E-Scooter:Nicht die Roller, aber die Fahrer sind ordentlich betankt

E-Scooter

Mit einem Polizeieinsatz endete schon so manche Rollerfahrt.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Knochenbrüche und gefährliche Promillefahrten gab es bereits. Doch die neuen E-Scooter bergen noch ganz andere Gefahren.

Glosse von Andreas Schubert

Die neuen E-Scooter, die man jetzt überall in der Stadt sieht, sind eine feine Sache. Nicht nur weil sie so tolle Namen wie Tier, Hive, Bird oder Lime haben. Das klingt irgendwie nach Weltrettung, Artenschutz und ökologischem Lifestyle. Nach Klimarettung und "Fridays for Future". Und es stimmt ja auch: Die Tretroller mit E-Motor, auf denen man mehr oder minder lässig steht, ohne albern mit dem Fuß anschieben zu müssen, blasen keine giftigen Klimakillergase in die Luft, was dazu beiträgt, dass die Menschen in dieser Stadt noch gesünder werden, als sie ohnehin schon sind. Zumindest die, die nicht selber mit den Rollern fahren. Denn kaum sind die Dinger auf den Straßen, meldet die Münchner Polizei schon die ersten Verletzten. Was oft auch daran lag, dass zwar nicht die Roller, aber sehr wohl die Fahrer ordentlich mit Sprit betankt waren. An dieser Stelle sei den elektrischen Reitern eine baldige Genesung gewünscht.

Welche sonstigen Gesundheitsrisiken die Roller außer Knochenbrüchen noch mit sich bringen, wird Bestandteil von Langzeituntersuchungen sein. Was ist, wenn sich auf dem Weg zum Bus - oder auf der "letzten Meile", wie das jetzt ja heißt - irgendwann kein Mensch mehr bewegt? Wird die Fettleibigkeit unter den Großstädtern zum Massenphänomen? Braucht es dann eine neue Scooter-Generation mit verstärkten Trittbrettern und aufgepappten Warnhinweisen wie "Scooterfahren verursacht Herz- und Kreislaufkrankheiten", " ... bedroht ihre Potenz", "Kinder von Scooterfahrern werden oft selbst zu Scooterfahrern"? Das Ganze unterstützt mit abschreckenden Bildern von Hängebäuchen und Elefantenhintern? Ob dann wenigstens die Knochenbrüche zurückgehen, wenn ein Gros der Fahrer einen polsternden fat bag am Leib trägt, wird die Statistiker der Zukunft sicherlich noch beschäftigen.

Außer für Ärzte, Scooter-Hersteller und Zeitungen, die jetzt jeden Tag abwechselnd den Straßenkampf ausrufen oder die Dinger als Heilsbringer loben, könnte der Boom jedenfalls noch für andere Branchen interessant werden. Man sieht sie schon alle mit ihren E-Scootern zum Fitnessstudio rollern, um den Letzte-Meile-Speck wieder wegzutrainieren. Und man kann nur darauf warten, bis auch die recht geschäftstüchtigen Weight Watchers einen E-Scooter ohne Motor herausbringen. Der WW Walkie würde sicher der nächste heiße Scheiß in München.

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