veranschlagten Sanierungskosten, die im Wesentlichen mit der Konfiguration des Kopfbaus zu tun haben, schlicht und ergreifend zu hoch. 10 000 Euro je Quadratmeter kann ich mit einem sparsamen Einsatz von Steuergeldern nicht verantworten. Daher ist leider der Neubau nunmehr die unter finanziellen Gesichtspunkten wesentlich bessere Alternative."

Sonja Haider (ÖDP): "Ich bedauere diese Entscheidung, denn das Gebäude stellt einen markanten Kontrapunkt zu den modernen, kastenartigen Pasing Arcaden dar, die gegenüber an der Offenbachstraße stehen. Auch im Stückgutgelände hätte der Kopfbau sofortigen Erkennungswert als Gegensatz zu den Neubauten - und das ist sicherlich nicht das Schlechteste für ein Gebäude der lokalen Kulturszene. Nur mit Glück konnte die Kuvertfabrik vor ein paar Jahren unter Denkmalschutz gehalten werden, wenn auch nur einhergehend mit dem Verlust für die kulturelle Nutzung. Jetzt den Kopfbau niederzureißen, bedeutet abermals ein Stück Verlust der kulturellen Identität im Viertel."

Klement Bezdeka (FDP): Diese Entscheidung ist absolut inakzeptabel. Wir hatten im Bezirksausschuss einstimmig entschieden, den Bau zu erhalten. Hier wird ein Wahrzeichen von Pasing vernichtet. An anderen Stellen wird Geld zum Fenster rausgeschmissen, und hier wurde die Chance vertan, ein kulturelles Highlight zu bewahren.

Maria Osterhuber-Völkl (CSU): Grundsätzlich kann ich das Kostenargument schon nachvollziehen. Was den Bezirksausschuss damals zu seiner Position "Erhalt" bewogen hat, war neben allem anderen, der Unterschied der Konzepte. Im Neubau wären in meiner Erinnerung keine Ateliers mehr vorgesehen, auch andere Schwächen gab es. Auch die Lage des Neubaus entlang der Offenbachstraße müsste man diskutieren. Das haben wir damals gar nicht gemacht, weil wir uns seinerzeit ja für den Erhalt ausgesprochen haben. Wenn es denn eine so große Kostenexplosion gegeben hat, die einen Abbruch jetzt unabwendbar werden lässt, muss dringend das Raumkonzept - wenn es so geblieben ist wie noch in der alten Vorlage - überarbeitet werden. Kurz gesagt: Wenn Pasing gezwungen wird, dieses historische Gebäude endgültig aufzugeben, dann muss wenigstens in Sachen Kunst und Kultur ein deutlicher Gewinn stehen.

Sven Wackermann (CSU): Ich finde es sehr schade, dass der Kopfbau nun abgerissen wird. Dieses Wahrzeichen Pasings ist ein kulturhistorischer Bau der Industriegeschichte. Er hat über viele Jahrzehnte das Erscheinungsbild unseres Stadtteils geprägt. Wir werden im Bezirksausschuss weiterhin dafür kämpfen, dass an selber Stelle dann ein Neubau für kulturelle und soziale Nutzung entsteht.

Romanus Scholz (Grüne): "Der Bezirksausschuss hat einstimmig für den Erhalt des Kopfbaus gestimmt. Den Pasingern ist dieser Ort sehr wichtig. Er ist markant und Teil unseres Stadtbildes und Profils hier in Pasing. Es ist sehr bedauerlich, dass für die große Koalition im Rathaus Geld offenbar über alles geht und man in diesem Zusammenhang auch nicht zögert, einen historisch so bedeutsamen Ort einfach niederzureißen."

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SZ vom 22.07.2015 / czg
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