"Unnötiger Umgehungsverkehr":Anwohner fordern Planänderung für neues Wohngebiet

"Unnötiger Umgehungsverkehr": Sollen Anwohner mit ihren Autos über den Quartiersplatz am Dreilingsweg fahren können? Darüber wird noch debattiert.

Sollen Anwohner mit ihren Autos über den Quartiersplatz am Dreilingsweg fahren können? Darüber wird noch debattiert.

(Foto: MLA+ mit Lohrengel Landschaft (beide Berlin))

Die Bebauung des Wohngebiets am Dreilingsweg in Obermenzing bedeutet womöglich noch mehr Autos auf einer bekannten Schleichwegroute. Die Anlieger haben Vorschläge, um selbst nicht unter die Räder zu kommen.

Von Ellen Draxel

Lastwagen dürfen durch die Bergsonstraße in Obermenzing schon lange keine mehr fahren. Seit fünf Jahren gilt ab der Abzweigung "An der Langwieder Haide" außerdem Tempo 30. Beides sind Erfolge der Interessengemeinschaft "Alte Allee/Bergsonstraße", deren Akteure sich seit mehr als 20 Jahren dafür einsetzen, den Durchgangsverkehr durch ihre Straßen so weit als möglich einzudämmen. Nun aber wird in unmittelbarer Umgebung des Wohngebiets gebaut, nördlich der Jaspersallee soll das neue Quartier am Dreilingsweg mit 950 Wohnungen, einem Gymnasium und Nahversorgungsangeboten entstehen. Die Interessengemeinschaft befürchtet, dass dadurch der Durchgangsverkehr wieder zunehmen wird.

Bereits heute liegt er bei 60 Prozent, denn viele Pendler aus den Landkreisen Augsburg, Fürstenfeldbruck und Dachau nutzen die Bergsonstraße und die Alte Allee als Schleichweg. "Das Neubaugebiet ist momentan so geplant, dass keine interne Durchfahrt für Anlieger-Fahrzeuge möglich ist, sondern nur für Busse", sagt der Vereinsvorsitzende Helmut Rothballer. Diese "interne Verkehrsberuhigung" erzeuge in der südlich benachbarten Bergsonstraße "einen unnötigen Umgehungsverkehr von rund 1200 Kfz-Fahrten pro Tag". Wolle beispielsweise der Fahrer eines im Westen geparkten Autos nach Osten zur Verdistraße oder nach Pasing, müsse er die Siedlung über die Bergsonstraße umfahren.

Einzige Lösung aus Sicht der Interessengemeinschaft: das Öffnen des Quartiersplatzes für Privatautos, "und zwar nur für Anlieger, um zusätzlichen externen Durchgangsverkehr zu vermeiden". Dabei begrüßen Rothballer und seine Mitstreiter ausdrücklich die derzeit vorgesehene, verschwenkte Führung der West-Ost-Durchfahrt und die schmale Straße. Denn dies mache die Route für Viertel-Fremde unattraktiv. Doch liest die Interessengemeinschaft die Pläne richtig?

Im Planungs- und Mobilitätsreferat ist man bemüht, die Sorgen der Anwohner zu relativieren. "In der Auslobung zum städtebaulichen Wettbewerb wurde es den Wettbewerbsteilnehmern freigestellt, ob die neue Verbindung durch das Wohngebiet am Dreilingsweg nur für Verkehrsmittel des Umweltverbundes, also für Fußgänger, Radfahrer und den öffentlichen Nahverkehr, oder auch für den motorisierten Individualverkehr befahrbar ist", erklärt Thorsten Vogel vom Planungsreferat. Der Siegerentwurf ermögliche derzeit beides. Nun müsse "im weiteren Verfahren geprüft" werden, welche Variante "umsetzbar" sei.

Alles andere als begeistert sind die Anlieger zudem vom geplanten Ausbau des Knotens Alte Allee/Bergsonstraße. Solch ein Vorhaben, dessen sind sie sich sicher, "würde nur weiteren Durchgangsverkehr anziehen". Gefordert werden stattdessen "verkehrssteuernde Maßnahmen" und, sofern diese nicht ausreichen, der Anschluss der Mühlangerstraße an die Autobahn A8. Letzteres, heißt es aus dem Mobilitätsreferat, werde man "zu gegebener Zeit" im Zusammenhang mit einer weiteren Überplanung des Gewerbegebietes Freilandstraße oder des Siedlungsbereichs nordöstlich der Autobahn A8 "selbstverständlich" prüfen.

Zur Ausgestaltung des Knotens will sich die Verwaltung hingegen nicht äußern, da das Verkehrsgutachten, das im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens erstellt werden muss, bislang nicht vorliegt. Erarbeitet werden soll aber auf jeden Fall ein Mobilitätskonzept. Das Ziel: "die Verkehrsmittel im Umweltverbund attraktiver zu gestalten und den Kfz-Verkehr dadurch zu reduzieren". Voraussichtlich Mitte des Jahres soll nun die Öffentlichkeitsbeteiligung starten, dann haben die Kritiker auch formal Gelegenheit, sich zu äußern.

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