Verkehr in München:Stadt testet erstmals geschützte Radwege

Poller, Schwellen oder Klebebordsteine zwischen Autos und Fahrrädern: Die Stadt will demnächst auf einigen Straßen ausprobieren, ob das den Verkehr sicherer macht. Geeignete Straßen dafür zu finden, war jedoch gar nicht so leicht.

Von Berthold Neff

In diesen Tagen, da der Winter sich noch einmal zurückgemeldet hat, macht Radfahren eher weniger Spaß - aber im Mai könnte das anders sein. Vor allem dann, wenn man auf den neuen "Protected Bike Lanes" unterwegs ist, die an fünf Straßenzügen erstmals in München erprobt werden. Diese geschützten Radfahrstreifen entstehen, indem eine Fahrspur durch Schutzelemente wie Leitschwellen, Poller oder Klebebordsteine abgetrennt werden, sodass Autos und Radl voneinander getrennt sind. Die Idee kommt aus den USA, wird aber auch in deutschen Städten immer öfter verwirklicht. Die Trennelemente sind vielfältig, sie reichen von Provisorien, die für temporäre Umleitungen verwendet werden, bis hin zu stabilen Pollern.

Die grün-rote Stadtratsmehrheit hatte das Experiment im vergangenen Sommer angestoßen. So ganz einfach war es aber nicht, die Teststrecken auszuwählen. Die Wahl fiel letzten Endes auf die Brienner Straße, zwei Abschnitte der Domagkstraße, die Kapuziner- und die Plinganserstraße. Mindestens ein Jahr lang werden die Radfahrstreifen abgetrennt, um auch bei unterschiedlicher Witterung zu sehen, welche Trennelemente sich am besten eignen - und zum Beispiel den Winterdienst nicht behindern.

Gudrun Lux, Mobilitätskoordinatorin der grün-rosa Fraktion, setzt große Hoffnungen in das Projekt: "Es gibt immer mehr Radverkehr in München, aber die schönsten Radfahrstreifen nützen wenig, wenn Autos sie befahren oder als Parkplätze missbrauchen." Deshalb sei es richtig, den Rad- vom Autoverkehr auf die Schnelle zu trennen, anstatt auf aufwändige Ideallösungen zu warten. Ähnlich äußerte sich Andreas Schuster, radpolitischer Sprecher der SPD-/Volt-Fraktion: Eine solche "sichtbare und nachvollziehbare Trennung zwischen Rad- und Autoverkehr beeinflusst nicht nur ganz entscheidend das Sicherheitsgefühl der Menschen", sondern wäre ein "tolles Werkzeug, um unsere Radinfrastruktur schneller und sicherer auszubauen".

Die Idee klingt simpel, doch die passenden Straßen zu finden, war gar nicht so einfach

Auch wenn sich die Idee für die geschützten Radfahrstreifen simpel anhört, war es für die Verkehrsexperten in der Verwaltung doch nicht einfach, dafür geeignete Straßen zu finden. Auf einer solchen Route sollte es neben dem neuen Radstreifen keine Parkplätze oder Ladezonen geben. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) wies außerdem darauf hin, dass solche Radfahrstreifen auf Straßen mit Buslinien- oder Tramverkehr oder möglichem Schienenersatzverkehr nicht gewünscht seien. Schließlich müssten die Fahrgäste aus dem Bus oder der Tram den Fahrbahnrand samt Haltestelle erreichen können.

Zu bedenken war bei der Planung auch, dass die Schutzelemente, mit denen der Radfahrstreifen abgetrennt wird, an Einmündungen und Zufahrten nicht angebracht werden können. Außerdem sind sie, obwohl in anderen Städten bereits verwendet, für den Dauerbetrieb nicht offiziell zertifiziert. Deshalb wird die Stadt das Pilotprojekt mit der Regierung von Oberbayern, der städtischen Aufsichtsbehörde, abstimmen. Finanziert wird das Ganze über die Nahmobilitätspauschale beim Baureferat. Die jeweils betroffenen Bezirksausschüsse und Anlieger werden vorab über den Pilotversuch informiert.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusStudienergebnisse
:Diese fünf Radschnellwege sind machbar

Das Mobilitätsreferat empfiehlt Routen vom Altstadtring ins Umland. Nur die rein innerstädtische Trasse scheitert an den nötigen Standards.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: