Integration von Geflüchteten:Bahn bildet Ukrainerinnen aus

Integration von Geflüchteten: Neun Frauen aus der Ukraine werden in München für den Bordservice in den ICEs ausgebildet.

Neun Frauen aus der Ukraine werden in München für den Bordservice in den ICEs ausgebildet.

(Foto: Florian Peljak)

Die DB benötigt dringend Fachkräfte - und vor dem russischen Angriffskrieg sind Tausende Menschen nach Deutschland geflohen. Nun hat der Konzern eine komplett ukrainische Ausbildungsklasse in München vorgestellt.

Von Benjamin Probst

Für viele Ukrainerinnen und Ukrainer waren und sind Züge ein Ausweg aus dem Krieg. Bereits Ende Februar des vergangenen Jahres, kurz nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine, war auch die Deutsche Bahn (DB) gefordert. Sonderzüge wurden eingeplant, kostenlose Tickets verteilt und in deutschen Bahnhöfen erste Anlaufstellen für ukrainische Geflüchtete geschaffen.

Die Deutsche Bahn entschied sich außerdem früh dazu, den Neuankömmlingen auch Jobberatungen anzubieten. Am Montag hat die DB am Münchner Hauptbahnhof ihre erste komplett ukrainische Ausbildungsklasse vorgestellt. Das Unternehmen benötigt dringend neue Fachkräfte. Außerdem sei man gerne "Chancengeber", sagt Kerstin Wagner, Leiterin der DB-Personalgewinnung in München.

Neun Frauen sollen für den Bordservice in den ICEs ausgebildet werden. Einen sechsmonatigen Sprachkurs mit einem Schwerpunkt auf DB-Fachjargon haben sie bereits hinter sich, jetzt geht es in die praktische Ausbildung in den Zügen.

Eine dieser Frauen ist die 36-jährige Yulya Anpilohova. Sie arbeitete vor Kriegsbeginn bei einer großen Bank in Charkiw. Nachdem sie mit ihrer Mutter und Tochter fürs Erste bei einer deutschen Familie untergekommen sei, habe sie vom Angebot der DB erfahren. Die Bahn sei eine große Firma, bei der sie Karriere machen könne, hofft sie.

Auszubildende mit Migrationshintergrund habe man viele bei der Bahn, sagt Gunnar Kienzle, ein Ausbilder der DB. Wegen der sprachlichen Hürden sei die Ausbildungszeit in den Zügen aber von drei auf sechs Wochen verdoppelt worden. Auch sonst müsse man sich didaktisch anpassen, sagte Kienzle. "Viele haben ihre Familien in der Ukraine, da gibt es viel Redebedarf." Deswegen fänden vor und nach dem Ausbildungstag Gespräche statt, um das Erlebte aufzuarbeiten.

Yulya Anpilohova hat niemanden mehr in der Ukraine, berichtet sie, alle ihre Verwandten seien entweder in Deutschland oder in Frankreich und Polen verteilt. Sie wolle sich ein langfristiges Leben in Deutschland aufbauen, "in der Ukraine wird es dauern, bis alles wieder aufgebaut ist", sagt sie. Außerdem wolle sie ihrer zehnjährigen Tochter ein Studium ermöglichen.

An diesem Dienstag hat sie ihren ersten praktischen Ausbildungstag im ICE. Wohin der Zug fährt, das wisse sie noch nicht. "Das wird eine große Überraschung", sagt sie und lacht. Ihre Zeit in Deutschland habe generell viele Überraschungen bereitgehalten.

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