Süddeutsche Zeitung

Gastronomie:Was Luxuscaterer Ulrich Dahlmann für die Zeit nach Corona plant

Feiern im Designparadies in der Innenstadt, exklusive Events auf einer 3000 Quadratmeter großen Bergwiese am Tegernsee: Ulrich Dahlmann steckt voller Pläne - und ist sich sicher, dass bald wieder richtig gefeiert wird.

Von Franz Kotteder

Der Ausblick ist faszinierend. "Hat was von Central Park", sagt Sarah-Joan Fuld von der Design-Firma Blackspace. Vom fünften Stock des Bürogebäudes an der Ecke Sophien- und Katharina-von-Bora-Straße blickt man vom Parkcafé und dem Alten Botanischen Garten über ein grünes Blätterdach auf den Justizpalast und die Frauenkirche. Hier sollen sich künftig nicht nur kreative Menschen Gedanken über die gute Form machen, hier soll auch gefeiert werden. Der Luxuscaterer Dahlmann wird in den individuell ausgestatten Räumen Privat- und Firmenfeiern veranstalten, sobald das wieder möglich ist.

Caterer haben momentan nicht die beste Zeit. Wenn sich gerade mal zwei Hausstände treffen dürfen, dann brauchen die schließlich kein Büffet für 100 Leute. Keine Events, kein Geschäft, bestenfalls Kurzarbeit und Überbrückungshilfe - so lauten die Perspektiven für die Eventbewirtungsbranche. Und wenn jemand wie Ulrich Dahlmann in der Oberliga unterwegs ist und Großereignisse bei der Berlinale, bei Modeschauen oder Markenpräsentationen von Porsche und Co. betreut, dann ist das Jahr 2020 ein ziemlich vernichtendes, zumindest deprimierendes gewesen.

Aber Ulrich Dahlmann wirkt überhaupt nicht so, als ob ihn Corona kratzt. Er steckt gerade voller Pläne. Mitten in der Innenstadt hat er jetzt mit Blackspace einen neuen Ort für Events eröffnet: "The Fuld". Dahlmann hat schon viele Ideen, was sich hier machen lässt, wenn die Pandemie in absehbarer Zeit dann doch ihren Schrecken verloren hat. In dem kleinen Privatkino mit exakt neun Plätzen in schweren, nein schwersten schwarzen Lederfauteuils im vierten Stock etwa, im ganz mit schwarzweißgrauem Teppich ausgekleideten Konferenzraum mit Sechzigerjahre-Sesseln oder auf den Dachterrassen des Hauses. "Dort kann man Gemüse und Küchenkräuter anbauen", sagt er, "wir denken darüber nach." Im vergangenen Jahr hatte er eh viel Zeit, im elterlichen Bauernhof in Franken mitzuarbeiten und darüber nachzudenken, was sich alles machen lässt nach der Pandemie.

Im Wildbad Kreuth am Tegernsee, das neuerdings sein Freund Korbinian Kohler vom Hotel Bachmair Weissach gepachtet hat, wird er in den nächsten zwei Jahren exklusive Events anbieten können, auf der 3000 Quadratmeter großen Bergwiese, im historischen Kaminzimmer und im Festsaal beispielsweise. Mit den Sterneköchen Tohru Nakamura aus München und Norbert Niederkofler aus Südtirol plant er dort Pop-up-Restaurants. Er ist sich sicher, dass bald wieder richtig gefeiert wird, wenn alles sicher ist, "die Sehnsucht danach ist doch groß". Und er ist dankbar, sagt er, dass der Staat es ermöglicht hat, mit Hilfe von Kurzarbeit und Überbrückungshilfen das Team zusammenzuhalten und wirtschaftlich zu überleben.

Feiern ging und geht übrigens auch während Corona, wenn man genügend Geld dafür hat. Mit dem Konzept "Tischlein deck dich" nämlich. "Das ist wie einst bei König Ludwig", sagt Dahlmann, "wir bauen Esstisch und Menü für die Familie auf und verschwinden wieder." Ist das Essen beendet, genügt ein Anruf, und alles wird wieder kontaktlos abgeholt. Was das kostet? Sagt Dahlmann nicht: "Preis nach Vereinbarung."

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SZ vom 20.05.2021/van/baso
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