München:Verkehrswende im Osten

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Der Stadtrat entscheidet an diesem Mittwoch, ob er die interkommunale Zusammenarbeit weiterbetreiben will

Von Thomas Kronewiter, München

Mit der jetzt von der Stadt München und dem Landkreis gleichermaßen ins Auge gefassten Verlängerung der Straßenbahn aus Berg am Laim über Trudering bis nach Haar rückt ein Projekt konkret in den Fokus, das zeigt, wie relevant die "Überörtliche Verkehrsplanung für den Raum München Ost" werden kann - wenn sie dereinst in das Stadium greifbarer Projekte tritt. Die Stadtrats-Vollversammlung soll die Unterstützung für diese interkommunale Kooperation in ihrer Sitzung am 3. März jedenfalls noch einmal ausdrücklich bekräftigen. Der Planungsausschuss vor gut drei Wochen hat das seit mehr als zwei Jahren vorangetriebene, ebenso ehrgeizige wie derzeit noch abstrakte Vorhaben jedenfalls einstimmig begrüßt. Noch allerdings geht es, wie zwei dicke Berichte der bisherigen Projektphasen unterstreichen, nicht wirklich über allgemeine Zielsetzungen wie interkommunale Kooperation, Weiterentwicklung des Straßennetzes, gezielte und räumlich fokussierte Siedlungsentwicklung, einen besseren öffentlichen Nahverkehr und ein optimiertes Radwegenetz hinaus.

In der Sitzung des Münchner Planungsausschusses hatte Paul Bickelbacher (Grüne) auf erfolgreiche Kooperationen im Würmtal verwiesen. Das habe gut geklappt - ein Erfolg, der sich auch im Münchner Osten abzeichne. Nikolaus Gradl (SPD) hatte insbesondere die rund 30 000 Bewohner vor Augen, die im Rahmen der geplanten Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme (SEM) in den Nordosten der Stadt München ziehen sollen. Zugleich habe die Gemeinde Unterföhring ein großes Gewerbegebiet an der Stadtgrenze eröffnet, mit vierspurigen Straßen und ohne Radwege. Da dürften noch mehrere Tausend Arbeitsplätze entstehen - und auch das müsse ein Thema der überörtlichen Verkehrsplanung werden. Im Jahr 2018 hatte München mit den beiden hauptsächlich betroffenen Stadtbezirken Bogenhausen und Trudering-Riem sowie elf weiteren Kommunen der Landkreise München und Ebersberg einen gut zwei Jahre währenden Abstimmungs- und Arbeitsprozess in Gang gesetzt. So gab es etwa sieben moderierte Workshops, dazu vier Gespräche mit Akteuren wie Landratsämtern oder der Bayerischen Eisenbahngesellschaft.

Konkretestes Konsens-Ergebnis ist ein Raumkonzept, das sinnvolle Trassenkorridore für Autobahnen, S- und U-Bahn, mögliche tangentiale beziehungsweise radiale Ergänzungen für den öffentlichen Verkehr, Korridore für schnelle Radverbindungen, prägende (und deshalb schützenswerte) Landschaftsbereiche sowie Optionen für eine verdichtete Siedlungsentwicklung skizziert. Darüberhinaus wurden 25 gemeindeübergreifende Maßnahmen erarbeitet, von denen 13 mit besonders hoher Priorität umgesetzt werden sollen. Dazu zählen etwa Projektvorschläge für das Staatsstraßennetz und den Bundesverkehrswegeplan, eine erhöhte Kapazität und Stabilität des schienengebundenen Verkehrs, ein strategisch auszubauendes Radwegenetz und ein Konzept zur baulichen Entwicklung am Siedlungsrand.

Um den Abstimmungsprozess weiter voranzutreiben, soll es eine neue Struktur geben. Der "Allianz München Ost" sollen die Bürgermeister der beteiligten Kommunen angehören. München bringt zudem die Expertise des Planungs- und des neuen Mobilitätsreferats ein, außerdem jährlich 25 000 Euro.

© SZ vom 03.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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