Verkehr im Münchner Norden:Das Hasenbergl mobilisiert sich gegen Autobahnzubringer

Verkehr im Münchner Norden: BMW fordert eine bessere Verkehrsanbindung.

BMW fordert eine bessere Verkehrsanbindung.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Klimagruppen und Anwohner demonstrieren gegen die Pläne für eine Autotrasse oder einen Tunnel für BMW. Ja, man brauche mehr Mobilität in dem Stadtteil, heißt es, aber für die Menschen dort - und nicht nur für Autofahrer.

Von Thomas Anlauf

Klimaschützer und Anwohner des Hasenbergls wollen am kommenden Samstag gegen eine Autotrasse und einen Tunnel im Münchner Norden protestieren. Die neue Straßenführung soll das Werksgelände von BMW an die Autobahn anbinden, schließlich sollen insbesondere auf dem Forschungs- und Innovationszentrum "FIZ Future" einmal etwa 15 000 Menschen arbeiten.

Nach den Wünschen des Münchner Autobauers müssten die Mitarbeiter dort deutlich bessere Verkehrsanbindungen bekommen. Der geplante Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und der Fahrradtrassen scheinen nicht ausreichend nach dem Geschmack des Unternehmens zu sein.

Die grün-rote Mehrheit im Rathaus hatte die Pläne für einen Autobahnzubringer in ihrem Koalitionsvertrag eigentlich schon ad acta gelegt. Denn die ursprüngliche Variante hätte unter anderem durch das geschützte Hartelholz geführt.

Mittlerweile gibt es aber mehrere Alternativen, darunter Tunnelvarianten, denen die SPD-Fraktion zumindest in Teilen offenbar zustimmt. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hatte zudem erst kürzlich in einem Interview mit der Abendzeitung betont: Er halte einen Tunnel unter dem Hasenbergl für notwendig. "Wir suchen seit 15 Jahren nach Verkehrslösungen für die Menschen im Münchner Norden. Wir müssen uns jetzt endlich entscheiden und dann beginnen, diesen Tunnel zu bauen." Noch in diesem Sommer soll demnach eine Entscheidung fallen.

Doch gerade aus dem Hasenbergl kommen immer mehr kritische Stimmen. In den vergangenen Wochen haben Klimaaktivistinnen und -aktivisten dort Flugblätter verteilt und mit Anwohnern gesprochen.

So befürchtet eine junge Mutter, dass sie ihr kleines Kind wegen des Verkehrs nicht allein über die Schleißheimer Straße gehen lassen könne, wenn es in die Schule komme. Andere bangen um Spielplätze, die plattgemacht werden könnten. "Angesichts der Klimakrise ist so ein Autobahnanschluss völlig sinnfrei", sagt Christine Trompka, Sprecherin des Bündnisses, das zu der Demonstration an diesem Samstag, 23. April, um 13 Uhr am Mira-Einkaufszentrum an der Schleißheimer Straße aufruft.

Auch Greenpeace und "Fridays for Future" sehen die Trassenpläne äußerst kritisch

Eine jahrelange Baustelle bedeute die Zerstörung von schattenspendenden Bäumen und Grünstreifen sowie deutlich mehr Verkehr, so Trompka. Die Aktivistin befürchtet, dass vor allem die Aschenbrenner- und Wintersteinstraße betroffen sein könnten. "Ja, wir brauchen mehr Mobilität im Hasenbergl. Aber wir brauchen nachhaltige Mobilität für die Menschen - und nicht für BMW oder nur diejenigen, die sich ein Auto leisten können", sagt Trompka.

Die Stadtratsfraktion von Linke/Die Partei will in einer Anfrage an Oberbürgermeister Reiter wissen, weshalb die Planung zum Autobahnanschluss an die A99 überhaupt wieder überprüft werde - schließlich sei sie im Koalitionsvertrag "eigentlich schon beerdigt" gewesen. Zudem habe die grün-rote Koalition versprochen, die Verkehrswende konsequent umzusetzen. "Inwiefern kann weiterer Straßenbau hinsichtlich der Klimakrise und Münchens Ziel Klimaneutralität 2035 gerechtfertigt werden?", fragt Linke-Stadträtin Brigitte Wolf.

Auch Greenpeace München sieht die wieder aufgelegten Trassenpläne äußerst kritisch. Zu der Demonstration mit anschließender Streckenbegehung der möglichen Trasse haben sich zudem Vertreter von "Fridays for Future" angekündigt. Zu der Kundgebung ruft das Antikapitalistische Klappradkollektiv und das Antikapitalistische Klimatreffen unter dem Motto "Hasenbergl verteidigen - keine BMW-Autobahn durch unser Viertel" auf.

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