Süddeutsche Zeitung

Nahverkehr:Bahn frei für die U5 nach Pasing

Der Stadtrat beschließt einstimmig den Bau der knapp eine Milliarde Euro teuren U-Bahn-Trasse von Laim Richtung Westen - auch wenn dafür 380 alte Bäume gefällt werden müssen. Schon im Januar können die Arbeiten beginnen.

Von Andreas Schubert

Der Verlängerung der U-Bahn-Linie U5 von Laim nach Pasing steht nun nichts mehr im Weg. Am Mittwoch hat die Vollversammlung des Stadtrats einstimmig und ohne lange Debatte das ganze Projekt sowie die Ausführung des ersten Bauabschnitts bis zum künftigen Bahnhof Willibaldstraße genehmigt. Schon im Januar können somit die Bauarbeiten beginnen. Um den Bau zu beschleunigen, startet das Baureferat auch gleich die Ausschreibung der Bauleistungen für den Rohbau im zweiten Bauabschnitt. Das ist der Rest der Strecke mit den neuen Bahnhöfen Am Knie und Pasing. Damit es schneller geht mit den weiteren Planungen, schafft das Referat zehn zusätzliche Stellen.

Insgesamt wird die Strecke bis nach Pasing 3,2 Kilometer lang und kostet fast eine Milliarde Euro. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) geht allerdings davon aus, dass es vom Bund dafür ausreichend Fördermittel gibt. Die Verwaltung rechnet damit, dass der Bund 75 Prozent der Kosten übernimmt, der Freistaat weitere 15 Prozent. Doch dafür müssen erst die Förderrichtlinien geändert werden. Bisher gibt es nur ein schriftliches Versprechen des ehemaligen Bundesverkehrsministers Andreas Scheuer (CSU), weshalb der Fahrgastverband Pro Bahn vor einem "Milliardengrab" warnt. Nach aktuellem Stand wäre die U5-Verlängerung nur teilweise förderfähig, das Baureferat schätzt die schon heute möglichen Zuwendungen auf gerade einmal 150 bis 200 Millionen Euro.

Doch ein Zurück gibt es nun nicht mehr. Nachdem der Stadtrat vor sechs Jahren den grundsätzlichen Beschluss gefasst hatte, die U-Bahn zur Not sogar auf eigene Kosten zu bauen, hatte das Baureferat 2018 die Planfeststellung eingeleitet. Dieser ging, so betonte Baureferentin Rosemarie Hingerl am Mittwoch ausdrücklich, eine umfangreiche Bürgerbeteiligung voraus. Hingerl erklärte dies, weil der Bund Naturschutz (BN) Ende November noch einmal dagegen protestiert hatte, dass in der Gotthardstraße 530 Bäume mit einem Stammumfang von mindestens 80 Zentimetern gefällt werden müssten. Diese Zahl stellte die Baureferentin richtig: Es seien nur 384 alte Bäume. Die Baumproblematik sei damals auch in der Beschlussvorlage erörtert worden, zudem habe es unter anderem einen Ortstermin mit dem BN gegeben. Der freilich hatte sich schon damals gegen das Projekt ausgesprochen, auf eine Klage aber aus finanziellen Gründen verzichtet.

Dass die Bäume fallen müssen, liegt daran, dass in der Gotthardstraße wegen der zu geringen Tiefenlage der Gleise nicht bergmännisch, sondern nur in der sogenannten Deckelbauweise gebaut werden kann, für die eine Baugrube ausgehoben werden muss. Dafür brauche man den gesamten Straßenraum, so Hingerl. Eine geänderte Gleisführung, wie sie der BN vorgeschlagen hat, sei nicht realisierbar.

Die Stadträte bedauerten, dass die Bäume geopfert werden müssen, sahen aber ebenfalls keine Alternative. Deshalb sollen nach Abschluss der Bauarbeiten möglichst wieder große Bäume gepflanzt werden. Westlich der Willibaldstraße kann der Tunnel dann baumschonend und bergmännisch entstehen.

Bisher nannte das Baureferat stets eine Bauzeit von sechs bis acht Jahren. Ob sich diese nennenswert verkürzt, muss sich erst noch zeigen. Danach soll die mögliche Verlängerung der U5 um weitere 4,7 Kilometer bis ins Neubaugebiet Freiham erfolgen. Die Planungen laufen bereits, Mitte der 2030er Jahre könnten dann - sofern alles optimal läuft - die ersten U-Bahnen nach Freiham rollen.

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