Happy Hour "Boazeria":Eine italienische Höhle in Untergiesing

Lesezeit: 2 Min.

Ein bisschen Boazn, ein bisschen Italien: die Boazeria in Untergiesing. (Foto: Robert Haas)

Sowas hat gefehlt im Viertel zwischen Kolumbusplatz, Schyrenbad und Lucullus: Die Boazeria ist eine Bar, in der sich Nachbarn treffen, bayerisch-gemütlich und italienisch-lässig.

Von Oliver Klasen

Eine kleine Kneipe für die Menschen im Viertel. Eine Bar, in die man spontan auf eine Halbe oder einen Aperol Spritz gehen kann, zu Fuß am besten. Ein Ort, an dem man abends Nachbarn treffen kann, vielleicht auch mal ohne sich explizit zu verabreden, so wie früher, als es noch keine Smartphones gab. Halb Münchner Boazn, halb italienische Birreria, wie es sie in Genua oder Bologna gibt.

Das war in etwa der Plan, als Max Heisler, Philipp Steenbock und Richard Strobl im Frühjahr die Boazeria in Untergiesing eröffneten und wenn man Strobl zuhört, wie er jetzt Bilanz zieht, ist der Plan aufgegangen. "Anfangs wurden wir fast überrannt, da kamen auch Fünfzehner-Gruppen aus Schwabing, die sich unsere Bar angucken wollten", erzählt Strobl.

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Bei der Boazeria zeigte sich ein Phänomen, das im Münchner Nachtleben häufig ist: Neu eröffnete Läden können sich in den ersten Monaten kaum retten vor Menschen, dann aber konsolidiert sich die Sache. Inzwischen hat die Boazeria ihr Publikum gefunden. "Zu uns kommt die Damengruppe Ü50, die sich auf zwei Spritz trifft, genauso wie diejenigen, die um zehn aus dem Lucullus stolpern und noch weitertrinken wollen", sagt Strobl. Der Lucullus, das sei für Nicht-Untergiesinger erklärt, ist eine Institution. Man bekommt dort sehr große Gyros-Portionen zu sehr fairen Preisen und den ein oder anderen Ouzo. Zur Boazeria sind es praktischerweise nicht einmal fünf Minuten.

Dort wo jetzt die Boazeria ist, flogen früher Dartpfeile. (Foto: Robert Haas)

Sowas hat hier gefehlt, denkt man, während man in der Boazeria an einem der Hochtische sitzt und in ein Bruschetta-Sandwich beißt, das mit Stracchino-Käse, Salami und Rucola belegt ist, "Autogrill-Style", wie Strobl es nennt. Tatsächlich gibt es zwischen Kolumbusplatz, Schyrenbad und Lucullus so gut wie keine Bars, und die alteingesessenen Boazn haben fast alle zugemacht. Dramatische Unterversorgung also in einem urbanisierten Viertel, in dem viele junge ausgehfreudige Menschen leben, auch die drei Boazeria-Betreiber.

Dort, wo jetzt die Boazeria ist, befand sich bis Februar tatsächlich eine Boazn, eine, in der vor allem Dartpfeile durch den kleinen Raum flogen. Die ehemalige Pächterin, die aus Altersgründen aufgeben musste, sei sogar auf die Eröffnungsfeier der Boazeria gekommen - und es habe ihr gefallen, was die drei Untergiesinger aus dem Raum gemacht haben.

"Von Rüscherl bis Rosato", so steht es auf der Website, und das umreißt das Programm ganz gut. Die Weine kommen aus Italien, das Bier meist von Flötzinger, Giesinger oder Tilmanns. Es gibt auch ein gut sortiertes "Italo-Bier-Segment", wie Strobl es nennt, kürzlich wurde es um Birra Moretti erweitert. Und was den Spritz angeht, dem nach dem Hellen zweitwichtigsten Münchner Getränk, da waren die Boazeria-Macher erfinderisch: Sie haben den Boazeria-Spritz mit hausgemachtem Waldmeister-Sirup geschaffen, irgendwie auch eine Kombination aus dem Bayern der Siebzigerjahre und der italienischen Jetztzeit.

Von 18 bis 19 Uhr gibt es kleine Snacks umsonst. (Foto: Robert Haas)

Zu einer richtigen italienischen Aperitivo-Bar würde noch gehören, dass auf der Theke Snacks stehen, die im Getränkepreis inbegriffen sind. Allerdings ist in München zwar das Lebensgefühl italienisch, nicht aber die Verwaltungsregeln für die Gastronomie. Und die besagen nun mal, dass alles, was Gäste verzehren, explizit bestellt werden muss. Als Kompromiss haben sich Strobl, Steenbock und Heisler das Aperitivo-Zwickl mit drei kleinen Schmankerln ausgedacht, das von 18 bis 19 Uhr umsonst ist und danach zwei Euro kostet.

"Die Lässigkeit einer italienischen Bar gepaart mit der Gemütlichkeit einer Boazn. Nicht so dieses Schwere, dieses Höhlenhafte", so fasst Strobl das Konzept der Boazeria zusammen. Eine italienische Höhle in Untergiesing, könnte man vielleicht sagen. Der Besuch dieser Höhle sei ausdrücklich empfohlen.

Boazeria, Freibadstraße 1, Mittwoch bis Samstag von 18 Uhr an, www.boazeria.de

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