Unfallstatistik 2019:Mehr Fahrzeuge, weniger Tote

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Sogenannte "Ghostbikes" erinnern auf Münchens Straßen daran, dass an dieser Stelle ein Radfahrer bei einem Unfall ums Leben kam. (Foto: Stephan Rumpf)
  • Auch wenn die Zahl der Einwohner und zugelassenen Fahrzeuge steigt, hat es im vergangenen Jahr in München weniger Verkehrstote gegeben.
  • 21 Menschen kamen 2019 auf den Straßen der Landeshauptstadt und des Landkreises München ums Leben, im Vorjahr waren es 26.
  • Auch die E-Scooter finden ihren Eingang in die Statistik. Fast 1000 betrunkenen Nutzern wurde der Führerschein abgenommen.

Von Julian Hans

Seit ihrer Einführung im Sommer gelten E-Scooter vielen als Ärgernis auf Münchens Straßen. Doch den neuesten Zahlen zufolge, die das Polizeipräsidium am Freitag vorstellte, könnten sich die Elektroflitzer am Ende gar als verkehrsberuhigende Maßnahme erweisen - wenn auch auf Umwegen: 947 Personen mussten im vergangenen Jahr ihren Führerschein abgeben, weil sie im Vollrausch mit dem E-Scooter in eine Verkehrskontrolle gerauscht waren. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, wird die Stadt vielleicht irgendwann ganz von allein autofrei.

Bei insgesamt 103 Verkehrsunfällen, zu denen die Polizei gerufen wurde, waren E-Scooter beteiligt. Bei 67 davon wurden Personen verletzt, acht davon schwer. In fast jedem zweiten Fall verunfallte der Fahrer allein; weil er mit dem Gefährt nicht richtig umgehen konnte oder eben weil er betrunken war. Bei 85 Prozent der Unfälle mit E-Scootern wurden diese von den Fahrern selbst verursacht.

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Alles in allem zog Polizeivizepräsident Norbert Radmacher am Freitag gleichwohl eine positive Bilanz für 2019: "Trotz steigender Einwohnerzahlen gab es weniger Verkehrsunfälle, weniger Verletzte und weniger Verkehrstote", sagte er. Die Zahl der zugelassenen Fahrzeuge ist in München binnen Jahresfrist um fast 7000 auf nunmehr 1 183 989 gestiegen. Im selben Zeitraum ging die Zahl der Unfälle leicht zurück auf 54 080. In 6260 Fällen wurden dabei Personen verletzt, das sind vier Prozent weniger als im Vorjahr. Bei den Schwerverletzten beträgt der Rückgang sogar mehr als sieben Prozent. Knapp zwei Drittel der insgesamt 741 Schwerverletzten waren laut Polizei Fußgänger oder Radfahrer.

15 Menschen sind 2019 im Stadtgebiet bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen, sechs weitere im Landkreis München. Von den 21 Verkehrstoten insgesamt (im Vorjahr 26) waren acht Radfahrer, fünf Fußgänger, vier Motorradfahrer, zwei Insassen von Pkw sowie jeweils ein Lkw-Fahrer und ein Traktor-Fahrer. Fast zwei Drittel der Verkehrstoten sind also Radfahrer oder Fußgänger.

Die Zahl der Unfälle, an denen Radler beteiligt waren, ist über das Jahr betrachtet um vier Prozent zurückgegangen auf 3161 (2018: 3297). Mehr als die Hälfte dieser Unfälle (54 Prozent) wurde laut Polizei von den Radfahrern selbst verursacht - weil sie Vorfahrtsregeln nicht beachteten oder als Geisterradler gegen die Fahrtrichtung auf dem Radweg unterwegs waren. Unter den Unfallopfern sind Senioren im Vergleich zu ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung überproportional vertreten: Von den acht bei Unfällen getöteten Radfahrern waren vier älter als 80 Jahre.

Zu einem besonders tragischen Unfall, der vielen Münchnern im Gedächtnis geblieben ist, veröffentlichte die Polizei am Freitag neue Details: Der 60-jährige Lkw-Fahrer, der am 20. Mai gegen 13.30 Uhr an der Kreuzung Corneliusbrücke und Erhardstraße einen elfjährigen Schüler übersehen hatte, hatte Alkohol getrunken. 0,6 Promille wurden gemessen. Allerdings haben die Ermittlungen auch ergeben, dass die Ampel bereits auf Rot geschaltet hatte, als der Bub mit seinem Rad über die Fahrbahn fuhr. Der Fahrer des Lkw konnte ihn im toten Winkel nicht erkennen.

Enorm zugenommen haben 2019 Auffahrunfälle. Ihre Zahl stieg im Jahresvergleich um ganze 35 Prozent auf 13 365. Die Verkehrspolizei führt das darauf zurück, dass die Leute während der Fahrt telefonieren, SMS schreiben, E-Mails lesen oder sich mit Instagram die Zeit vertreiben. Wer nur eine Sekunde aufs Display schaue, lege bei einer Geschwindigkeit von 50 Stundenkilometern 14 Meter im Blindflug zurück, warnt die Polizei. Weder drastische Strafen noch die vielen Aktionstage gegen Ablenkung im Straßenverkehr konnten der Anziehungskraft des Handys bisher etwas entgegensetzen.

Den Raser-Rekord stellte 2019 ein 51-jähriger BMW-Fahrer auf. Die Polizei erwischte ihn am 3. November auf dem Wintrichring in Moosach mit 148 Stundenkilometern. Erlaubt sind dort 60.

© SZ vom 22.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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