Tarifkonflikt im Gesundheitswesen:Beschäftigte der Unikliniken streiken für mehr Lohn

Tarifkonflikt im Gesundheitswesen: Beschäftigte des Uniklinikums Großhadern streiken für eine Lohnerhöhung.

Beschäftigte des Uniklinikums Großhadern streiken für eine Lohnerhöhung.

(Foto: Stephan Rumpf)

Mitten in der vierten Corona-Welle hat die Gewerkschaft Verdi zum Warnstreik aufgerufen. Die akut notwendige Patientenversorgung soll gewährleistet sein - doch es kann zu längeren Wartezeiten in Ambulanzen oder der Notaufnahme kommen.

Von Ekaterina Kel

Wie streiken Beschäftigte eines Krankenhauses in Zeiten größten Personalmangels? Wer kann noch kommen, um zu protestieren, wenn drinnen Not herrscht? In kleinen Gruppen stehen die Menschen an diesem Dienstagmorgen vor dem U-Bahn-Ausgang zum Klinikum Großhadern und sagen: Es muss trotzdem sein. Viel zu lange sei nichts passiert, nun müsse die Politik endlich handeln. "Wir wollen eine höhere Wertschätzung unseres Berufs. Und die drückt sich auch in der Bezahlung aus", sagt ein Mann in hellblauer Regenjacke. "Wir stehen hier stellvertretend für all die anderen, die wegen der Notversorgung nicht weg können", sagt eine Frau neben ihm.

Die Gewerkschaft Verdi hat im Tarifkonflikt Beschäftigte des Gesundheitswesens zum Warnstreik aufgerufen. In München traten am Dienstag und Mittwoch Mitarbeiter der LMU-Kliniken in Großhadern und der Innenstadt, des TU-Klinikums rechts der Isar und des Deutschen Herzzentrums, das ebenfalls zur TUM gehört, in den Ausstand. Streiks gab es aber auch in anderen bayerischen Universitätskliniken wie Augsburg, Erlangen, Regensburg und Würzburg.

Verdi fordert eine dauerhafte Lohnerhöhung von monatlich 300 Euro. Die Ausbildungsvergütungen sollen um 100 Euro angehoben werden. Die Arbeitgeber in der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) weisen die Forderungen bisher zurück. "Die Kassen der Länder sind wegen gesunkener Steuereinnahmen stark belastet", sagte der TdL-Vorsitzende Reinhold Hilbers auf SZ-Anfrage. Bis zu 300 Euro Lohnerhöhungen passten da "einfach nicht in die Landschaft". Er verwies auf die nächste Verhandlungsrunde in zwei Wochen. Man werde sich auf einen "vernünftigen Kompromiss" einigen müssen. Heinrich Birner, Verdi-Geschäftsführer in München, bezeichnete es als "unverschämtes Verhalten" des Arbeitgebers angesichts der großen Belastung des Gesundheitssystems, bisher kein Angebot für eine Einkommenserhöhung vorgelegt zu haben.

Die Enttäuschung unter den Streikenden ist deutlich zu spüren. "Das Klatschen war ja einen Tag lang schön", sagt einer, "aber danach war wieder alles wie vorher." "Keiner von der Politik macht was", ärgert sich die Kollegin. Gekommen sind vor allem Physio- und Ergotherapeuten, Masseure und Logopäden - eine Pflegerin in leitender Funktion, die heute einen Tag im Büro gehabt hätte, hat es auch zum Streik geschafft.

Für die Kliniken gibt es Notdienstvereinbarungen. Damit sei sichergestellt, dass trotz des Streiks alle lebensrettenden Maßnahmen durchgeführt werden, so Verdi. Das LMU-Klinikum betont in einer Stellungnahme, dass die akut notwendige Patientenversorgung gewährleistet sei. Je nach Streikbeteiligung könne es jedoch zu längeren Wartezeiten in den Ambulanzen oder in der Notaufnahme kommen.

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