Tempo-30-Zonen:Wann München besser langsam macht

Tempo 30 in München Altstadt

München ist voller verschiedenster Zonen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Stadt hat zuletzt viele neue Tempo-30-Zonen ausgewiesen. Das ist oft nachvollziehbar - bei einigen muss allerdings die Frage nach dem Sinn erlaubt sein.

Kommentar von Dominik Hutter

Tempo 30 in der gesamten Stadt? Eine solche Forderung dürfte bei vielen Autofahrern verbittertes Lachen auslösen. Wären doch viele Leute schon froh, wenn sie diese Geschwindigkeit im morgendlichen Berufsverkehr überhaupt erreichen würden. Im Münchner Kreisverwaltungsreferat gab es schon vor Jahren Sympathie für die innerörtliche Regelgeschwindigkeit 30. Weil der Verkehr dann auch in mittelgroßen Straßen langsamer rollen würde. Auf dem Hauptstraßennetz hätte hingegen weiter Tempo 50 gelten sollen, gekennzeichnet per Schild. Der Grund für diese Haltung war: Die Straßenverkehrsordnung verfügte damals über hohe Hürden für Tempo-30-Bereiche. Welche die Stadt an einigen gefährlichen Stellen gerne eingeführt hätte, aber nicht durfte.

Inzwischen ist das anders. Die Straßenverkehrsordnung erlaubt nun sogar auf Hauptstraßen Tempo 30 - vor Schulen, Kitas, Altenheimen oder Krankenhäusern. Dagegen kann man kaum etwas sagen. Verkehrssicherheit ist ein wichtiger Auftrag für die Behörden, denn natürlich ist jedes Verkehrsopfer eines zu viel. Dennoch muss die Frage erlaubt sein, ob das Kreisverwaltungsreferat an einigen Stellen nicht übers Ziel hinausgeschossen ist.

Die Berg-am-Laim-Straße etwa, die auf Höhe Baumkirchner Straße mit 30er-Schildern bestückt ist, ist streng genommen ohnehin für jede Fußgängerquerung ungeeignet. Vier Fahrspuren, dann noch zwei Gleise - wer sein Leben liebt, macht den Umweg zur nächsten Ampel. Eine solche Straße sollte ganz prinzipiell für jugendliche wie erwachsene Fußgänger tabu sein. Da spielt es dann auch nicht mehr die entscheidende Rolle, ob die Autos 30 oder 50 fahren. Für die Akzeptanz des Tempolimits aber ist es ein Problem, wenn die Regelung nicht wirklich nachvollziehbar ist. An vielen Stellen, an denen wirklich Kinder die Straße überqueren, sieht das anders aus. Dort gilt: Auch die Autofahrer dürften nachvollziehen können, dass sie im Interesse der Sicherheit kurz vom Gas gehen.

Angesichts der Vielzahl an Tempo-30-Bereichen, sie machen inzwischen 85 bis 90 Prozent des Straßennetzes aus, ist die immer wieder aufflammende Debatte über ein flächendeckendes 30er-Limit (also auch auf allen Hauptstraßen) eher theoretischer Natur. Wer hätte etwas davon, wenn auf dem achtspurigen Georg-Brauchle-Ring alle Autos nur noch maximal 30 fahren dürften? Eine Verkehrsschneise wie der Mittlere Ring wird auch durch dahinschleichende Autos nicht gemütlicher. Das größere Problem ist ohnehin, dass ganz offenkundig viele Autofahrer nicht willens sind, in Tempo-30-Zonen das Limit auch einzuhalten. Das ist bedauerlich. Und hoffentlich in vielen Fällen teuer.

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