Süddeutsche Zeitung

Verkehrsdaten:So lange standen Autofahrer in München im Stau

  • 2019 standen Autofahrer in München 131 Stunden im Stau, also fünf Tage und elf Stunden. Das hat eine Analyse des Verkehrsdatenanbieters Tomtom ergeben.
  • Im bundesweiten Vergleich liegt München auf Platz vier, am schlimmsten ist es in Hamburg.

Von Andreas Schubert

Die gute Nachricht zuerst: Die Staus in München haben sich nun schon zwei Jahre in Folge nicht verschlimmert. Die schlechte: Sie haben sich aber auch nicht verbessert. Die Münchner Autofahrerinnen und Autofahrer standen 2019 immer noch 131 Stunden pro Jahr im Stau, also fünf Tage und elf Stunden. Das hat die alljährliche Analyse des Verkehrsdatenanbieters Tomtom ergeben. Ausgewertet wurden dabei die Daten von Navigationsgeräten und Smartphones auf insgesamt 407 Millionen gefahrenen Kilometern in und um München, davon 280 Millionen auf Autobahnen.

Neben seiner Datenanalyse liefert Tomtom gleich auch noch mit, was man so alles mit der verlorenen Zeit hätte anfangen können. Man hätte 33 Mützen stricken können oder alternativ sechs Strickjacken. Man hätte sich 2513 Mal "Imagine" von John Lennon anhören können (auf die Textzeile "Imagine there's no traffic" käme der Sänger wohl heute, sofern er denn noch lebte). Man hätte 3782 Pfannkuchen oder 6293 Kekse backen, 116 Folgen "Game of Thrones" sehen, 131 Bäume pflanzen oder 3933 Seiten von Marcel Prousts "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" lesen können. Und so fort.

Auch die Münchner haben auf ihrem täglichen Arbeitsweg viel Zeit darüber nachzugrübeln, was ihnen gerade alles so entgeht. Hier liegt das durchschnittliche Staulevel bei 30 Prozent. Das bedeutet, dass Automobilisten zum Beispiel 78 Minuten für eine Strecke brauchen, die sie ohne Verkehrsbehinderung in einer Stunde geschafft hätten. In der morgendlichen Rushhour lag das Staulevel bei 54 Prozent im Schnitt, abends bei 60 Prozent. Am schlimmsten staute es sich an Mittwoch- und Donnerstagabenden. Freitagfrüh und freitagabends dagegen floss der Verkehr am besten.

Zu den Top drei der Staufallen gehörte der Oskar-von-Miller-Ring, was der Sanierung des Altstadtring-Tunnels geschuldet sein dürfte. Es folgen die Notburga- und die Arnulfstraße, wo der Umbau des Romanplatzes den Verkehr bremste.

Der schlimmste Stautag des vergangenen Jahres war der 9. Oktober mit einem durchschnittlichen Stauniveau von 58 Prozent - ein Mittwoch, an dem es viel regnete und an dem auf der A 92 die Überleitung zum Flughafen wegen eines Unfalls gesperrt war, was zu einem langen Rückstau bis ins Münchner Stadtgebiet führte. Zusätzlich, so die Tomtom-Analysten, hätten zwei Baustellen auf der A 96 bei Gräfelfing zu langen Staus während der Rushhour geführt. Wer an Weihnachten in der Stadt unterwegs war, dürfte nicht überrascht sein, dass der 25. Dezember mit einer Überlastung von nur vier Prozent der - zumindest verkehrsmäßig - entspannteste Tag war.

Die Münchner können angesichts der Statistik froh sein, dass der Stau nicht zugenommen hat. 850 000 Fahrzeuge waren 2019 in der Stadt zugelassen, knapp 30 000 mehr als vor drei Jahren und 164 000 mehr als 2009. Hinter Hamburg (34 Prozent Staulevel), Berlin und Wiesbaden (jeweils 32 Prozent) belegt München im bundesweiten Vergleich den vierten Platz und international Platz 124. Die schlimmsten Staustädte der Welt sind Bangalore in Indien und Manila auf den Philippinen mit einem Level von jeweils 71 Prozent. In Moskau (Platz sechs) beträgt der Wert 59 Prozent, in Paris (Platz 42) 39 Prozent und in New York (Platz 52) 37 Prozent.

Geradezu traumhafte Zustände herrschen dagegen in den zusammen erfassten Städten Greensboro und High Point im US-Staat North Carolina, wo rund 400 000 Menschen leben. Die Region belegt den letzten von 416 Plätzen mit einer durchschnittlichen Überlastung von gerade einmal neun Prozent. Das entspricht 34 Stunden Stau pro Jahr - oder neun Mützen, 995 Pfannkuchen und 30 "Game of Thrones"-Folgen.

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SZ vom 29.01.2020/kafe/mmo
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