"Vor Beginn meines Studiums dachte ich, es beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Als es dann soweit war, war die Enttäuschung groß. Ich war überfordert und gestresst. Fragen konnte ich niemanden, ich kannte ja keinen. Aber Not verbindet. Da es den anderen genauso ging, hat man sich nicht als Loser gefühlt, sondern langsam zusammengefunden. Mittlerweile haben wir sogar Lerngruppen. Man hat gemerkt, die Uni bemüht sich, was das Organisatorische betrifft, aber es scheiterte. Zum Beispiel bei der Einführungsveranstaltung: Sie sollte online stattfinden, für alle Studenten. Was nicht bedacht wurde: Es können nur 300 Leute in das Zoom-Meeting. Das heißt, der restliche Jahrgang konnte nicht dabei sein. Ab November finden unsere Vorlesungen teils in Präsenz, teils online statt. Ich habe Angst, dass mich das überfordern könnte. Aber ich freue mich auf das neue Semester! Hoffentlich beginnt mein Studentenleben nun endlich richtig!"
Vieles noch unklar
Corinna Ibold, 21 Jahre, Grundschullehramt an der LMU:
"Ich hatte Glück in den letzten Semestern. Ich habe als Nebenfach Sport, so konnten wir trotz der Pandemie wöchentlich im Olympiapark trainieren. Ohne dieses Fach wäre ich verzweifelt. Meine anderen Fächer wurden alle über zuvor aufgenommene Videos, die online gestellt wurden, vermittelt. Die konnte man sich anschauen, wann man wollte, und umso mehr Zeit verging, desto unmotivierter wurde ich. Ich habe mich dabei ertappt, wie ich das Ansehen der Videos immer weiter nach hinten geschoben habe. Mein Praktikum in der Grundschule fand zum Glück statt und dort wurde sich stark bemüht, uns das Bestmögliche bieten zu können. Was das neue Semester betrifft, fühle ich mich etwas übergangen. Ich bekomme erst nächste Woche meinen Stundenplan und weiß deshalb noch nicht, was online und was in Präsenz stattfindet. Aber ich bin mir sicher, egal was auf uns jetzt zukommt, es wird auf jeden Fall besser als das, was war."
Alles wird besser
Nick Mettler, 19 Jahre, Wirtschaftsingenieurwesen an der HM:
"Ich habe mein Studium mehr aus Zeitvertreib begonnen. Wegen dem ganzen Rumsitzen während Corona ging es mir nicht gut, und meine Schwester kam auf die Idee, ich könnte studieren. Aber Corona hat das Studium nicht spaßiger gemacht. Da einige Inhalte in der Vorlesung nicht so rübergebracht werden konnten, habe ich mit der Zeit das Interesse verloren. Das Problem war für mich der fehlende soziale Kontakt, weshalb ich den Studiengang letzten Endes auch abgebrochen habe. Zum neuen Semester beginne ich einen neuen Studiengang und ich glaube, alles wird viel besser. Ich habe ausschließlich Präsenzveranstaltungen und so den direkten Kontakt zu meinen Dozenten. Ich bin jetzt schon viel motivierter! Auch das Miteinander mit den Kommilitonen ist ein ganz anderes - man ist im Austausch, trifft sich privat und unterstützt sich gegenseitig. Das macht bereits jetzt, nach wenigen Tagen, schon sehr viel mehr Spaß als im vergangenen Semester!"
Kaffee statt Kamera
Fabian Krebs, 25 Jahre alt, Drehbuch an der Hochschule für Fernsehen und Film:
"Unsere Hochschule hat sich bemüht, Teile in Präsenz zu veranstalten. Auch unsere Filme und Serien durften wir drehen, was toll war! Aber auch wir hatten phasenweise nur Onlinevorlesungen. Das größte Problem für mich war, dass ich irgendwann nicht mehr wusste, ob ich überhaupt noch aufnahmefähig bin. Ich habe mich auch selbst dabei ertappt, dass ich bei guter Gelegenheit einfach die Kamera ausgemacht habe, um mir Kaffee zu kochen. Der Studiengang ist aber gut machbar, da sehr viel des Stoffes wegfiel. Zum Teil ist das aber auch schade, denn wir werden schon als 'verlorener Jahrgang' bezeichnet. Trotz allem haben sich die Dozenten sehr stark bemüht - gerade in schwierigeren Fächern wie Medientechnik wurde ein extrem großer Aufwand betrieben. Jetzt freue ich mich auf das neue Semester! Gerade in Situationen wie der Mittagspause bekommt man erst einmal einen Überblick, wie groß unser Jahrgang überhaupt ist."
Vergessen gefühlt
Daniel Shalumov, 24 Jahre, Jura an der LMU:
"Ich hatte während des letzten Semesters generell wenig Veranstaltungen an der Uni, da ich mitten in der Examensvorbereitung war. Vor allem die geschlossenen Bibliotheken waren für mich der größte Einschnitt. Normalerweise lerne ich da, weil es wichtig ist, während dieser Phase wirklich den ganzen Tag zu lernen. Durch das Lernen zu Hause war das kaum möglich. Ich habe sogar mit Apps versucht, meine Lernphasen zu tracken, um mehr zu schaffen, aber am Ende des Tages habe ich nicht mehr als zwei bis drei Stunden geschafft. Das war ein großer Niederschlag! Die Bibliotheken wurden zwar nach einigen Monaten wieder geöffnet - was lerntechnisch besser war, andererseits hat man sich trotzdem vergessen gefühlt. Denn während die Stadt sich Gedanken macht, ob man vor der Uni auf der Leopoldstraße eine Partymeile eröffnet, sitzen wir oben im Gebäude mit FFP2-Masken, versuchen, irgendwie unser Examen zu bestehen, aber um unsere Situation macht sich niemand Gedanken. Als wäre es nicht wichtig genug."