Ukrainische Kriegsflüchtlinge:Wo in München überall Unterkünfte entstehen

Ukrainische Kriegsflüchtlinge: Etwa 1500 Menschen kamen am Donnerstag in München an: Für die kommenden Tage erwartet die Stadt ähnliche Zahlen, wenn nicht mehr.

Etwa 1500 Menschen kamen am Donnerstag in München an: Für die kommenden Tage erwartet die Stadt ähnliche Zahlen, wenn nicht mehr.

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Die Stadt eröffnet ihr Ankunftszentrum in der Nähe des Hauptbahnhofs und richtet Hunderte neuer Schlafplätze her. 1500 Menschen kamen allein am Donnerstag. Über einen Wettlauf mit der Zeit.

Von Nadja Tausche

Die Stadt sucht händeringend nach Unterkünften für Menschen aus der Ukraine. Von einer "dramatischen Herausforderung" sprach Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) am Freitag bei seinem neuerlichen Besuch am Hauptbahnhof. Man wisse nicht, wann wie viele Menschen ankommen - und wie lange sie bleiben. "Je länger dieser Krieg dauert, desto unwahrscheinlicher ist es, dass sie bald zurückgehen können in die Ukraine", so Reiter. "Wir haben Ankunftszahlen, die alles übertreffen was wir in einer Prognose vor einer Woche noch dachten." Derzeit würden praktisch alle Hallen in der Stadt auf ihre Tauglichkeit geprüft, sagte Reiter im Interview mit der Süddeutschen Zeitung, auch das Messegelände und die Kleine Olympiahalle. Sogar über den Bau einer Zeltstadt werde nachgedacht (SZ Plus).

Im Laufe des Donnerstags waren laut Sozialreferentin Dorothee Schiwy (SPD) 1500 Menschen aus der Ukraine in München angekommen, in der Nacht auf Freitag kamen noch einmal 800 dazu. Für die kommenden Tage erwarte man ähnliche Zahlen, sagte Schiwy, "wenn nicht mehr". Am Samstag soll ein Sonderzug mit 1500 Menschen ankommen. Um die Planung zumindest etwas zu erleichtern, sollen künftig Bahn und Bundespolizei die Stadt informieren, wenn Züge mit großen Gruppen ankommen.

Die Ankömmlinge können sich von sofort an in das neue Ankunftszentrum begeben. Es hat am Freitag den Betrieb aufgenommen und befindet sich im Hotel Regent schräg gegenüber des Hauptbahnhofs. Dort werden die Geflüchteten registriert, erklärt Edith Petry, Sprecherin des Sozialreferats. Es werde geklärt, wer weiterreisen will und wer in München bleibt, außerdem berate man Geflüchtete und erkläre ihnen das weitere Vorgehen: Wie sie also zum Beispiel eine Aufenthaltsgenehmigung bekommen, wenn sie die wollen. "Außerdem werden die Menschen hier in sowohl städtische als auch private Unterkünfte vermittelt", so Petry. Vor der Registrierung werden die Geflüchteten auf Corona getestet - wer positiv ist, muss sich im Hotel in Quarantäne begeben.

Ukrainische Kriegsflüchtlinge: Die Stadt hat das Hotel Regent in der Nähe des Hauptbahnhofs für zehn Monate gemietet.

Die Stadt hat das Hotel Regent in der Nähe des Hauptbahnhofs für zehn Monate gemietet.

(Foto: Stephan Rumpf)

Verpflichtend ist der Gang zum Ankunftszentrum der Sprecherin zufolge nicht. Registrieren können sich Geflüchtete auch online: Wer wisse wie das funktioniere und wo er hinwolle, könne das tun. "Aber die meisten wissen nicht Bescheid", sagt Petry, für sie sei das Zentrum ein Angebot. Die Stadt hat das Hotel für zehn Monate angemietet. Parallel dazu plant die Bundespolizei, Räume im Hauptbahnhof in Betrieb zu nehmen und dort zu erfassen, wer ankommt und wer einen Pass hat.

Anschließend müssen die Menschen in Unterkünfte verteilt werden. Dazu hat die Stadt weitere Kapazitäten geschaffen: Nach aktueller Planung sollen Menschen vorerst in Sporthallen mehrerer Berufsschulen sowie in Hotels untergebracht werden. Dazu gehören die Berufsschule in der Bergmannstraße auf der Schwanthalerhöhe sowie die in der Riesstraße in Moosach. Dort finden Petry zufolge künftig jeweils 200 bis 300 Menschen Platz. Auch in der Berufsschule in der Schleißheimer Straße an der Nordheide sollen 300 Schlafplätze geschaffen werden. Im Hotel Star G in Schwabing wurden die Kapazitäten um 100 Betten auf nun 220 aufgestockt. Auch im Hotel Regent, in dem das neue Ankunftszentrum untergebracht ist, können Menschen unterkommen: Es gibt 420 Schlafplätze in 200 Zimmern. Warum gerade Schulen genutzt werden, hängt damit zusammen, dass man nach einem Plan des Katastrophenschutzes vorgeht: Der sei über Jahre hinweg erarbeitet worden, erklärt Schiwy.

Die Erzdiözese will Geflüchtete aufnehmen

Helfen will auch die katholische Kirche: Die Erzdiözese München und Freising hat ihre rund 750 Pfarreien in Oberbayern dazu aufgerufen, Geflüchtete aufzunehmen und verfügbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Zudem habe man der Stadt das derzeit geschlossene Studentenwohnheim Paulinum in der Maxvorstadt angeboten. Auch in Tagungshäusern der Erzdiözese wie Schloss Fürstenried stünden Wohnungen und Zimmer bereit.

Bis ausreichend Unterkünfte gefunden sind, bleibt die Lage auch für die Helferinnen und Helfer am Hauptbahnhof schwierig. Am Bahnhof kommen viele der Menschen an, im Seitenflügel geben Helfer Geflüchteten warmes Essen aus und verteilen unter anderem Windeln, Babybrei in Gläsern und Schokoriegel. "Es ist sehr viel unklar", berichtet Nadja Wolfsbauer von der Caritas. Am Mittwoch hat sie die Menschen zu Fuß zu den Schlafplätzen im Luisengymnasium begleitet, erzählt sie, das allerdings steht nun nicht mehr zur Verfügung. Wo die Menschen jetzt hinsollen, wissen sie hier oft nicht. "Die Kommunikation müsste besser sein", sagt Wolfsbauer. Man wolle die Menschen nur ungern wohin schicken, wo sie nach ein paar Tagen wieder weg müssten, ergänzt ihre Caritas-Kollegin Bettina Riedl. "Und die meisten wissen selbst nicht, ob sie kurz- oder langfristig etwas brauchen."

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