Museum Ägyptischer Kunst München:Hieroglyphen von heute

Das Museum Ägyptischer Kunst widmet dem Münchner Maler und Objektkünstler Ugo Dossi die Schau "Zeichen und Wunder". Dossi verbindet in Skulpturen oder holographischen Werken altägyptische Bild-Allegorien mit heutigen "Welt-Bildern".

Von Jürgen Moises

Kunst und Religion, Diesseits und Jenseits. Im alten Ägypten war das aufs Engste miteinander verbunden. Es gab Götter in Menschen-, Tier- oder anderer Gestalt, die für Naturerscheinungen oder andere Ereignisse zuständig waren. Sie wurden in Form von Bildern oder Bildzeichen verehrt, die uns aufgrund ihrer Fremdheit und Komplexität meist sehr rätselhaft erscheinen. Dazu gehören auch die Hieroglyphen, das ägyptische Schriftsystem, das ebenfalls mit religiösen Vorstellungen verknüpft ist. Wie die ägyptischen Bilder oder Statuen üben auch die Hieroglyphen eine große Faszination aus, entführen uns in eine vergangene, jenseitige Welt. Und obwohl uns vieles daran fremd ist, hat uns diese Jahrtausende alte Zeichenwelt auch heute noch sehr viel zu sagen.

So sieht es jedenfalls der Münchner Maler und Objektkünstler Ugo Dossi, von dem schon seit ein paar Tagen virtuell und vom 8. April nun auch real die Ausstellung "Zeichen und Wunder" im Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst zu sehen ist. Darin setzt sich der mehrfache Biennale- und Documenta-Teilnehmer mit der altägyptischen Kunst und speziell den hieroglyphischen Zeichen auseinander, die ihn als Künstler schon länger faszinieren. Dabei verbindet Dossi in Skulpturen oder holographischen Werken altägyptische Bild-Allegorien mit heutigen "Welt-Bildern" und lädt damit zu einer "immateriellen Reise nach Ägypten" ein.

Museum Ägyptischer Kunst München: Hier ist das Portrait-Profil der weltberühmten Nofretete als Zeichen zwischen zwei gespiegelten Wirbeln.

Hier ist das Portrait-Profil der weltberühmten Nofretete als Zeichen zwischen zwei gespiegelten Wirbeln.

(Foto: Ugo Dossi)

Das zentrale Kompositionsprinzip ist dabei das des "Rebis". Ein Begriff, der aus der Alchemie stammt und die Vereinigung zweier Prinzipien zu einem höheren Dasein meint. In der gleichnamigen, neuen Werkreihe verbindet Dossi Elemente aus der Zeichenwelt der Hieroglyphen mit Motiven aus dem eigenen Zeichen-Repertoire und erschafft daraus Bilderrätsel, die man sich assoziativ erschließen muss. Das kann ein Vogelwesen mit einem neuen, menschlichen Gesicht sein oder ein oranger Panther in einer Art Sternenmeer. Einen Teil dieser Bilder versteht Dossi als "Alphabet der heilenden Zeichen", die während Corona "positive Emotionen" ausstrahlen sollen.

Die ebenfalls neue Werkreihe "Calix" besteht aus Gefäß-Skulpturen aus Granit und Marmor, mit denen er die Darstellung der Könige und Götter Nofretete, Echnaton, Horus und Sachmet neu formuliert. Diese funktionieren auf der Basis von Vexierbildern, weil man sie sowohl als Kelche als auch Gesichter wahrnehmen kann. Damit führen sie von der materiellen in eine immaterielle Welt und laden einen als Betrachter zum sich Wundern ein.

Ugo Dossi: Zeichen und Wunder, Do., 8. April bis 27. Juni, Staatliches Museum Ägyptischer Kunst, Gabelsbergerstr. 35, zusätzlich virtuell unter smaek.de/ausstellungen

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