München und der Internationale Frauentag:Laut sein und sich was trauen

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Die Demonstrationen zum Weltfrauentag, wie hier in Berlin im Jahr 2019, werden pandemiebedingt diesmal vermutlich kleiner ausfallen. (Foto: Imago)

Am 8. März ist Internationaler Frauentag. Zahlreiche Münchner Veranstaltungen sollen bewusst machen, dass Gleichberechtigung noch nicht in allen Bereichen existiert. Motto eines der Online-Programme: "We Won't Shut Up!"

Von Antje Weber

So vieles ist schon erreicht worden. Seit mehr als einem Jahrhundert gibt es den Internationalen Frauentag, seit genau 100 Jahren wird er am 8. März gefeiert. War in den Anfängen der Kampf um das Frauenwahlrecht das beherrschende Thema, so lässt sich da längst ein Haken machen: geschafft. Frauen dürfen heute auch ohne Einwilligung eines Ehemanns arbeiten oder Bankkonten eröffnen - alles mühsam erkämpft.

Und ja: So vieles ist noch zu tun. Gleichberechtigt sind Frauen noch immer nicht in jeder Hinsicht, zum Beispiel bei der Bezahlung ihrer Arbeit. Und manches Erreichte ist sogar wieder in Gefahr; die Pandemie zeigt nicht nur am Beispiel vieler Familien, wie schwer es ist, alte Rollenmuster dauerhaft abzustreifen. Daher ist es wichtig, dass zahlreiche Veranstaltungen auch in diesem Jahr rund um den Frauentag Rück- und Vorschau halten.

Die Autorin Emilia Zenzile Roig ist Gründerin und Direktorin des Center for Intersectional Justice (CIJ) in Berlin. (Foto: Jens Kalaene/dpa)

"Selbstverständlich weiblich" heißt zum Beispiel eine neue Reihe im Literaturhaus, bei der unter anderen die Autorin Emilia Roig liest. Die Münchner Kammerspiele haben einen Schwerpunkt zum Thema "Arbeit am Feminismus" geplant; vom 6. bis zum 10. März bieten sie unter anderem eine Tagung, eine Lesung aus einem unvollendeten Stück von und mit Sivan Ben Yishai sowie ein Gespräch mit belarussischen Autorinnen. Und das Pathos München plant für Freitag, 5. März, eine Online-Diskussion zum Thema "Tatort Zuhause - Gewalt gegen Frauen".

Dass eine solche Diskussion ein immer größeres Problem benennt, treibt auch die Initiatorinnen von "We Won't Shut Up!" um. Während des Lockdowns habe die Zahl der Anrufe von Frauen bei Notdiensten aufgrund gewalttätiger Übergriffe stark zugenommen, schreiben die Veranstaltenden von Nika Music, Holy Fingers und dem Bayerischen Seminar für Politik e.V.

Die Rapperin Bush.Ida passt gut zum Motto "We wont shut up!". (Foto: Bush Ida)

Sie haben gemeinsam eine ganze Aktionswoche geplant und streamen vom 7. bis zum 13. März von verschiedenen Orten in München ein Online-Programm. Das reicht von einer Diskussion über Frauen und Flucht im Bellevue di Monaco über Performances und Konzerte im Kösk bis zu einer großen Abschlussveranstaltung unter dem Motto "Politik am Küchentisch" in der Glockenbachwerkstatt. "Gerade jetzt müssen wir weltoffen, liberal, tolerant, progressiv, bunt und queer sein. Gerade jetzt müssen wir wagemutig sein und uns was trauen", schreiben die Veranstalterinnen. "Und wir müssen laut sein!" Damit sich etwas tut - und das nicht weitere 100 Jahre dauert.

"We Won't Shut Up!", Internationale digitale Frauenwoche München, So., 7., bis Sa., 13. März, Infos: wewontshutup.org; weitere Veranstaltungen u.a. unter muenchner-kammerspiele.de, pathosmuenchen.de, literaturhaus-muenchen.de

© SZ vom 04.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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