Süddeutsche Zeitung

Obergiesing-Fasangarten:Nach Vergewaltigung einer Elfjährigen: Polizei findet Wolfsmaske

  • Die Polizei hat die Wolfsmaske gefunden, die der Täter vergangene Woche bei der Vergewaltigung einer Elfjährigen getragen haben soll.
  • Die Beamten entdeckten die Maske in einem Müll-Großcontainer in Großhadern.
  • Der entscheidende Hinweis kam laut Staatsanwaltschaft offenbar vom 43-jährigen Tatverdächtigen selbst.

Von Martin Bernstein

Eine Woche nach der Vergewaltigung einer Elfjährigen im Münchner Stadtteil Obergiesing-Fasangarten hat die Polizei am Dienstag die Wolfsmaske gefunden, die der Täter trug, als er mitten in einem begrünten Wohngebiet über das Kind herfiel. Beamte des für Sexualdelikte zuständigen Kriminalkommissariats 15 entdeckten die Maske in einem Müll-Großcontainer in Großhadern. Der entscheidende Tipp kam laut Oberstaatsanwältin Anne Leiding offenbar vom 43 Jahre alten Tatverdächtigen selbst, sein Anwalt sei mit der Information am Dienstag zur Polizei gekommen.

Beamte stellten daraufhin den Container sicher und fanden die Maske. Sie entspricht nur bedingt dem Vergleichsbild, das die Polizei, basierend auf Angaben des Opfers, zu Fahndungszwecken veröffentlicht hatte. Die Wolfsmaske, die der Mann während seiner Tat trug, bedeckte nur die Augen und den oberen Teil des Kopfes. Deshalb hatte das Mädchen auch die braunen Haare seines Peinigers erkennen können. Ein aktuelles Bild wollte die Staatsanwaltschaft nicht veröffentlichen, um mögliche "Trophäenjäger" nicht zu animieren. "Es wäre für das Opfer und seine Eltern schlimm, wenn die Maske massenhaft gekauft würde", sagte Leiding.

Der Mann, der bei der Tat Latexhandschuhe trug, hatte das Mädchen am Dienstagnachmittag vergangener Woche mitten in der sogenannten "Ami-Siedlung" überfallen, als das Kind gegen 16.30 Uhr auf dem Weg von der S-Bahn-Haltestelle Fasangarten nach Hause unterwegs war. Auf einem Verbindungsweg durch eine Grünanlage lauerte ihr der maskierte Täter auf. Laut Polizei hielt er seinem Opfer den Mund zu und zerrte es in ein Gebüsch. Dort riss er dem Kind den Schulranzen vom Rücken. Dann warf er der Schülerin deren Jacke übers Gesicht und missbrauchte sie. Nach der Tat forderte er sie auf, fünf Minuten zu warten, und drohte der Elfjährigen, sie und ihre Familie zu töten, falls sie jemandem etwas erzähle.

Das Mädchen berichtete dennoch seiner Mutter, was geschehen war. Rund 40 Stunden nach der Tat konnte die sofort eingerichtete "Ermittlungsgruppe Wolf" den Tatverdächtigen anhand von DNA-Spuren identifizieren und an dessen Arbeitsplatz festnehmen. Der 43 Jahre alte gelernte technische Zeichner ist in München geboren und mehrfach vorbestraft; dabei ging es um sexuellen Missbrauch von Kindern, sexuelle Nötigung sowie den Besitz von Kinderpornografie.

Die meisten Taten verübte der Mann in Internet-Chatrooms, in einem Fall versuchte er nach Angaben der Staatsanwaltschaft, eine 17-Jährige bei einem Treffen zu missbrauchen. Das letzte Urteil liegt neun Jahre zurück: Im Februar 2010 hatte der Münchner wegen Kindesmissbrauchs vier Jahre und elf Monate bekommen. Ins Gefängnis kam er jedoch nicht. Damals wurde eine Unterbringung in der forensischen Abteilung eines psychiatrischen Krankenhauses angeordnet.

Seit neun Jahren lebte der Mann in diesem "Maßregelvollzug", zuletzt in einer therapeutischen Wohngemeinschaft in Großhadern in der Lockerungsstufe D, die Menschen auf ein Leben in Freiheit vorbereiten soll. Zu allen Lockerungen im Maßregelvollzug hatten die Ärzte die Staatsanwaltschaft angehört, wie es gesetzlich vorgegeben ist. Man habe keine Einwände gehabt, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Hans Kornprobst am Donnerstag, "soweit die Ärzte eine Gefahr für die Bevölkerung ausschließen können". In der Lockerungsstufe D konnte der 43-Jährige in einer Wohngemeinschaft leben, in der er unter Beobachtung stand. Allerdings wurde er dort nicht mehr rund um die Uhr bewacht. Das Gutachten, das Voraussetzung für die Lockerungen war, wurde von vier Ärzten unterschrieben.

Der 43 Jahre alte Tatverdächtige sitzt laut Staatsanwaltschaft jetzt wieder in der so genannten "Burg" im Bezirkskrankenhaus Haar. Für ihn gelte die höchste Sicherheitsstufe. Sein elf Jahre altes Opfer wird nach Angaben vom Donnerstag weiterhin intensiv psychologisch betreut.

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