München:Umsteigewege am Hauptbahnhof sollen kürzer werden

München: Lange Wege: Noch müssen Fahrgäste am Gleis elf entlanglaufen, um zu den anderen Gleisen zu kommen. Künftig soll ein Steg eine Abkürzung bieten.

Lange Wege: Noch müssen Fahrgäste am Gleis elf entlanglaufen, um zu den anderen Gleisen zu kommen. Künftig soll ein Steg eine Abkürzung bieten.

(Foto: Alessandra Schellnegger)
  • Bislang müssen Fahrgäste am Hauptbahnhof beim Umsteigen weite Fußwege in Kauf nehmen. Der Fahrgastverband Pro Bahn fordert deshalb einen Querungssteg am westlichen Ende der Bahnsteige.
  • Der Freistaat will nun die Planung für einen neuen Fußgängersteg finanzieren.

Von Marco Völklein

Seit Jahren schon ärgern sich Norbert Moy und seine Mitstreiter vom Fahrgastverband Pro Bahn über die langen Umsteigewege am Münchner Hauptbahnhof. Wer dort zum Beispiel am Holzkirchner Bahnhof mit einem Regionalzug aus Rosenheim ankommt und mit einem Alex-Zug weiter möchte nach Landshut oder Regensburg, der ist lange unterwegs - denn er muss zunächst am Gleis elf entlang bis zum Prellbock und dann einmal die Bahnhofshalle queren rüber bis kurz vor den nördlichen Ausgang an der Arnulfstraße. Am Gleis 26 fahren meist die Alex-Züge in Richtung Regensburg und weiter nach Hof ab. Zehn bis 15 Minuten Fußmarsch quer durch den Bahnhof sind da locker drin.

Moy und seine Mitstreiter fordern deshalb seit Jahren eine zusätzliche Querungsmöglichkeit am westlichen Ende der Bahnsteige für die Fahrgäste - entweder einen Tunnel unter den Gleisen oder eine Überführung, die den Fahrgästen einen zusätzlichen Weg über die Gleisstränge bringt.

Und wie es aussieht, kommt dieses Projekt nun zumindest einen kleinen Schritt voran: Die Deutsche Bahn will voraussichtlich noch in diesem Jahr ein Expertenbüro mit der Planung eines Fußgängerstegs beauftragen. Die Ausschreibung für die Planungsleistungen werde der Konzern "bis zum Jahresende auf den Weg bringen", kündigt ein Sprecher der Deutschen Bahn (DB) an. Der Freistaat habe zugesagt, den Großteil der finanziellen Mittel für die ersten Planungsschritte zur Verfügung zu stellen. Die Rede ist von etwa 400 000 Euro.

Wie genau der Steg aussehen und wo er konkret stehen wird, das sei derzeit noch völlig offen, sagt der Sprecher. Außerdem ist noch unklar, ob von dem Steg auch zu jedem der insgesamt 16 Gleise in der Haupthalle des Hauptbahnhofs auch ein Fahrstuhl hinabführen wird. "Das alles ist Gegenstand der nun zu beauftragenden Planungen", sagt der Sprecher.

Möglich wäre auch, dass nur am nördlichen Ende des Stegs, also auf Höhe des Gleises 26, sowie am südlichen Ende, also am Gleis elf, jeweils ein Aufzug integriert wird - zu den Bahnsteigen dazwischen aber lediglich Treppen vom Steg hinunterführen würden. Schließlich sei das auch eine Frage der Kosten, sagt der Sprecher. Die zu beauftragenden Büros sollen nun mehrere Varianten durchplanen und die jeweiligen Kosten dafür abschätzen - dann erst werde entschieden, welche Variante umgesetzt wird.

Ohnehin ist die Finanzierung des Projekts bislang noch überhaupt nicht gesichert. Das Geld, das der Freistaat jetzt bereitgestellt hat, dient lediglich dazu, die ersten Planungsschritte anzuschieben. Die Errichtung des eigentlichen Stegs wäre dann nach Auskunft des DB-Sprechers Aufgabe des Bundes - und damit ein Projekt, das aus dem sogenannten "Bundesverkehrswegeplan" zu finanzieren sei.

In dem allerdings findet sich zu dem Steg am Hauptbahnhof bislang kein Wort, zudem ist der Topf heillos "überzeichnet", wie das die Fachleute nennen. Es wird darin also eine Unmenge an Projekten aufgeführt; und für viele diese Projekte werde das Geld am Ende nicht reichen. Nach Auskunft des DB-Sprechers wollen der Konzern und der Freistaat deshalb nach einer anderen Finanzierungslösung suchen. Wie die aber genau aussehen könnte, ist völlig offen.

Klar ist nur: Mindestens zehn Millionen Euro würde die zusätzliche Querung wohl mindestens kosten. Und einen konkreten Zeitplan, bis wann die Planer ihre Varianten vorzulegen haben, will der Bahnsprecher auch nicht nennen. Konkrete Angaben dazu wird es wohl erst geben, sobald die Ausschreibung für die Planungsarbeiten von der DB veröffentlich wird.

Die engagierten Fahrgäste von Pro Bahn indes dürfte die Nachricht erfreut zur Kenntnis nehmen. Sie hatten erst im vergangenen Jahr eine Online-Petition gestartet, um den Druck auf die Bahn und den Freistaat zu erhöhen. Denn insbesondere die DB stand dem Vorhaben bislang eher reserviert gegenüber. Im Herbst hatten sie dann etwa 2000 Unterschriften an Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) überreicht. Im Frühjahr hatte dann der Verkehrsausschuss des Landtags einstimmig die Staatsregierung aufgefordert, sich für den Steg einzusetzen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: