Demo gegen Krieg in der Ukraine:"Dieses verbrecherische Vorgehen gegen unsere Nachbarn ist unerträglich"

Lesezeit: 2 min

Was Teilnehmerinnen und Teilnehmer antreibt, bei frostigen Temperaturen auf dem Münchner Königsplatz zu demonstrieren.

Protokolle von Sophie Menner und Nadja Tausche, München

Mascha Litowtschenko, kommt aus St. Petersburg

Mascha Litowtschenko. (Foto: Stephan Rumpf)

"Ich gehe seit dem 24. Februar ( Beginn des Angriffskrieges, Anm. d. Red.) jeden Tag raus und protestiere gegen den Krieg. Ich bin in Russland geboren und aufgewachsen und fühle mich der Ukraine sehr verbunden. Alle Russen sind verbunden mit der Ukraine. Dieses verbrecherische Vorgehen gegen unsere Nachbarn, gegen unsere Verwandtschaft, es ist unerträglich, es ist furchtbar, es ist erschütternd. Wir sind nicht in Russland, hier können wir unsere Meinung frei äußern. Deshalb gehen wir raus und sagen: Nieder mit dem System Putin. Endlich hat es der Westen begriffen, ich bin so froh. Alles, was die Redner auf der Demo gesagt haben, hat die russische Opposition, Alexej Nawalny, schon seit Jahren versucht zu sagen. Jetzt haben die westlichen Politiker es endlich wahrgenommen und ernst genommen. Wir waren auch auf den Veranstaltungen, die mit 30 Leuten angefangen haben, und vor einem Jahr haben wir auch schon demonstriert, als Nawalny in Russland festgenommen wurde. Mein Nachname ist übrigens ukrainisch."

Martina Bonertz, Vorsitzende des Stadtverbands der ÖDP

Martina Bonertz und Alpan Önder. (Foto: Stephan Rumpf)

"Ich fand die Veranstaltung großartig, es waren wahnsinnig tolle Redner da. Man hat gemerkt, dass die Leute sehr bewegt sind - wenngleich auch sehr besorgt, was auch auf mich zutrifft. Wir wollen hoffen, dass wir ein kleines Zeichen setzen konnten. Ich bin hergekommen, weil ich drei Kinder habe und mich das Ganze einfach sehr betrifft. Als ich in der Schule war, hatten wir mit dem Jugoslawienkrieg einen innereuropäischen Krieg, das war schon sehr beklemmend. Jetzt zeichnet sich ab, dass sowas wieder passieren kann - das finde ich furchtbar. Ich fand die Rede von unserem Oberbürgermeister gut, und die von Tobi Ruff ( Mitglied des ÖDP-Landesvorstands, Anm. d. Red.) fand ich auch sehr bewegend. Sie hat nochmal aufgezeigt, dass man ein Stück weit auch dazu beiträgt. Geld regiert die Welt, und leider wird dieser Konflikt aus weltweiten Geldern finanziert. Da muss man dagegenhalten."

Emil Salzeder, Kommunalpolitiker

Emil Salzeder. (Foto: Stephan Rumpf)

"Ich bin heute auf die Demo gekommen, weil ich schon zwei Mal in der Ukraine war. Ich finde es sehr wichtig hier zu sein. Ich bin selbst Kommunalpolitiker (NEO-Fraktion, Unterhaching, Anm. d. Red. ). Die Demonstration am Samstag hat mir aber besser gefallen. Dort durften Ukrainer sprechen, hier nur die Politprominenz und das ist schade. Das ist ein ukrainisches Thema und kein deutsches Vorwahlkampfthema. Das ärgert mich. Ich unterstreiche alle Sätze, aber ich hätte gerne ein paar Ukrainer gehört, die von ihrer Heimat berichten. Sie haben auf ihren Handys gezeigt, wie es gerade aktuell aussieht - und das ist lebendig. Deshalb haben wir uns ein bisschen mehr Betroffene und betroffene Familien erwartet heute."

Monika Pauli

Monika Pauli. (Foto: Stephan Rumpf)

"Ich bin heute hierher gekommen, um einfach was zu tun. Man ist so hilflos. Ich bin hergekommen, um zu zeigen: Die Leute in der Ukraine sind nicht alleine in dieser Situation. Ich bin keine klassische Demo-Geherin, aber der Anlass ist so dramatisch. Ich fand's sehr spannend, dass manche über die eigenen Parteien und ihre eigenen Positionen gesprochen haben. Frau Knobloch hat über die Geschichte dieses Platzes gesprochen. Auf diesem Platz stand Hitler. Ich glaube, wir sind wieder sehr nah an dieser Situation. Und dann ist im Hintergrund das NS-Dokumentationszentrum. Das steht für sich. Es ist keine hundert Jahre her, dass wir so einen Krieg hatten. Ich finde es sehr erschreckend, wie es so weit gekommen ist und hoffe, dass es nicht mehr so weitergehen wird."

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MeinungUkraine-Demo in München
:Ihr seid nicht allein mit eurer Wut und euren Sorgen

Es ist eine beispiellose Geste: Auf dem Königsplatz demonstrieren 45 000 Menschen für den Frieden - und Politikerinnen und Politiker tun sich parteiübergreifend zusammen. Ihre Botschaft geht jeden an.

Kommentar von René Hofmann

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