Zwischen Münchner Freiheit und Universität:Neue Weichen: U-Bahnlinien 3 und 6 wochenlang gesperrt

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Gleise und Weichen der U-Bahn-Strecke zwischen Münchner Freiheit und Universität müssen in den nächsten Wochen erneuert werden. (Foto: SWM/MVG)

Seit diesem Montag, 13. Juli, bedeutet das für 180 000 Fahrgäste täglich bis zu 20 Minuten längere Fahrtzeiten - zehn Wochen lang.

Von Andreas Schubert

Wenn die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) in Wortspielchen verfällt, ist Aufmerksamkeit geboten: "Weichen weichen Weichen", heißt es in der jüngsten Mitteilung der MVG. Und dies bedeutet, dass die Strecke der U-Bahnlinien U3 und U6 von Montag, 13. Juli, bis Freitag, 18. September, zwischen Münchner Freiheit und Universität komplett gesperrt ist.

Das sind zehn Wochen, an denen täglich bis zu 180 000 Fahrgäste auf Ersatzbusse oder andere U-Bahnen ausweichen müssen. Die Reisezeit verlängert sich einschließlich der Umsteigezeiten nach Schätzung der MVG um bis zu 20 Minuten.

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Der Grund für die Sperre: Die Stadtwerke erneuern auf dem Streckenabschnitt neun Weichenanlagen. Kosten: Zehn Millionen Euro. Die Weichenerneuerung ist laut MVG notwendig, weil die Anlage an der Münchner Freiheit aus den Anfangszeiten der U-Bahn stammt und schon fast 50 Jahre alt ist. Hier endet respektive beginnt die gemeinsame Stammstrecke der beiden Linien U 3 und U 6, unter der Woche rattern mehr als 700 Züge über die Weichenanlage. Diese Belastung hinterlässt ihre Spuren, einzelne Reparaturen, so die MVG, helfen hier nicht mehr weiter und sind zu teuer, weshalb die Stadtwerke nun keine halben Sachen machen: Sie wechseln die Weichen aus, die Schwellen, 1700 Tonnen Schotter, die Verbindungs- und Anschlussgleise sowie die Stromschiene. Parallel dazu nutzen die Stadtwerke das Zeitfenster unter anderem auch, um die Wände auf der Bahnsteigebene des U-Bahnhofs Giselastraße zu sanieren und Brandschutzauflagen umzusetzen.

Den Zeitraum für die Erneuerung im Sommer haben die Stadtwerke und ihre Tochtergesellschaft MVG damals bewusst gewählt, als niemand mit der Corona-Krise gerechnet hatte. Vor den Bauarbeiten sollte das letzte Spiel der Fußball-Europameisterschaft in München steigen, danach die Wiesn. Mitten in die Bauzeit fallen die fahrgastärmeren Schul- und Semesterferien sowie die weitgehend spielfreie Zeit in der Fröttmaninger Arena.

Die Arbeiten ziehen sich in die Länge, weil die Weichen im Tunnel nicht einfach herausgehoben werden können, sondern zerlegt werden müssen. Um eine Vollsperrung kommen die Stadtwerke zudem nicht herum, weil es im Tunnel selbst für einen eingleisigen Pendelbetrieb zu eng wäre. Damit wenigstens zwischendurch die Baustellenzüge zur Großbaustelle am Sendlinger Tor und die Betriebsfahrten von und zur technischen Basis in Fröttmaning auf einem Gleis passieren können, muss das Baufeld phasenweise umgebaut werden, was ebenfalls Zeit kostet. Das Zeitfenster von zehn Wochen sei "sehr knapp bemessen", sagt die MVG. Deshalb werde fast rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche gearbeitet. Ausschließlich nachts zu arbeiten sei nicht möglich. Dies würde unter anderem die Bauzeit extrem verlängern.

Wie kommen Fahrgäste der U3 und U6 nun an ihr Ziel? Für die U 3 gilt: Zwischen Moosach und der Innenstadt wird die Linie während der Bauarbeiten durch die U 8 ersetzt. Das heißt: Die Züge verkehren alle zehn Minuten und fahren ab Scheidplatz auf der Strecke der U 2 weiter Richtung Sendlinger Tor. Sie erreichen damit auch den Hauptbahnhof. Werktags, von 6 bis 20 Uhr, fährt die U8 weiter bis zum Mangfallplatz. Den kurzen Abschnitt zwischen Scheidplatz, Bonner Platz und Münchner Freiheit übernimmt ein Pendelzug im Zehn-Minuten-Takt. Im südlichen Abschnitt verkehrt die U3 zwischen Fürstenried West und Universität alle acht Minuten.

Für die U6 gilt: Im Norden fahren die Züge alle zehn Minuten zwischen Garching-Forschungszentrum und Münchner Freiheit sowie in der Hauptverkehrszeit alle fünf Minuten bis Fröttmaning. Abends kommt es zu weiteren Einschränkungen im Nordabschnitt: Dort ist von 21.30 Uhr an nur ein eingleisiger Betrieb im 20-Minuten-Takt möglich, weil das andere Gleis dann abschnittsweise von Bauzügen genutzt werden muss.

Im Süden fährt die U6 alle acht Minuten zwischen Klinikum Großhadern über Implerstraße und Sendlinger Tor bis zur Station Universität. Weil sich U3 und U 6 hier die Strecke teilen, fährt auf diesem Abschnitt alle vier Minuten eine U-Bahn zur Hauptverkehrszeit. Aber auch dies ist eine Einschränkung: Im normalen Betrieb wird die Strecke alle zwei bis drei Minuten bedient.

Im etwa 1,5 Kilometer langen Abschnitt zwischen Universität, Giselastraße und Münchner Freiheit richtet die MVG auf der Ludwig- und Leopoldstraße einen Schienenersatzverkehr (SEV) mit Bussen ein, die als Linie U 6 gekennzeichnet sind. Sie fahren tagsüber alle zwei Minuten und halten in unmittelbarer Nähe der U-Bahnhof-Zugänge. Damit die Busse schneller vorankommen, sollen die Ampelschaltungen angepasst werden. Für Fahrgäste, die werktags im Münchner Norden unterwegs sind und zwischen U3/U6 und U4 umsteigen wollen, richtet die MVG die Buslinie U 34 ein (siehe Infokasten).

Auch bei bestehenden Buslinien passt die MVG das Angebot an. Um mehr Passagiere transportieren zu können, fährt die Linie 150 größtenteils mit Gelenkbussen. Die Linie 153 fährt zwischen Odeonsplatz und Trappentreustraße je nach Tageszeit im Drei- oder Sieben-Minuten-Takt. Bei Buslinien an den Außenästen haben die Angebotsplaner einige Spätfahrten angepasst, um auch bei den veränderten Ankünften und Abfahrten der U-Bahn die Anschlüsse zu erhalten.

Pendler werden sich noch an die jüngste Großbaustelle auf der U3 vor dreieinhalb Jahren erinnern. 25 Wochen lang war die Linie zwischen Scheidplatz, Bonner Platz und Münchner Freiheit gesperrt. 7500 Tonnen Schotter mussten die Arbeiter damals in den zwei Kilometer langen Röhren austauschen, ursprünglich waren Planer von 4500 Tonnen Schotter ausgegangen, weil die mehr als 40 Jahre alten Pläne nicht mit den tatsächlichen Gegebenheiten im Untergrund übereingestimmt hatten, weshalb sich die Bauzeit um zwei Wochen verlängerte. Zusätzlich wurden 3300 Schwellen und neun Kilometer Schienen neu eingebaut.

© SZ vom 06.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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