Verlängerung der U5:Großbaustelle vorm Balkon

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Zwischen Stahlbetonwänden: OB Dieter Reiter (Mitte) lässt sich von Alexander Kressierer (l.) und Frank Frischeisen die U-Bahn-Baustelle am künftigen Bahnhof Willibaldstraße zeigen. (Foto: Catherina Hess)

Die Verlängerung der U5 vom Laimer Platz in Richtung Westen verlangt den Anwohnern einiges ab. Das stellt auch OB Reiter fest, als er sich ein Bild vom Fortgang der Arbeiten macht.

Von Barbara Galaktionow

Etwa zwei Kilometer lang zieht sich die Baustelle vom Laimer Platz aus Richtung Westen. Zwei Kilometer mit Bauzäunen, allerhand hohen Kränen, Baggern und anderen imponierend großen Spezialgeräten. Der Auto- und Radverkehr wird umgeleitet, Fußgänger müssen ein paar Schlenker machen, und auch Haustüren oder Tiefgaragenzufahrten sind teilweise nur über Umwege zugänglich. Der westliche Teil der Gotthardstraße, er zeigt sich als eine riesige Baustelle. Mit Schmutz, Lärm und manchmal auch Erschütterungen. Und die Anwohner sind sehr nah dran am Geschehen.

Das stellte auch Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) fest, der sich am Dienstag ein Bild vom Fortgang der Bauarbeiten für die Verlängerung der U5 machte. Diese soll vom Laimer Platz über die Stationen Willibaldstraße und Am Knie zunächst bis nach Pasing führen und eines Tages vielleicht sogar bis Freiham. „Hier besteht tatsächlich für die Anwohnerinnen und Anwohner eine extrem hohe Betroffenheit“, sagte Reiter mit Blick auf den ersten Teilabschnitt zwischen Laimer Platz und Willibaldstraße. Denn die Baustelle reiche hier quasi „bis zum Balkon hin“.

Der U-Bahn-Ausbau sei jedoch ein „ganz wesentlicher Schritt, um unsere Mobilitätsziele zu erreichen“, betonte der OB. Man baue hier für die nächste und übernächste Generation. Deshalb habe die Stadt sich auch 2014 verpflichtet, die U5 zu verlängern – ohne Förderzusagen von Bund und Land erhalten zu haben. Auf 1,3 Milliarden Euro werden derzeit die Kosten für den Streckenausbau bis Pasing veranschlagt. Der Antrag auf Förderung liefe, sagte Frank Frischeisen, Abteilungsleiter U-Bahnen bei der Landeshauptstadt München.

Reiter betonte die Unsicherheit, mit der die Stadt angesichts dieser nachgelagerten Finanzierungsverfahren konfrontiert sei. So habe die Stadt sich auch in Freiham und am Hauptbahnhof für den Bau der U9 zu Vorhaltebauwerken entschlossen, ohne zu wissen, ob man je in der Lage sein werde, die entsprechenden U-Bahnen zu bauen. Im Bund sei viel von Verkehrswende die Rede, „bei der Bemessung des Geldes merkt man das nicht“, kritisierte der OB. Man müsse verlässliche Finanzierungszusagen haben, bevor man mit Bauprojekten starte, forderte er.

Um Anwohner und Interessierte noch besser über den Ausbau zu informieren und zu „erklären, was wir hier tun“, wie Reiter sagte, hat die Stadt Anfang Oktober in der Willibaldstraße 70 ein Infocenter eingerichtet. Immer mittwochs von 15 bis 19 Uhr können Menschen sich hier über den Fortgang der Arbeiten informieren oder ihre Anliegen zur Sprache bringen. Denn bis der Bau der U-Bahn-Strecke, der 2022 mit der Abholzung Hunderter Bäume begann, abgeschlossen ist, wird es noch einige Jahre dauern.

Über der Baugrube wird ein Dach aus Stahl und Beton gebaut. So soll ab 2028 auch auf der Gotthardstraße in Laim der Verkehr wieder ungestört fließen. (Foto: Catherina Hess)

Meterhohe Wände aus Stahlbeton, sogenannte Schlitzwände, wurden derzeit bereits auf etwa der Hälfte des Abschnitts zwischen Laimer Platz und Willibaldstraße auf zwei Seiten in den Boden getrieben. Zwischen ihnen werden mindestens 20 Meter breite Baugruben für den U-Bahn-Tunnel und den Bahnhof ausgehoben. Auf den wird dann oben wiederum ein Betondeckel gesetzt, auf dem die Straße entsteht. Bis 2028 soll dieser Rohbau laut Frank Frischeisen, Abteilungsleiter U-Bahnen bei der Landeshauptstadt München, abgeschlossen sein. Der strapaziöseste Teil für die Anwohner dürfte damit in diesem Abschnitt vorbei sein.

Der Innenausbau der U-Bahn mit Gleisen, elektrischen Leitungen und dem U-Bahnhof Willibaldstraße soll bis 2030 fertig sein, wie Alexander Kressierer, Hauptabteilungsleiter Ingenieurbau bei der Stadt, sagte. Dann solle dieser U-Bahnhof bereits in Betrieb genommen werden, der erste neue seit langer Zeit: Zuletzt hatte die Stadt Ende 2010 den U-Bahnhof Moosach eröffnet.

Zielzeit für den Ausbau bis Pasing ist Kressierer zufolge das Jahr 2034, doch müsse man beim Bau von Tunneln immer wieder mit Unvorhergesehenem rechnen, daher ließe sich das nicht sicher sagen. Derzeit laufen bereits die ersten Arbeiten für die Bahnhöfe Am Knie und Pasing sowie für das Vorhaltebauwerk in Freiham.

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